2040: Zu spät, der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhalten.
So lautet das nüchterne Fazit vieler Wissenschaftler im Jahr 2040 und die bittere Erkenntnis einer Gesellschaft, die sich heute massive Vorwürfe macht. Nicht, weil sie nichts wusste, sondern weil sie zu wenig getan hat.
Wir schreiben das Jahr 2040. Starkregenereignisse mit verheerenden Überschwemmungen treffen jedes Jahr neue Regionen. Gleichzeitig nehmen langanhaltende Dürren zu, Ernten fallen aus, Lebensmittelpreise explodieren. In vielen Teilen der Welt ist die Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln nicht mehr gesichert. Der Klimanotstand wurde in zahlreichen Staaten ausgerufen.
Heute zweifelt kaum noch jemand daran, dass die menschengemachte Erderhitzung die Ursache dieser Entwicklung ist. Die Verzweiflung ist groß und sie geht einher mit Reue.
Die sehr späte Wende
In rasantem Tempo werden nun erneuerbare Energiesysteme aufgebaut, der Energieverbrauch drastisch gesenkt, der Verkehr eingeschränkt und die Massentierhaltung abgeschafft, um Methanemissionen zu reduzieren. Ökosysteme werden renaturiert, die Landwirtschaft umgestellt. Tatsächlich sinken die globalen Treibhausgasemissionen nun spürbar.
Doch nach Einschätzung der Wissenschaft kommt diese Wende zu spät. Gefährliche Kipppunkte des Klimasystems stehen kurz davor, überschritten zu werden, einige sind es bereits. Prozesse wie das Abschmelzen großer Eisschilde oder das Absterben zentraler Ökosysteme lassen sich nicht mehr rückgängig machen.
Das verlorene Zeitfenster
Besonders schmerzhaft ist der Blick zurück in die 2020er-Jahre. Damals existierte noch ein reales Zeitfenster, um die schlimmsten Entwicklungen aufzuhalten. Die Technologien waren vorhanden, die wissenschaftlichen Erkenntnisse eindeutig.
Rückblickend erscheint es vielen unfassbar, dass in den 20ern der große gesellschaftliche Aufschrei ausblieb. Denn schon damals zeigte sich in Umfragen weltweit ein klares Bild: Rund 89 Prozent der Menschen weltweit befürworteten entschlossene Maßnahmen gegen die Erderwärmung. Eine überwältigende Mehrheit wollte Klimaschutz, doch sie übte nicht genug Druck auf die politischen Entscheidungsträger aus.
Heute fragen sich viele: Warum haben wir nicht mehr demonstriert, mehr gefordert, mehr eingefordert? Warum haben wir zugelassen, dass kurzfristige wirtschaftliche Interessen über die Zukunft unserer Kinder gestellt wurden?
Politik des Zögerns
Statt eines entschlossenen globalen Aufbruchs folgte in den 2020er-Jahren eine Kette von Verzögerungen, Abschwächungen und verpassten Chancen. Internationale Abkommen scheiterten oder blieben ohne Wirkung, sei es beim CO₂-Ausstoß im Verkehr, beim Schutz der Meere vor Plastik, oder beim Erhalt der Artenvielfalt. Klimakonferenzen waren wirkungslos.
Auch in Europa und Deutschland, einst selbst ernannte Vorreiter, wurde der Klimaschutz gebremst: Maßnahmen verschoben, Umweltauflagen aufgeweicht, der Ressourcenverbrauch stieg weiter.
Warum „weniger“ nicht reichte
Ein zentraler Fehler jener Jahre lag im Missverständnis der ökologischen Dynamik. Emissionsreduktion bedeutete nicht Umkehr. Solange CO₂ ausgestoßen wurde, stieg seine Konzentration in der Atmosphäre weiter an. Plastik verschwand nicht, sondern sammelte sich an. Zerstörte Ökosysteme benötigten sehr viel Zeit zur Erholung.
Kumulative Effekte ließen sich nicht mit halbherzigen Maßnahmen stoppen. Erst die vollständige Beendigung der Zerstörung hätte einen Wendepunkt markieren können.
Verdrängung statt Verantwortung
Stattdessen setzte sich eine kollektive Verdrängung durch. „Sich nicht fürs Klima zu interessieren“ wurde zu einer anstrengenden Dauerleistung, während die Krise immer stärker in Alltag, Wirtschaft und Politik eindrang. Rechtspopulistische Bewegungen boten eine ideologische Flucht: Zukunftsverachtung als politische Haltung, passend zu einer Praxis des Nicht-Handelns.
Das Bedauern
Wenn die Menschen des Jahres 2040 die Zeit in die 2020er zurückdrehen könnten, würden sie eines tun: massiven Druck aufbauen. Auf Regierungen, auf Konzerne, auf Institutionen. Sie würden nicht warten, nicht beschwichtigen, nicht hoffen, dass es „schon irgendwie reicht“.
Doch diese Möglichkeiten gibt es nicht mehr!
Ich danke Klaus Jäger für diesen Hauch Science Fiction, diesen Rückblick aus einer gar nicht so fernen Zukunft, der aus meiner Sicht nicht pessimistisch ist, sondern leider sehr realistisch.
Aber noch ist nicht 2040.

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