Russland fordert die Kapitulation von Mariupol
Im Angriffskrieg, den die russische Föderation gegen die Ukraine führt, ist die Hafenstadt Mariupol von russischen Truppen im Wesentlichen eingenommen. Russland fordert die einige hundert ukrainischen Soldaten, die sich in einem Stahlwerk verschanzt haben, auf sich zu ergeben. Die Ukraine lässt die Frist verstreichen.
Es ist klar, dass Mariupol für die Ukraine den Zugang zum Asow’schen Meer sichert und damit eine erhebliche strategische Bedeutung hat. Aber ist eine Kriegsführung, die einige 100 – man liest auch 2.000 – Soldatinnen und Soldaten in den sicheren Tod schickt, verantwortungsvoll? (Gut: man weiß auch nicht, was mit diesen Soldat*innen geschähe, wenn sie sich ergäben. Russische Menschenrechtsverletzungen sind ausreichend dokumentiert.) Braucht die Ukraine so viele tote „Helden“?
Die ukrainische Führung?
Ich verstehe auch andere Maßnahmen der ukrainischen Führung nicht. Ich verstehe nicht die Ausladung des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier, der früher, als Kanzleramts- und als Außenminister, mit Russland und Putin zusammengearbeitet hat. (Sehr viele haben versucht, mit Russland und Putin zusammenzuarbeiten.) Ich verstehe nicht die wiederholte Forderung nach einer von der NATO überwachten Flugverbotszone, die garantiert zu Kämpfen zwischen NATO-Truppen und russischem Militär und damit an einen Dritten Weltkrieg führen würde. Ich verstehe auch nicht, dass der ukrainische Botschafter in Deutschland Sympathien für ukrainische Rechtsextreme äußert …
Russland führt einen völkerrechtlich verbrecherischen Angriffskrieg; das ist klar. Die Interessensgegensätze zwischen Russland und der Ukraine müssten und könnten auf dem Verhandlungsweg gelöst werden. Aber weder die Russen noch die Ukrainer wollen im Ernst verhandeln. Putin und seine Führungsclique sind in meinen Augen Verbrecher; ja. Aber mir ist auch nicht völlig klar, welches Süppchen Selenskiy und die ukrainische Führung am Köcheln halten.
Und wir?
Unsere Gesellschaft malt schwarz-weiß. „Helden“ lassen sich gut verkaufen; wir mögen Helden. Putin ist jetzt „böse“, also ist Selenskiy „gut“.
Ich bin für eine etwas differenziertere Darstellung.
Schreibe einen Kommentar