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Michael Bürkle

Die Pensionslücke

Die OECD-Studie

Die OECD hat eine Studie „Pensions at a Glance 2025“ veröffentlicht, die die Pensions­systeme der OECD-Staaten vergleicht und u.a. auf den Pension Gender Gap eingeht, also auf den syste­matischen Unter­schied zwischen Pensionen von Männern und von Frauen. Den englischen Original­text findet man unter „www.oecd.org/content/dam/oecd/en/publications/reports/2025/11/pensions-at-a-glance-2025_76510fe4/e40274c1-en.pdf“; auf Deutsch gibt es leider nur eine gekürzte Zusammen­fassung unter www.oecd.org/content/dam/oecd/de/publications/reports/2025/11/pensions-at-a-glance-2025_76510fe4/b3992c03-de.pdf.

Pension Gender Gap

Die Pensions­lücke zwischen den Geschlechtern ist in Österreich besonders hoch. Sie beträgt in Österreich 35,6%; nur Japan (47,3%), Großbritannien (36,7%) und die Niederlande (36,3%) verzeichnen noch größere Abstände zwischen Männer- und Frauen-Pensionen; im OECD-Schnitt beträgt der Abstand immer noch ca. 22,8%. In Estland ist die Pensions­lücke schon beinahe geschlossen: da beträgt der Abstand nur mehr 5,8%.

Der Pension Gender Gap hat sich in der OECD insgesamt seit 2007 etwas eingedämmt: er ist von 28% auf 22,8% gesunken. In Österreich war die Tendenz anders: ab 2007 stieg die Pensionslücke noch von 33,3% auf ca. 39% im Jahr 2015; in den letzten 10 Jahren gelang da eine Wende auf immer noch hohe 35,6%.

Gründe

Die Gründe sind mehrfache. Einerseits verzeichnen wir in Österreich immer noch bei vergleich­baren Arbeits­verhältnissen höhere Gehälter bei Männern als bei Frauen. Nur im Öffentlichen Dienst ist das nicht mehr so. Dann gehen Frauen immer noch deutlich öfter in Karenz für Kinder­betreuung; bis zu 48 Monate werden zwar als pensions­relevante Zeiten angerechnet, aber es tritt natürlich ein Gehalts­verlust ein, der pensions­relevant ist: sowohl während der Karenzzeit als auch nach ihr nach einem Wieder­einstieg. Auch nach dem Wieder­einstieg arbeiten Frauen in Österreich deutlich häufiger in Teilzeit als Männer: auch das ist pensions­relevant. In Summe wirken sich diese Faktoren in Österreich besonders stark aus: stärker als in den meisten Ländern der OECD.

Reaktionen

Die Industriellen­vereinigung sieht im OECD-Bericht einen Aufruf zu einer Pensions­reform. „Unter Vollzeit­beschäftigten seien die Unter­schiede deutlich geringer und stark rückläufig“, zitiert der ORF eine Ökonomin der Agenda Austria, einem wirtschaftsnahen Think Tank. Man plädiert für eine Anhebung des gesetz­lichen Pensions­alters; derzeit arbeitet die Regierung an einer Anhebung des faktischen Pensions­alters. Nach Agenda Austria und Industriellen­vereinigung sollen Österreicher:innen also gleichermaßen später in Pension gehen. (Das hätte allerdings auch problematische Folgen für den Arbeitsmarkt. Man müsste die Arbeit auch „fairer verteilen“.)

Würde das das Problem lösen? Wohl nicht. Die Ver­längerung der Lebens­arbeitszeit für beide Geschlechter durch die Anhebung des Pensions­antritts­alters ist m.E. eine Themen­verfehlung bezüglich der Pensions­lücke.

Dass unter Vollzeit­beschäftigten die Unterschiede „geringer“ seien, zeigt aber, dass es auch unter Vollzeit­arbeitenden eine Pensions­lücke gibt. Es ist und bleibt ein Gender Gap; wir sprechen also von einer sozialen Ungerechtig­keit, an der viele Faktoren beteiligt sind. In meiner Generation haben Männer im Schnitt auch eine bessere Ausbildung und damit einen höhere Lebens­verdienst erhalten: dieser Effekt verdünnt sich zwar mit jedem Jahr; bis er im Pensions­system ankommt, vergehen aber auch Jahre.

Der ÖGB hat in Person der Vorsitzenden der ÖGB-Pensionist:innen, Monika Kemperle, Stellung bezogen: „Die Pensions­lücke ist eine soziale Ungerechtig­­keit, die man nicht länger akzeptieren darf“, laut ORF. Dem kann man zustimmen, obwohl das noch nicht sehr konkret ist: aber das Problem ist halt ein multi­­faktorielles und jede Regierung muss daran in mehreren Dimensionen arbeiten – außer man findet eine radikale, schnelle und umfassende Lösung.

Ich könnte mir schon eine vorstellen.

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