michael bürkle

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Michael Bürkle

CoV: Strategiewechsel

Heute hat aus dem Radio Peter Resetarits mit mir gesprochen; in einer kurzen Belangsendung des Gesundheits- und des Innenministeriums. Peter Resetarits: die ORF-Stimme für das allzu-Menschliche. Er hat mir eingeschärft, dass zu den bisherigen Verhaltensregeln in Bezug auf das Coronavirus eine Regel nun dazukomme: gefährdete Personen – alte Menschen mit Vorerkrankungen – sollen nun zuhause bleiben. Sie sollen auf Familienkontakt verzichten, auf den Besuch der Kinder und der Enkerln, auch wenn es schwer falle.

Bis jetzt musste ich als Tiroler zuhause bleiben. Muss ich bald als alter Mensch (63) mit Vorerkrankungen (Osteomyelitis) zuhause bleiben? Ich hab das nicht vor; sicher nicht.

Erfolge der Bundesregierung

Die Isolierung der durch SARS-CoV-2 gefährdeten Personen ist ein wesentliches neues Element. Wozu das? Die Bundesregierung ist an sich auf einem relativ erfolgreichen Kurs. Die Infektionsdaten seit dem 16.3. sehen folgendermaßen aus:

Datum Anzahl Infektionen Zunahme absolut Zunahme relativ
Mo 16.3. 1.018 158 18,4%
Di 17.3. 1.332 314 30,8%
Mi 18.3. 1.646 314 23,6%
Do 19.3. 2.013 367 22,3%
Fr 20.3. 2.388 375 18,6%
Sa 21.3. 2.814 426 17,8%
So 22.3. 3.244 430 15,3%
Mo 23.3. 3.924 680 21,0%
Di 24.3. 4.876 952 24,3%
Mi 25.3. 5.560 684 14,0%
Do 26.3. 6.298 738 13,3%
Fr 27.3. 7.399 1.101 17,5%
Sa 28.3. 7.995 596 8,1%
So 29.3. 8.536 541 6,8%

(update am 29.3.; das sind jeweils die offiziellen Werte um 15 Uhr.)

Die Anzahl der Infektionen steigt immer noch deutlich; die absolute Zunahme hat kleine Schwankungen. Auf 24.3. waren es fast 1.000, auf 27.3. deutlich über 1.000 pro Tag, dazwischen aber wieder etwas kleinere Werte (die offenbar auch vom Wochenrhythmus abhängen):

Die relative Zunahme in Prozent geht im Großen und Ganzen nach unten und erreicht am 28.3. erstmals einen Wert unter 10%:

Neben einer gewissen Beruhigung und Eindämmung des Wachstums hat die Bundesregierung auch im wirtschafts- und sozialpolitischen Bereich wesentliche Schritte gesetzt und Beträge bewegt, die vor kurzem noch unvorstellbar waren. Sogar die Sozialpartnerschaft war plötzlich wieder sichtbar!

Immer noch entspricht das Wachstum in etwa einem logistischen Wachstum: nur die Annahme der oberen Schranke mit etwa 1‰ der Bevölkerung hat sich nicht halten lassen, die war deutlich zu optimistisch. Viel mehr der Bevölkerung wird dem Virus begegnen; aber nur sehr wenige Menschen werden Krankheitszeichen bemerken. 10% vielleicht; 1% vielleicht; die Zahlen anderer Länder sind verschieden. Das Virus wird endemisch.

(In Island wurde eine repräsentative Stichprobe von über 6.000 Personen getestet; 52 (0,84% = 8,4‰) waren positiv. Von „Durchseuchung“ oder „Herdenimmunität“ noch keine Rede, aber das kann noch kommen. Die Zahlen deuten insgesamt auf knapp 3.000 Infektionen hin; von denen wurden etwa 800 durch herkömmliche Tests an den „kritischen“ Fällen bereits entdeckt.)

Was ist der Hintergrund der Strategieänderung?

Ich weiß es nicht. Aber ich kann mir Dinge vorstellen.

Die allgemeine Quarantäne ist sozial gefährlich. 5 Personen auf 50 qm in Dauerkontakt – das ist extrem schwierig. Wenn dann noch die Angst vor Arbeitslosigkeit dazu kommt, macht das gefährliche Situationen. Das hält kaum jemand lange durch ohne Aggressionen zu entwickeln.

Die allgemeine Quarantäne ist betriebs- und volkswirtschaftlich gefährlich. Kleine Geschäfte, kleine Betriebe, Einzelpersonenunternehmen sind extrem gefährdet. Und die gehen in so einer Situation schnell kaputt; unwiederbringlich. Sehr viele Arbeitsplätze gehen verloren. Das Coronavirus wird schnell für das gesamte Wirtschaftsgefüge zum Problem – wenn man am Wirtschaftsgefüge nicht Wesentliches ändern will. Und das will die ÖVP nicht, und die Grünen auch nicht wirklich – und auch sonst im Parlament niemand.

