michael bürkle

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Michael Bürkle

Von der Bundes- in die Landespolitik

Landespolitik, Bundespolitik

Die neue Salzburger Landeshauptfrau, Karoline Edtstadler, war in den letzten Jahren Bundespolitikerin. Nun hat sie erste Gehversuche als Landespolitikerin erledigt: sie hat vorgeschlagen, die gesamte Gesundheitspolitik dem Bund zu übertragen und „dafür“ die Bildungsagenden den Ländern zu überlassen.

Ich seh das schon auch so, dass wir nicht 9 verschiedene Gesundheitsverwaltungen brauchen. (Eigentlich ja 10: eine für den Bund und 9 für die Länder.) Das ist übertriebener Föderalismus. Ich glaube auch, dass das Gesundheitssystem vom Bund geplant und geführt werden sollte – über Landesgrenzen hinweg.

Dass aber „dafür“ die Bildungsagenden in die Länder gehen sollen, verstehe ich überhaupt nicht. Warum „dafür“? Es hat keinen Sinn, Gesundheits- und Bildungsbereich gegeneinander aufzurechnen. Außerdem ist das im Bildungsbereich nicht wirklich anders als im Gesundheitsbereich: Wir brauchen auch nicht 9 Bildungssysteme in Österreich.

Es gibt allerdings im Bildungsbereich vielleicht durchaus sinnvolle Zuständigkeiten der Länder bzw. der Gemeinden. Wir brauchen – allerdings in jedem Bundesland – funktionierende Kindergärten und Volksschulen. Die Verantwortlichkeit für diesen Bereich ist im Land vielleicht wirklich besser oder wenigstens genau so gut möglich. Aber sobald es in die Sekundarstufe geht – also Mittelschulen und höhere Schulen – ist eine Bundesverwaltung genau so nötig wie im Gesundheitsbereich.

Überhaupt „Föderalismus“

Wir haben 9 Bundesländer; Deutschland hat bei knapp 10-facher Bevölkerungszahl nur 16. Unser größtes Bundesland ist Wien mit einer Bevölkerung von ca. 2 Millionen; dieses Wien wäre in Deutschland das fünftkleinste Bundesland – kleiner als Thüringen. Die größten 3 Bundesländer Deutschlands – Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg – haben alle für sich schon mehr Bewohner:innen als ganz Österreich. Unter 1 Million Einwohner:innen haben in Österreich 5 Bundesländer – in Deutschland ein einziges: die Stadt Bremen mit Bremerhaven.

Wir planen Politik im Zeichen des sog. „Föderalismus“ in viel zu kleinen Strukturen. Das ist ein unnötiger Luxus. Wir brauchen nicht 9 Landeshauptleute, 9 Landesregierungen, 9 Landtage. Die einzige Begründung, die ich erkennen kann, ist „Tradition“. Ja, wir brauchen als noch kleinere Planungseinheiten auch Gemeinden; die sind auch ein wichtiges Strukturelement; aber auch da wären (und sind!) Gemeindeverbände oft viel näher an der gesellschaftlichen Realität. Das berücksichtigt man bereits bei der Planung von vielen Sozialsprengeln und Abwasserverbänden.

Sogar die römisch-katholische Kirche Österreichs plant moderner. Ja, sie hat auch 9 Bistümer – i.W. für jedes Bundesland eines, aber bereits 2 Erzdiözesen: Wien (mit den Bundesländern W, NÖ, OÖ, B) und Salzburg (mit den Bundesländern V, T, S, St und K). So sieht das lt. Wikipedia aus:


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Kommentare

3 Antworten zu „Von der Bundes- in die Landespolitik“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    Weil du Deutschland erwähnt hast: Wie blödsinnig der Vorschlag Edtstadlers ist, die Bildungspolitik in die Hände der Länder zu geben, sieht man ja ebenfalls am Beispiel Deutschland.

    Denn dort ist die Bildungspolitik ja noch weit föderaler angelegt als in Österreich, und unter anderem genau deswegen funktioniert sie dort noch schlechter als hierzulande.

    D.h. Edtstadler beweist damit nicht nur (und wieder einmal), was für eine politische Null sie ist – sondern dass sie sich vor ihrer lächerlichen Forderung mit dem Thema nicht einmal ansatzweise beschäftigt hat.

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      Vielen Dank für die Ergänzung mit Deutschland; die ist wichtig
      mb

      1. Avatar von Whisker
        Whisker

        Bitte gerne. 🙂

        Deutschland ist meiner Meinung nach in mehrfacher Hinsicht ein sogar NOCH deutlicheres Lehrbeispiel als Österreich dafür, wie man Föderalismus so gründlich versauen kann, dass er nur noch kontraproduktiv ist.

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