michael bürkle

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Michael Bürkle

Corona Patente Genie Blödheit Gerechtigkeit

1. Joe Bidens kühner Schritt

Der US-Präsident Joe Biden setzt einen kühnen, einen radikalen Schritt: er will die Aufhebung der Patente auf Corona-Impfungen. Die Pharma-Konzerne schäumen: Geschäftsschädigung!

Aber Joe Biden hat recht: bei relevantem gesellschaftlichen Interesse kann man Patente aufheben. Dann könnte jeder Impfstoffe herstellen: auch in Indien, in Afrika, in Lateinamerika. Wir könnten damit die Welt vor einer rezidivierenden Pandemie retten: wo alle paar Monate aus dem globalen Süden, der keinen Impfstoff hat, weil er sich keinen leisten kann, eine neue Mutation kommt, die neue Impfstoffe braucht und die Pandemie wieder nach Europa und in die USA zurückbringt.

Die deutschen Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler Kabarettisten Claus von Wagner und Max Uthoff haben das in der „Anstalt“ genau analysiert: Pflichtlektüre (nein: Pflichtvideo)! (Video vom 26.2.2021!!! Der Tod ist hörbar Österreicher: Severin Gröbner).

Die Impfstoffe wurden an staatlichen Universitäten von staatlich ausgebildeten Genies grundentwickelt; universitäre spin-offs (wie BioNTech) haben die Entwicklungen vollendet; Pharmakonzerne (wie Pfizer) haben sich eingekauft und vermarkten die Entwicklungen. Überall ist staatliches Geld beteiligt: ohne die Staaten läuft da nichts. Die Staaten kaufen, was mit ihrem Geld entwickelt worden ist.

Ja, man kann, man darf eine globale Bedrohung als Anlass für die Aufhebung von Patenten verwenden.

Joe Biden hat recht! Ihm nach!

2. Was macht Österreich? Und nicht nur Österreich …

Die österreichische Regierung hat am Mittwoch den Kauf von 42 Millionen zusätzlichen Impfdosen für die Jahre 2022 und 2023 beschlossen. Dafür gibt Österreich weitere 800 Millionen Euro aus. Insgesamt bestellte Österreich bisher 72,5 Millionen Impfdosen und gab dafür 1,2 Milliarden Euro aus.

(Dankenswerterweise von ORF online sogar in einfacher Sprache.)

Wir geben Milliarden für Impfstoff aus, um Österreich 10 mal durchimpfen zu können. Und das im Voraus! – wo wir noch gar nicht wissen, gegen welche Virusvarianten wir impfen werden müssen. Ja: wenn wir in Europa (und den USA) den Indern / Afrikanern / Lateinamerikanern den Impfstoff wegkaufen, damit wir unsere gesamte Bevölkerung 10 mal impfen können, dann wird das Virus in Indien, Afrika, Lateinamerika überleben, mutieren und mutiert nach Europa zurückkehren. Dann müssen wir vielleicht sogar 11 mal impfen.

Es wäre sehr viel klüger, jetzt den Impfstoff nach Indien, Afrika, Lateinamerika zu verschenken.

Ja, wir werden auch in Zukunft Impfstoff gegen das Virus brauchen. Weil wir jetzt so blöde und so egoistisch sind.


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Kommentare

3 Antworten zu „Corona Patente Genie Blödheit Gerechtigkeit“

  1. Avatar von Stefania
    Stefania

    Not the first time, this party aces egotism. The thing is: it’s becoming more and more blatant. Which makes me hope more and more people see the shortsightedness of this way of politicking/behavior. Ubuntu would be way more sustainable…

    1. Avatar von m.b.
      m.b.

      Thank you. I didn’t know that Ubuntu is an African philosophy; I just knew it as a kind of an operating system for computers.

  2. Avatar von Whisker
    Whisker

    Was Patente angeht, da würde mir was einfallen:

    Man könnte sich überlegen, dass sämtliche Forschungsergebnisse aus öffentlichen Institutionen wie Unis etc. durch Patente geschützt werden (bzw. durch einen ähnlichen Mechanismus, denn Patente werden ja vor Erteilung geprüft und das braucht Zeit, die man in Situationen wiez.B. einer Pandemie nicht unbedingt hat).

    Und dann gibts zwei Möglichkeiten: wollen z.B. Unis oder andere öffentliche Stelle diese Ergebnisse zur Forschung nutzen, bekommen sie pauschal unentgeltlich die Erlaubnis dazu.
    Wenn aber private Firma diese nutzen wollen, dann müssen sie zuerst die Erlaubnis für die Nutzung einholen (wie bei der Nutzung fremder Patente) und dafür dann auch für die Laufzeit solcher Patente angemessene Lizenzgebühren bezahlen, denn die sparen sich damit ja Entwicklungsaufwand und damit Kosten.
    D.h. es würden z.B. bei Impfstoffen pro produzierter/ausgelieferter Dosis z.B. einige Cent Lizenzgebühren fällig, die entweder direkt an die entsprechenden Institutionen zurückfließen würden oder an Staaten, die diese Einkünfte zweckgebunden wieder in den Budgets für Wissenschaft und Forschung stecken.

    Also ein Prinzip, dass sich ein klein wenig an Konzepte wie z.B. Freie und Open Source Software anlehnt, nur mit dem Unterschied, dass die Nutzung von Forschungsergebnissen nicht völlig frei und kostenlos wäre, sondern ausschließlich für nichtkommerzielle bzw. von der öffentlichen Hand öffentlich finanzierte/geförderte Zwecke.

    Das Konzept wäre meiner Meinung nach insofern fair, weil:
    Einerseits würden öffentlich finanzierte Forschungseinrichtungen an den Gewinnen „mitnaschen“, für die sie die Vorarbeit geleistet haben, und damit hätten sie zusätzliche Gelder für z.B. neue Anschaffungen, zusätzliche Stellen oder die Finanzierung neuer Forschungsprojekte zur Verfügung.
    Und private Firmen würden damit jenen einen fairen Anteil abgeben, von deren Vorarbeit sie profitieren sowie auch weitere Forschung finanzieren, von deren Ergebnissen sie zukünftig ebenfalls wieder profitieren können.

    D.h. es wäre vielleicht an der Zeit, Konzepte wie z.B. Open Source weiterzudenken und etwas zu schaffen, das man vielleicht „Public Source“ nennen könnte und das auf dem Grundsatz aufbaut:

    „Willst du etwas nutzen, um davon zu profitieren, dann musst du von deinen Profiten etwas in angemessenem Ausmaß zurückgeben“.

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