michael bürkle

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Michael Bürkle

Deutschförderklassen: Problem statt Lösung

Die „Deutschförderklasse“

Österreich hat für Kinder und Jugendliche mit keinen oder geringen Deutsch­kenntnissen sogenannte Deutsch­förder­klassen eingerichtet. Also: zuerst Deutsch lernen, und erst dann auch andere Fächer. Das ist „old school“. Das ist für viele sehr unbefriedigend: die wollen auch anderes lernen. Mathe, Biologie, Geschichte, Geographie … wichtiges Weltwissen. Nicht „nur“ Deutsch.

Ein – naja – „Gegenmodell“

In „meiner“ Schule, dem Abend­gymnasium in Innsbruck, an dem ich bis zu meinem Pensionsantritt 2022 Direktor war, hatten wir das Problem zweifach nicht. Wir hatten (1.) keine Kinder als Klient:innen und Jugendliche erst ab dem Alter von 17; und (2.): wir hatten (haben) auch keine „Klassen“, sondern „Module“. Wir konnten unseren jungen Erwachsenen also sehr flexible Stunden­pläne anbieten. Die jungen Leute konnten sich ihren eigenen Stundenplan zusammen­stellen; eine kompetente Beratung war da halt oft auch nötig.

Ich habe vielen unserer Studierenden erklärt, dass sie neben den Modulen in „DaZ“ („Deutsch als Zweitsprache“) auch den Unterricht in Mathe, Biologie, Geographie, Geschichte … als angewandten Deutsch­unterricht begreifen sollen. Viele haben das auch begriffen und die Chance ergriffen.

Mittlerweile …

Mittlerweile lösen sich auch in vielen modernen Volks- und Mittel­schulen „klassische Klassen“ auf. Es entstehen modulartige Systeme. Das stellt an die Planung hohe Anforderungen, aber Schulen zeigen vor, dass es geht. Da werden Klassen­verbände gegründet und über Klassengrenzen hinaus für Schüler:innen oft schon individuelle Planungen unterstützt.

Es ist also kein Wunder …

„Deutschförderklassen: Schulen bevorzugen Mischmodelle“ schreibt der ORF. Das ist kein Wunder. Die Bundes­regierung mit Bildungs­minister Wiederkehr (NEOS) hat das offenbar erkannt und wird ab dem nächsten Herbst im Bereich der Deutsch­förderung mehr Schul­autonomie zulassen. Gut so.

Warum aber erst im Herbst? Naja: mitten im Schuljahr kann man schlecht umstellen; ich verstehe das. Aber auch das war / ist am Abend­gymnasium anders. Das Abendgym plant nicht in Schul­jahren, sondern in Semestern. Ja, wir brauchen kürzere Zeitrahmen, kürzere Reaktions­zeiten, um auf Heraus­forderungen schneller eingehen zu können.


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