Die Regierung hat ihr erstes Ziel, die Verlangsamung der Infektion, erreicht. Es wird absehbar, dass auch bei pessimistischen Annahmen die Anzahl der Intensivbetten reichen wird.

Logische Folge: man fährt das Wirtschaftssystem deshalb langsam wieder hoch. Aber: das wird für die „vulnerablen“ Menschen, die alten und die mit Vorerkrankungen, gefährlich. Also „schützen“ wir diese. Nur mehr die sollen in Quarantäne.

Kurt Langbein, einer der profiliertesten Medizinjournalisten Österreichs schreibt im Falter:

Inzwischen sind etliche Experten der Meinung des Schweizer Infektiologen Pietro Vernazza: Wir müssen den absehbaren relativen Erfolg des Shutdowns nützen, um die Risikogruppen effektiv durch gut betreuten „Hausarrest“ zu schützen „und jungen, kaum gefährdeten Menschen den Zugang zu Erholung und Arbeit wieder zu erlauben“. Ein effektives und rasches „Testing und Tracking“ neuer Fälle kann die Verbreitung in Grenzen halten. Geschieht dies nicht, würde jedes Lockern der Zwangsmaßnahmen dem Virus wieder gefährliche Verbreitungsmöglichkeiten bieten.

Fazit

Das Coronavirus ist angekommen. Es wird bleiben. Es ist im Großen und Ganzen fast harmlos, aber im Kleinen und Gemeinen eben nicht.

Es wird viel getestet werden; nicht nur „kritische Fälle“.

Die Strategie der Quarantäne für alle hat das Wachstum eingebremst, insofern war sie erfolgreich. Die kritische Phase der nächsten Wochen ist einigermaßen abgesichert. Mehr ist nicht drin; vernichten wird man das Virus nicht mehr. Junge Menschen werden Antikörper aufbauen können; alte und kranke Menschen muss man schützen. Es gibt eine neue Krankheit: CoViD-19; in einiger Zeit wird es auch Medikamente und Impfungen geben. Man wird sich impfen lassen können – wie bei der Grippe. Nicht alle werden das tun – wie bei der Grippe.


update 29.3.


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Kommentare

3 Antworten zu „CoV: Strategiewechsel“

  1. Avatar von Jan Kees
    Jan Kees

    Wir werden alle zu Sklaven gemacht. Es gab einmal einen Herrn Mengele. Links arbeitsfähig, rechts arbeitsunfähig…….

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      Lieber Jan Kees,
      ich verstehs leider nicht. Wer macht uns zu Sklaven? Mit Corona? Mit der Politik wegen Corona?
      Mengele war KZ-Arzt und als solcher ein Schwerverbrecher, Sadist und Massenmörder: inwiefern war er arbeitsfähig (links) und arbeitsunfähig (rechts)?
      mb

      1. Avatar von Jan Kees
        Jan Kees

        Ich war erschrocken, sogar entsetzt über die Aussprache des Herrn Peter Resetarits, nur die Idee Arbeitsfähige arbeiten zu lassen und die Arbeitsünfähigen weiterhin in Quarantaine zu halten ( in meiner Meinung ein zu sperren). Ich will Niemanden demonisieren, keine Politiker, keine Journalisten, keine Wissenschaftler, aber ich habe dass schwarze Zukunftsbild vor mir, dass wir weltweit enden in eine Art Gesellschaft wie in China, Nord Korea und in der nahen Vergangenheit, wie in der DDR und unter den Nazis.
        Kurz gesagt einen riesen KZ, wie auch bei de Uiguren heutzutage.
        Unsere schönen wunderbaren Erfindungen, wie Vaccins, implantierte Microchips, Drones, alles für unsere Sicherheit und Gesundheit angewendet, wird vielleicht eines Tages missbraucht durch Machthaber,die nur denken nur in Termem von Arbeitsfähigen und nicht Arbeitsfähigen.
        Darum musste ich denken an den Arzt Mengele, der beim Eingang von Auschwitz mit seinem Stöckchen die auf ihn zu kommende Menge Leute (aus den Zügen) verteilte in links, arbeitsfähig und rechts, arbeitsunfähig. Rechts, hiess, wie du weisst, begleitet von Musik zur Gaskammer geführt wurden
        Nochmals, das Drehbuch ist vorhanden, immer wieder sind lockdowns möglich und es hat sich bewiesen dass man,wenn die Leute ängstlich sind, privacy kein issue mehr ist.
        Wie könnte man verhindern, dass so ein grausames Scenario Wirklichkeit würde. Meiner Meinung nach , sollte man sich an erster Stelle realisieren, dass diese Gefahr grösser ist als das Virus selbst.

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