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Corona Übersicht Anfang 2021

Eine elementare Bestandsaufnahme

Ca. 85 Millionen nachgewiesene Infektionsfälle weltweit – und immer noch gibt es Staaten, die nur wenig testen und deren Daten nicht zuverlässig sind.  Ca. 1,8 Millionen an bzw. mit Covid-19 Verstorbene weltweit, und immer noch gibt es keine einheitlichen Standards darüber, wie gezählt wird. Gravierende Auswirkungen auf Öko-, Sozial- und Bildungssysteme; eine schwere globale Krise.

Die Weltkarte des Complexity Science Hub Wien zeigt die Situation grafisch:

Manches an Einschätzungen aus dem Jahr 2020 hat sich dramatisch widerlegt: nein, Corona / Covid-19 sind nicht „vergleichbar mit einer Grippe“; und ja: die Pandemie verläuft selbstverständlich in Wellen und die zweite Welle hat die erste in ihrem Ausmaß und ihrer Wirkung massiv übertroffen.

Die Infektionszahlen gerechnet auf eine Bevölkerungszahl von 100.000 (eine Mittelstadt wie etwa Innsbruck) sehen als Tabelle etwa so aus:

Tschechien ist derzeit an Infektionen mit fast 7.000 Fällen auf 100.000 Einwohner am massivsten betroffen, gefolgt von den USA. Österreich (4.068 Fälle auf 100.000 Einw.) ist weniger betroffen als etwa die Schweiz, Israel, die Niederlande, Schweden und Spanien, aber stärker als das UK, Brasilien, Argentinien, Italien und Polen (obwohl ich da den brasilianischen und argentinischen Daten nicht im gleichen Ausmaß vertraue wie den anderen). Ja, Österreich hat die erste Welle der Pandemie sehr gut überstanden und ist in der zweiten Welle kläglich eingegangen, meines Erachtens, weil man viel zu viele Kompromisse mit der Tourismusindustrie eingegangen ist und immer noch eingeht.

Was die Sterblichkeit innerhalb der Pandemie betrifft …

… sind weiterhin Belgien, Italien, Peru, Tschechien, Spanien, das UK, die USA und Ungarn am meisten betroffen. Österreich (70,1) liegt hier etwas besser als bei den reinen Fallzahlen: das Gesundheitssystem ist noch nicht völlig überlastet.

Deutschland liegt sowohl bei den Fallzahlen (2.124 auf 100.000 als auch bei den Verstorbenen (41,7) mittlerweile deutlich besser als Österreich. Deutschland hat auch deutlich weniger Kompromisse mit „der Wirtschaft“ geschlossen als Österreich: Kanzlerin Merkel hatte deutlich mehr Standvermögen gegenüber der deutschen Industrie als Kanzler Kurz gegenüber dem österreichischen Tourismus.

Jetzt wird geimpft …

Jetzt wird geimpft: in verschiedenen Geschwindigkeiten. In Israel sehr schnell, in der EU eher schleppend,  im UK und den USA schneller (Grafik dazu). In der EU ist derzeit ein Impfstoff zugelassen, in den USA sind es schon 2. Zahlreiche Impfstoffe sind auf der Basis verschiedener technischer Verfahren in Entwicklung.

Impfstoffe sind rasend schnell entwickelt worden: Abschätzungen von Langzeitfolgen waren da nicht wirklich möglich. Ich nehme an, dass die Hoffnungen auf die Impfung bei vielen Menschen wesentlich überzogen sind – viele erwarten sich eine plötzliche und wesentliche Erleichterung des Alltags – und von unverantwortlich agierenden Politikern wie dem österreichischen Kanzler Kurz noch angeheizt werden. Aber es sind viele Dinge noch nicht wirklich klar. Schützen die Impfstoffe vor Infektionen an sich oder nur / auch vor schweren Verläufen der Infektion? Können geimpfte Personen infektiös sein? Usw. usf.

We will see.

Und die Verschwörungstheorien?

Manches hat sich erledigt. Es gibt das Virus; es ist in vielen Fällen harmlos, in manchen lästig und in einigen Fällen auch tödlich. (Weltweit sterben etwa 2% der festgestellten Infizierten, aber das hängt sehr von der Qualität eines Gesundheitssystems ab.) Es kommt in Wellen – wie vorauszusehen war. Manche sogenannte „Experten“ haben sich im Rückblick peinlichst blamiert – Herr Dr. Bhakdi hat z.B. mit Recht das „Goldene Brett vorm Kopf“ überreicht bekommen: Medien, z.B. der ORF, haben darüber berichtet.

Man kann sich mit relativ einfachen Maßnahmen – Abstand, Mund-Nasen-Schutz – wirksam dagegen schützen. Wer sich nicht schützt, gefährdet sich selbst, aber leider auch andere. Sonst wärs ja wurscht.

Ein Verschwörungsstrang überlebt noch: dass die Pandemie bewusst „gemacht“ worden sei, um nach dem Ende des Kalten Kriegs militärische Systeme in ihrer Existenz zu rechtfertigen. Als „Beweis“ dafür wird herangezogen, dass offenbar immer wieder Pandemien als „Planspiele“ durchgedacht worden sind – z.B. auf der Ebene der WHO, unterstützt z.B. von Konzernen wie Microsoft („Bill Gates“) und / oder miltitärischen Institutionen.

Ich halte das für völligen Unsinn – der ist aber schwer widerlegbar, weil er auf unterstellten, unbeweisbaren Intentionen beruht. Meines Erachtens und voller Vernunftt muss man aber sehen: Pandemien sind nicht planbar. Man kann sich nur überlegen, wie man auf Pandemien reagieren kann. Das ist aber etwas völlig anderes als sie zu planen. Wir leben in einer globalisierten Welt; (nicht nur) Krankheiten verbreiten sich global. Darauf muss man sich sinnvollerweise einstellen und vorbereiten; das ist gut und richtig so. Das hat die WHO erkannt.

Es ginge allenfalls darum, zu überlegen, was man innerhalb des global agierenden Kapitalismus tun kann und was man über den global agierenden Kapitalismus hinaus tun könnte. Und da wird die Klimakatastrophe letztlich wenig Wahl lassen, nehme ich an.

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