michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Folgeschäden …

Schäden produzieren Schäden

Der menschengemachte Klimawandel verursacht enorme Schäden. Diese Schäden verursachen weitere Schäden – das ist an sich banal, wird aber nicht immer mitgedacht.

Kanada

Bei den Waldbränden in Kanada wird Wald vernichtet: Schaden 1. Damit wird auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen vernichtet: Schaden 2. Außerdem entsteht beim Abbrennen des Waldes sehr viel CO2, das als Treibhausgas wirkt und das Klima weiter anheizt: Schaden 3. Außerdem verschwindet mit dem  Abbrennen von Wald die natürlichste Instanz, die aus der Luft das Treibhausgas CO2 entnimmt und in Form von (z.B.) Holz bindet: Schaden 4.

Blatten

Auch in Blatten ist das ähnlich. Der von Menschen gemachte Klimawandel hat Bergstürze auf einen Gletscher bewirkt und damit eine riesige Erd-Eis-Stein-Baum-Lawine, die das Bergdorf Blatten praktisch zur Gänze verschüttet hat. Schaden 1: Blatten ist weg; zahlreiche menschliche Existenzen sind ruiniert und müssen – vermutlich woanders – völlig neu anfangen. Schaden 2: Die abgerutschte Lawine aus Erde, Eis und Gestein liegt jetzt im Tal und staut den Fluss Lonza auf und bedroht die unter Blatten im Lötschental liegenden Orte Kippel und Wiler. Dort werden nun auch schon Bewohner:innen ausgesiedelt. Es kann eine Flutwelle entstehen, die Teile des mittleren und unteren Lötschentals wegschwemmt. (Da wären dann einige tausend Bewohner:innen betroffen.) Schweres Gerät in Form von Baggern etc. ist kaum einsetzbar, weil der Untergrund nicht wirklich fest ist.
Schaden 3: Sollen wir da jetzt echt noch die Störungen im Tourismus anführen?

Großflächige Überschwemmungen

Wir kennen sie alle, die Bilder von großflächigen Überschwemmungen. Schaden 1: Ernteausfall. Schaden 2: Hunger. Schaden 3: Inflation. Schaden 4: Migration bzw. Flucht.

Dürren

Ich denke, das kann sich jede:r selbst ausmalen.

Wie umgehen?

Der ZiB2-Journalist Lenglinger hat die Schweizer Reporterin Anna-Lisa Achtermann gefragt: „Ist die Gefahr nach diesem Bergsturz jetzt einmal gebannt?“ Ja, die konkrete schon; und nein: keineswegs! Natürlich sind die Gefahren nicht gebannt, nicht im Lötschental, nicht in irgendwelchen anderen Gebirgstälern der Alpen. Stefan Lenglinger hat da eindrucksvoll demonstriert, wie naiv unsere Gesellschaft da denkt.

In der Tiroler Tageszeitung (TT) spricht die heutige Schlagzeile von einem „Klima-Drama in den Alpen“ – und meint damit die Katastrophe von Blatten im Lötschental. Ich denke, vor unseren Augen spielt sich ein viel größeres „Drama“ ab; von dem haben wir nun eine markante Szene gesehen. Weitere werden folgen! Jan Beutel, ein an der Uni Innsbruck tätiger Wissenschaftler, kommt in der TT zu Wort:

Die starken Veränderungen, die wir heute im Hochgebirge erleben, sind zum großen Teil die Folge des Klimawandels der vergangenen Jahrzehnte. Zu einem gewissen Teil ist die Reise für die nächsten Jahre gebucht. Eingeheizt ist schon, und das Tauen und Schmelzen wird unweigerlich weitergehen
(TT 30.5.25, S. 1).

Man wird sich nicht erwarten dürfen, dass wir den Klimawandel, den wir erzeugt haben, einfach umdrehen. Das geht nicht. Es ist schon „eingeheizt“; die „Reise ist gebucht“. Sie hat auch in Tirol bereits begonnen: in Blatten war das Problem das „Kleine Nesthorn“; in Tirol ist uns bereits beim Fluchthorn im Juni 2023 ein Gipfel verloren gegangen (Silvretta: Berggipfel verschwindet) – mit viel Glück sind Menschen nicht zu Schaden gekommen. Die unfreiwillige „Reise“ hat begonnen; wir können versuchen, sie noch zu lenken und zu verlangsamen.

Sukkus

Wer das Klima nicht schützt, verübt Umweltverbrechen an der Gegenwart und an der Zukunft. Das gilt im Besonderen für die verantwortlichen Politiker.


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