michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Antisemitismus? Nein!

Ein Interview

In einem Interview mit der spanischen Zeitung El Pais hat der österreichische Song-Contest-Sieger JJ gehofft / gewünscht, dass beim nächsten Song Contest Israel nicht vertreten ist. Er könne das aber nicht entscheiden, und er sei gegen alle Gewalttaten an Zivilist:innen, sowohl gegenüber Israelis als auch gegenüber Palästinensern – das hat er noch nachgelegt.

Ist das antisemitisch?

Ist das antisemitisch? Ich glaube nicht. Eine Menge diesbezüglicher Kommentare ist entbehrlich.

Der Song Contest wird von der EBU veranstaltet; das ist eine Gemeinschaft staatlicher Rundfunkanstalten. Die EBU vertritt hier sozusagen Länder und vergibt auch Punkte an Beiträge aus Ländern: „And 12 points go to … Austria!“

Die Mitgliedschaft von Russland ist derzeit stillgelegt – wegen des Ukrainekriegs. Man kann durchaus der Meinung sein, dass wegen des Gazakriegs auch die Mitgliedschaft Israels stillgelegt werden sollte. Das würde sich nicht gegen Jüdinnen und Juden weltweit richten, sondern gegen den Rundfunk des Staates Israel bzw. gegen den Staat und seine Regierung selbst. (Auch der „Auschluss“ Russlands richtet sich nicht gegen Russ:innen an sich, sondern gegen die konkrete Politik der russischen Regierung.)

Auch der Staat Israel bzw. seine Regierung führt einen Krieg und hat dabei vielfach das Völkerrecht gebrochen: über eine „Racheaktion“ für den Überfall der Hamas am 7.10.2023 geht er schon weit hinaus. Es ist zu unterscheiden zwischen einer Gegnerschaft zum Staat Israel und seiner Regierung hie und Antisemitismus da. Die Regierung des Staates Israel ist derzeit rechtsextrem-ultraorthodox und repräsentiert sicherlich nicht die Jüdinnen und Juden weltweit, ja nicht einmal die, die innerhalb des Staatsgebiets von Israel leben.

Nebenargumente

Der Staat Israel hat erkannt, dass der ESC ein hervorragendes Werbemedium ist. Es gibt konkrete Anzeichen, dass der Staat den ESC als Werbeplattform benützt und dabei staatliches Geld einsetzt.

Das ist ein Nebenargument. Jeder Staat innerhalb der EBU könnte das tun. Aber Israel tut es und gar nicht erfolglos. In der Jury-Wertung war der israelische Beitrag im Mittelfeld, an 15. Stelle; er gewann aber mit 297 Punkten die Publikumswertung und rutschte so noch auf den 2. Platz vor. Die Publikumswertung unterliegt kaum nachvollziehbaren Mechanismen, die man mit viel Werbung und konzertierten (Telefon-)Aktionen durchaus beeinflussen kann.


Beitrag veröffentlicht

in

,

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

0
Would love your thoughts, please comment.x