michael bürkle

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Michael Bürkle

Die Gen Z als Kund:innen

Bank as You Are

Die Tiroler Sparkasse schaltet Werbeanzeigen, die sich offenbar speziell an „die Jugend“, also in etwa an die „Gen Z“ richten sollen. Das ist ein Beispiel:

Abgebildet sind 3 junge Menschen um die 20; ganz rechts ein junger Mann mit Sakko und Krawatte, in der Mitte ist einer mit einem pinken Hoodie; ganz links lehnt sich noch eine junge Frau an den mittleren: vom der sieht man wenig, weil sie von Schriftteilen bedeckt ist. Alle 3 haben einen „coolen“ Blick direkt in die Kamera mit halb geschlossenen Lidern, eine Art „Gen Z Stare“ oder das, was eine Werbeagentur dafür hält. Sie scheinen verschiedene Aspekte der Gen Z symbolisieren zu sollen. Ist das in den Augen der Sparkasse die Gen Z?

Der Slogan lautet: „Unsere Love Language: Cash“. Also: „Unsere Sprache der Liebe: Bargeld“.

Werbung wird gemacht für „das modernste Studierendenkonto Österreichs“; der Link zu näherer Information lautet „tirolersparkasse.at/bank-as-you-are“ und erinnert damit an den Grunge-Hit „Come As You Are“ von Kurt Cobain bzw. Nirvana aus dem Jahr 1992. In einem Button werden bei einer Konto-Eröffnung 50 € versprochen: die gibt es aber nur, wenn man das Konto online eröffnet und laut dem Kleingedruckten am Fuß der Seite erst, wenn man „innerhalb eines Monats ab Kontoeröffnung“ mindestens 3 „Transaktionen“ durchgeführt hat.

Meine Wertung

Bedenklich finde ich das Bild, das eine Bank offenbar von der Gen Z hat: „unsere Sprache der Liebe: Bargeld“. Damit rückt man eine ganze Generation in die Nähe der Käuflichkeit und der Prostitution.

Die Tiroler Sparkasse stellt sich „die Jugend“ offenbar vor allem „cool“ vor: mit starrem Blick, ohne sichtbare Emotion, denn die Liebessprache sei ja Bargeld. Die Sparkasse verspricht ein „individuelles“ Banking – „as you are“; ob die Ankläge an eine Hymne des Grunge aus dem Jahr 1992 von den Adressat:innen verstanden und nachvollzogen werden können, möchte ich bezweifeln. (Vermutlich hat die Person, die die Werbung entworfen hat, auf ihre eigenen Assoziationen zurückgegriffen.)

Die Ästhetik des Grunge war eine „hässliche“, eine von Weltschmerz gezeichnete, und dieser Weltschmerz war oft echt. Ich weiß nicht, wie sehr sich die Gen Z da angesprochen fühlt oder fühlen soll.

Es ist auch eine sehr ambivalente Hymne, auf die da Bezug genommen wird, wie auch der Grunge selbst immer umstritten und ambivalent war (Lyrics nach www.songtexte.com):

Come as you are, as you were
As I want you to be
As a friend, as a friend
As an old enemy

Take your time, hurry up
The choice is yours, don′t be late
Take a rest as a friend

As an old memoria

Memoria
Memoria
Memoria

Come doused in mud, soaked with bleach
As I want you to be
As a trend, as a friend
As an old memoria

„Komm, wie du bist, wie du warst, wie ich dich haben möchte, wie ein Freund, wie ein alter Feind …“ – das „sagt“ die Bank ihren jungen Kund:innen. Ob sie damit das Lebensgefühl der Gen Z trifft? Ich zweifle. Ich zweifle auch am Werbereiz des Bargelds. Bargeld ist für die Gen Z nicht so wichtig; die verwenden da Karten.

Meine Erfahrungen mit der Gen Z

Die sind durchaus positiv. Ich kenne die Gen Z nicht nur als ultra-cool, sondern auch als überaus engagiert und durchaus charmant. Mir ist der „Gen Z Stare“ nicht wirklich geläufig: ja, gesehen hab ich so etwas auch schon, aber nicht sehr oft. Ich vermute, er ist ein Klischee.


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