Es sieht schlecht aus für die Ukraine
Praktisch alle internationalen Medien berichten über laufende Verhandlungen über das Schicksal der Ukraine. Im ORF liest sich das in Überschriften etwa so:
- Die USA sprechen von einem starken Sicherheitspaket
- „Unterschiedliche Positionen“ bei Gebietsabtretungen
- Kiew: Trotz Differenzen weitere Gespräche mit USA
- Europäer sagen Ukraine „multinationale Truppe“ zu
- Trump: Einigung „näher als je zuvor“
Das „Sicherheitspaket“
Hier wollen sich offenbar die USA einbringen:
„Die Ukraine benötige klare Sicherheitsgarantien, bevor Entscheidungen über den Frontverlauf getroffen werden könnten, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskiy.“
Der hochrangige US-Vertreter sagte, das in Berlin diskutierte Abkommen sehe „wirklich starke“ US-Sicherheitsgarantien für die Ukraine vor sowie eine „sehr starke Abschreckung“ durch US-Waffen.
Aber was – bitte! – ist eine „wirklich starke Sicherheitsgarantie“ unter dem Vorzeichen Trump 2.0? Wie kann man diesem Präsidenten trauen? Wann laufen die „Garantien“, die er gibt ab? Wie viel ist eine „Garantie“ von Trump 2.0 wert?
Ich lasse mich gerne positiv überraschen. Ich fürchte negative Überraschungen.
Gebietsabtretungen
Hier gebe es „unterschiedliche Positionen“. Das heißt, dass es derzeit konkret um Gebietsabtretungen geht. Die ukrainische Position war bisher, dass es zu keinen Gebietsverlusten kommen dürfe; das scheint vom Tisch zu sein. Die russische Position verlangt nämlich Gebietsabtretungen – und das wird offenbar von den USA (Trump 2.0) unterstützt.
Die Rede ist zunächst vom Donbass, einem hoch industrialisierten Gebiet, bestehend aus den Oblasten Donezk und Luhansk, die Russland noch nicht zur Gänze erobert hat. Über die Krim spricht derzeit offenbar niemand mehr: die bleibt offenbar russisch. Über andere Oblaste wird durchaus noch gesprochen. Es sieht so aus, als ob Russland einen gesamten Oststreifen der Ukraine will und vermutlich auch bekommen wird. Der Ukraine würde noch ein kleines Stückchen Ufer am Schwarzen Meer bleiben, gerade genug, um noch etwas Schifffahrt zu betreiben.
Trotz Differenzen weitere Gespräche mit USA
Die Ukrainer wollen mit den USA im Gespräch bleiben. Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine scheint vom Tisch zu sein – die hielte ich aber sowieso nicht für wichtig und richtig. Eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine scheint möglich: das wäre ein vernünftiges Ziel, das in einigen Jahren realisierbar sein könnte.
Europäer sagen Ukraine „multinationale Truppe“ zu
Das wäre ein vernünftiger Beitrag der EU und ein wirklicher Fortschritt zur Überwachung entmilitarisierter Zonen.
Trump: Einigung „näher als je zuvor“
Ich kann mir vorstellen, dass die US-Delegation großen Druck auf die Ukraine ausübt, um das Paket unter Dach und Fach zu kriegen. Aber wir kommen nicht drum herum: Trump 2.0 verliert damit den Krieg für die Ukraine (vgl. Trump 2.0 verliert den Krieg vom 19.2., Trump 2.0 hat verloren vom 20.10.) und stärkt so Russlands weltpolitische Position. Die Russen gewinnen damit im Großen und Ganzen den Krieg; das Völkerrecht erweist sich als Makulatur gegenüber dem „Recht“ des militärisch Stärkeren.
Sukkus
Die EU wird sich auf weitere Expansionsbestrebungen Russlands vorzubereiten haben – aktuell sehe ich zwar wenig Bedrohung, denn Russland hat sich im Krieg gegen die Ukraine übernommen und ist ausgeblutet: an Menschen-„Material“ und an Waffen. Trotzdem wird es für Europa – nicht nur für die EU – wichtig, funktionierende Verteidigungsstrukturen aufzubauen: gegenüber Russland und gegenüber Trump 2.0 oder in weiterer Folge Trump 3.0.

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