michael bürkle

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Michael Bürkle

Corona-Update 11.10., Österreich und weltweit

1. Österreich

Die Zweite Welle der Corona-Infektionen rollt über Österreich hin. Sie ist noch nicht voll entwickelt: im November und Dezember wird noch mehr daherkommen, wir wissen es alle; aber schon jetzt ist die Anzahl der Infektionen in den Spitzen höher als im März/April und die Welle dauert auch schon länger an: was Ende März eine Ein-Tages-Spitze war, dauert nun schon 2 Wochen und steigert sich immer mehr. Hier die absoluten Zunahmen pro Tag:

Die Regierung hat es offensichtlich nicht mehr im Griff; die Gesundheitsbehörden kommen mit Testen und contact tracing nicht mehr nach. Kontaktlisten aus Schulen können nicht mehr abgearbeitet werden, weil sie zu lang sind und zu wenig Personal vorhanden ist. Die Schulen werden in Summe zur geradezu absurden Ampelfarbe GELB vergattert – auch wenn alles rundherum auf ORANGE steht; Kinder dürfen und müssen deshalb in die Schule, damit ihre Eltern zum Arbeitsplatz eilen können. In der Schule holen sich die Kinder – womöglich ganz asymptomatisch – auch die neuesten Viren, die ihre Eltern dann im Verwandten- und Bekanntenkreis streuen. Das Bildungsministerium arbeitet mit Dogmen: Keine Schule wird geschlossen, und das wird verordnet. Fiat iustitia et pereat mundus – kein Wunder, wenn die Infektionszahlen explodieren. (Das wäre dann das „pereat mundus“.)

Und im Gesundheitsministerium zieht Datenwirrwarr ein. Heute verzeichnet die Datentabelle des Ministeriums 851 Sterbefälle um 9:30. Das „dashboard“ des Ministeriums, das seit einigen Tagen von der Gesundheitsagentur AGES geführt wird, verzeichnet aber 864 Verstorbene. (Das ist mir schon mehrfach so gegangen. Es wird immer schwieriger, konsistente Daten zu bekommen. Sind das Auflösungserscheinungen?)

Die CSH-Ampel muss sich verabschieden: das einzige objektive, tagesaktuelle Instrument wird abgedreht. Offenbar auf Wunsch der Bundesregierung. Werden objektive Daten als gefährlich empfunden? Hier die letzte Ausgabe:

Ab morgen wird nur noch die politisch geschönte, von Landes- und Bundespolitikern abgestimmte „offizielle“ Ampel der Regierung veröffentlicht. Hier der neueste Stand (der vom Freitag):

Österreich ist mittlerweile mit über 50.000 festgestellten Infektionsfällen immer noch ein bisschen besser dran als die vergleichbaren Länder Schweden (ca. 100.000), Schweiz (ca. 60.000) und die Niederlande (ca. 170.000), aber im Verhältnis bereits deutlich schlechter als etwa Deutschland. Tschechien hat mit über 110.000 Infektionsfällen enorme Probleme bekommen. Usw. usf.

2. weltweit

Wir gehen auf 30 Millionen festgestellte Infektionsfälle und allmählich auf 1 Million festgestellte Corona-Todesfälle zu – laut Johns-Hopkins-University.

Wie anzunehmen war, überholt Indien (7,1 Mio Fälle) in absehbarer Zeit in der Anzahl der festgestellten Infektionen die USA (7,7 Mio) – vermutlich ist die Anzahl der Infektionen in Indien seit Längerem schon um ein Vielfaches höher.

Lateinamerika „brennt“; und in Europa sind Spanien und Frankreich immer noch und schon wieder in der Dauerkrise. CSH hat auch eine Weltampel; fast ganz Europa ist da wieder Krisengebiet. Afrika erscheint „grün“, aber daran zu glauben wäre m.E. ein klassischer ethnozentristischer Denkfehler. (In Wirklichkeit ist es schierer Datenmangel.)

In der absoluten Zahl der Infektionsfälle führen noch die USA: 13 Länder haben über eine halbe Million Fälle:

Staat Anzahl festgestellter Infekte
USA 7.719.388
Indien 7.053.806
Brasilien 5.082.637
Russland 1.291.687
Kolumbien 902.747
Argentinien 883.882
Spanien 861.112
Peru 846.088
Mexiko 814.328
Frankreich 732.434
Südafrika 690.896
UK 593.574
Iran 500.075

In Fällen auf 100.000 Einwohner liegen 24 Länder über 1000, darunter mit Bahrain, Katar, Panama, Kuwait, Oman und Armenien einige sehr kleine, deren Zahlen man gesondert untersuchen müsste:

Staat Fälle / 100.000 Ew.
Bahrain 4588
Katar 4512
Israel 3405
Panama 2818
Peru 2685
Kuwait 2628
Chile 2531
Brasilien 2408
USA 2346
Oman 2129
Argentinien 1974
Armenien 1909
Spanien 1883
Kolumbien 1793
Costa Rica 1732
Moldawien 1528
Belgien 1360
Bolivien 1203
Südafrika 1180
Frankreich 1125
Dominik. Republik 1099
VAE 1087
Tschechien 1067
Irak 1018

Österreich liegt hier bei 618.

Bei der Mortalität (der Sterblichkeit pro Einwohnern) liegen 16 Staaten über 50 Toten auf 100.000 Einwohnern:

Staat Tote / 100.000 Ew
(Mortalität)
Peru 105,4
Belgien 88,2
Bolivien 72,0
Spanien 72,0
Brasilien 71,2
Ecuador 70,2
Chile 70,0
Mexiko 65,6
USA 65,1
UK 63,5
Italien 60,1
Schweden 58,7
Panama 58,5
Kolumbien 54,9
Argentinien 52,7
Frankreich 50,1

Österreich liegt hier bei 9,5.

Die Letalität oder Infektionssterblichkeit (Anzahl der Toten bezogen auf die festgestellten Infektionen) ist immer noch ein weites und unklares Feld. Staaten mit über 4% sind derzeit:

Staat Tote / Infiz.
(Letalität)
Italien 10,3%
Mexiko 10,3%
Ecuador 8,3%
UK 7,2%
Belgien 6,5%
Bolivien 6,0%
Schweden 6,0%
Ägypten 5,8%
Iran 5,7%
Kanada 5,3%
China 5,2%
Irland 5,2%
Frankreich 4,5%

Österreich liegt hier bei 1,5%.

Diese Daten sagen auch etwas über die Qualität eines Gesundheitssystems aus bzw. wie gut vorbereitet man in die Krise gegangen ist.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt laut Focus die Infektionssterblichkeit auf etwa 3%; der Virologe Drosten auf etwas über 1%. Immerhin: auch mit einem Todesfall auf 100 festgestellten Infektionen ist Corona lebensgefährlich, weit gefährlicher als eine Grippe. Corona ist harmlos-lebensgefährlich – diese Kombination macht es für viele Menschen so schwierig, die Krankheit zu verstehen und sich entsprechend zu verhalten. Viele Infektionen sind asymptomatisch und werden gar nicht bemerkt – insofern sind die 3% des RKI als Anzahl der Toten pro Infektionen vermutlich wirklich zu hoch – aber in vielen Ländern liegt die Letalität eben noch höher. Einige Infektionen verlaufen ganz schön dramatisch – auch Spitzensportler berichten von extremen Infektionsverläufen. Und ein kleiner Teil – 1%, 2%, 3%?, niemand weiß es genau – verläuft tödlich.

Werden Impfungen helfen? Ja, vermutlich schon. Etwa wie Grippeimpfungen. Die verhindern die Grippe auch nicht unbedingt.


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