Veröffentlicht in Bildung, Politik

zu kurz gedacht

Vorgestern (freitags) in der „Zeit im Bild Nacht“ des ORF: ein Beitrag über „das Drama von Moria“. Man sieht das neue Notlager Kavatepe, eine Kleinstadt aus Containern und Zelten für 10.000 Menschen; es sei bereits überfüllt. Man lässt den Ungarn Orban den Visegrad-Standpunkt erklären: die EU wolle Flüchtlingsströme lenken, die Visegrad-Staaten wollen gar keine Flüchtlinge aufnehmen. „That’s a different kind of approach.“ Allerdings ist das Wegsehen von Problemen eben kein „approach“; gar keiner.

Und dann Bundeskanzler Kurz: „Wir können definitiv nicht alle Menschen aufnehmen, aber wir wollen helfen, und die richtige Antwort ist aus meiner Sicht die Hilfe vor Ort.“

Da verfehlt der Kanzler das Thema. Durchgefallen! Niemand fordert von Österreich, alle Menschen aufzunehmen. Und die Hilfe vor Ort – der grüne Beitrag zur Bundes-Flüchtlingspolitik? – wäre natürlich auch ein guter Schritt vorwärts zusätzlich zur Aufnahme von Flüchtlingen. Es wäre eine halbrichtige Antwort. Aber die versprochene „Hilfe vor Ort“ kommt am Ort nicht an – wie man dem anschließenden Interview von Doro Blancke (Fairness Asyl) unschwer entnehmen kann.

Niemand muss alle Menschen aufnehmen. Aber Solidarität wäre gefordert, Solidarität mit den Flüchtlingen – oder wenigstens mit den Staaten und Regionen, die die Flüchtlinge derzeit unterbringen müssen.


Damit es auch dieser Bundeskanzler kapiert: Niemand fordert von Österreich die Aufnahme aller Flüchtlinge. Niemand fordert von Österreich die Lösung der weltweiten Flüchtlingsprobleme. Niemand fordert von Österreich die Lösung der Klimakrise. Niemand fordert von Österreich die Lösung der Coronakrise. Wirklich niemand.

Aber Beiträge, relevante BEITRÄGE, RELEVANTE, WESENTLICHE BEITRÄGE sind gefordert. Von allen, auch von Österreich. Auch von uns.

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