80 Jahre!
Vor 80 Jahren – am 8. Mai 1945 – endete der Zweite Weltkrieg in Europa: am 8.5. durch Unterzeichnung einer Kapitulationsurkunde in Berlin. In Ostasien (Japan) dauerte er noch bis zum 2. September; diesem „zweiten Ende“ gingen zwei Atombombenabwürfe (Hiroshima 6. August, Nagasaki 9. August 1945) voraus. Am 10. Oktober wurde letztlich die NSDAP verboten.
Über 60 Millionen Menschen kamen um: Soldaten und Zivilist:innen. Allein in der Sowjetunion (heute i.W. Russland) starben durch den Krieg etwa 27 Millionen Menschen. Etwa 6 Millionen Jüd:innen wurden vom NS-Terrorregime ermordet.
Man kann mit Recht feiern, dass das nun schon 80 Jahre her und vorbei ist. Zum Wohl!
Was noch nicht vorbei ist
Im März 1933, bei der letzten wenigstens zum Anschein demokratischen Wahl in Deutschland, hatte die NSDAP mehr als 17 Millionen Stimmen (oder knapp 44%) erzielt. Wohin waren diese Wählerinnen und Wähler am 9.5.1945 oder am 10.10.1945 verschwunden?
Sie waren nicht verschwunden. Viele hatten durch den Krieg und durch das Terrorregime der NSDAP sicher etwas gelernt: z.B. einige Grundlagen einer Demokratie. Manche Politiker:innen nach 1945 hatten sich in den Konzentrationslagern des NS-Regimes kennengelernt und gelernt, mit verschiedenen Auffassungen umzugehen und Kompromisse zu schließen.
Viele „duckten“ sich und schwiegen einstweilen. Andere fanden Aufnahme in den demokratischen Parteien CDU, CSU, SPD, SPÖ, ÖVP. Aber ab Mitte der 50er Jahre sammelten sich in Österreich einige ehemalige Nazis, die keinen „Unterschlupf“ gefunden hatten und sich wieder politisch betätigen wollten, in den Organisationen WdU / VdU und letztlich in der FPÖ oder klar neonazistischen Gruppen und Verbänden in Deutschland und Österreich. Die AfD als mittlerweile „gesichert rechtsextreme“ Partei gibt es in Deutschland seit 2013. Dabei möchte ich klar unterscheiden zwischen vielen Wähler:innen von FPÖ oder AfD und zahlreichen rechtsextremen Funktionär:innen. Die FPÖ hatte lange Zeit liberale Anteile, die über das Liberale Forum letztlich zu den NEOS gekommen sind; auch die AfD war nicht immer und nur rechtsextrem.
(Bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl 1980 traten 3 Kandidaten an: der auch von der ÖVP unterstützte Kandidat der SPÖ Rudolf Kirchschläger, der von der FPÖ unterstützte Willfried Gredler und der von der klar neonazistischen Partei NPD nominierte Norbert Burger. Kirchschläger gewann mit fast 80% oder 3,5 Millionen Stimmen; der von manchen als „liberal“ betrachtete Gredler kam immerhin auf 17% oder ca. 750.000 Stimmen; den offen neo-nazistischen Burger wählten damals schon / noch ca. 3,2% oder ca. 141.000 Wähler:innen. Das war eine Nazi-Minderheitenfeststellung.)
Seit 1980 haben sich neonazistische Kreise wieder reorganisiert. Völlig verschwunden ist Nazi-Ideologie nie: in „Liederbüchern“ und anderen Devotionalien hat sie dahingeschlummert. Es gibt immer noch einen Grundstock rassistisch-antidemokratischen Denkens.
„Wir“ haben 1945 keinen Krieg verloren, sondern eine Demokratie gewonnen. Wir müssen in einer Zeit eines globalen Autoritarismus sehr darauf achten, dass wir diese Demokratie nicht wieder verlieren.
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