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Michael Bürkle

Berechenbarkeit und Wirklichkeit

Eine zweite Zeitdimension?

Heute lese ich, dass Forscher eine neue, eine zweite Zeitdimension „erzeugt“ haben – allerdings „der Zustand währt nur kurz“, also nur für sehr kurze Zeit. Es geht dabei um Quantencomputer; und wenn man den Beitrag genau liest, steht da: „Wissenschaftlern ist es gelungen, innerhalb eines Quantencomputers eine Materie-Phase zu erzeugen, die sich so verhält, als wäre sie Teil von zwei Zeitdimensionen.“

Also: etwas verhält sich so, als wäre es Teil von zwei Zeitdimensionen.

Also erstens wäre das nicht wirklich neu. Schon der Physiker Jean Émile Charon versuchte ab 1959, die Zeit als komplexe, also 2-dimensionale Größe zu beschreiben und damit „Materie“ (Realteil der „Zeit“) und „Geist“ (Imaginärteil der „Zeit“) unter einem Gesichtspunkt zu betrachten. Charon wurde darauf von der Mainstream-Physik als Esoteriker behandelt.

Außerdem …

Hier ist m.E. ein Grundübel der modernen Physik bzw. Naturwissenschaft beteiligt: Man verwechselt Berechenbarkeit und Existenz. Man kann aber viel berechnen, und aus der Berechenbarkeit folgt nie, dass das, was als Rechenergebnis herauskommt, auch wirklich existiert, also real ist. Man berechnet Galaxienrotationen – und folgert aus den Rechenergebnissen „Dunkle Materie“. Man berechnet die Universumsausdehnung – und folgert aus den Rechenergebnissen „Dunkle Energie“. Aus verschiedenen Rechenergebnissen zum Urzustand des Universums kann man auch auf andere „Universen“ („Paralleluniversen“, „Parallelwelten“) oder auf ein „Multiversum“ kommen. Mathematisch funktioniert das; na und?

Aus Rechenergebnissen folgt aber (zunächst einmal) nichts. „Dunkle Materie“, „Dunkle Energie“ und „Multiversen“ (u.dgl.) sind m.E. Illusionen, die aus missinterpretierten Rechenergebnissen stammen.

Ein Beispiel:

Sie haben ein rechtwinkliges Dreieck mit einer Kathete der Länge a=3 und einer Hypotenuse mit der Länge c=5. Dann ist laut Pythagoras die andere Kathete b=4, denn

a² + b² = c².

Also:

b=√(c² – a²)

bzw.

b = √(25 – 9) = √(16) = 4

Allerdings gibt es 2 Zahlen, die zum Quadrat 16 ergeben, nämlich 4 und -4. -4 ist auch eine berechenbare Länge der zweiten Kathete. Aber: es gibt sie nicht als Kathetenlänge; negative Längen sind sinnlos. Nicht alles Berechenbare existiert.

Auch die Kathetenlänge -4 verhält sich so, „als wäre sie Teil einer zweiten Lösungsdimension“.

(Noch einfacher: zu den Kathetenlängen 3 und 4 ergibt sich die Hypotenusenlänge 5. Oder auch -5. Rein rechnerisch.)

Kurz und gut …

Wir sprechen hier leider von: Schlagzeilenphysik. Spekulationsphysik.


Zur „Zeit“ hab ich mir schon lange was gedacht: „Zeit? Zeit! Zeit.“

Ich glaube an sich, die Zeit ist eindimensional; meine Ideen dazu ließen aber auch eine zweite Dimension zu; die Schreibweisen würden dann halt etwas komplizierter. Ich stelle mir das Universum (nur eines!) – nach Hawking – immer noch so vor, dass wir in einem 4-dimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum leben, in dem eine „imaginäre Zeit“ die 4. Dimension zu den 3 Dimensionen des Raums bildet. Aber vielleicht ist das durch die allermodernste Physik ja schon überholt.

Es ist aber relativ egal: auch in den zitierten „Forschungen“ / Spekulationen bleibt der zweiten Dimension der Zeit sowieso nicht viel Zeit.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Berechenbarkeit und Wirklichkeit“

  1. […] Die moderne Physik, besonders die Astrophysik, hat noch weitere wesentliche Probleme. Es gibt anscheinend im Weltall „Dunkle Materie“, die man nicht sehen kann, die sich nur über die Gravitation äußert: Elektromagnetismus, schwache und starke Kernkraft sind der Dunklen Materie egal. Es gibt außerdem „Dunkle Energie“, die man errechnen kann und die sich in einer hohen und steigenden Geschwindigkeit der Ausdehnung des Universums äußert. Beides: Dunkle Materie und Dunkle Energie müsste es in rauen Mengen geben: viel mehr als das, was wir so als herkömmliche Materie kennen. Aber man sieht sie nicht, man hört sie nicht, man riecht sie nicht. Sie ist nur „schwer“. Und bloß, weil etwas berechenbar ist, ist es noch nicht Realität – vgl. „Berechenbarkeit und Wirklichkeit“. […]

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