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Michael Bürkle

Handkes Wut

… außerhalb des Elfenbeinturms

Peter Handke hat den Literaturnobelpreis gewonnen. Ja, Handke ist ein wichtiger Schriftsteller; er hat viel Innovation in die Literatur gebracht. In meinem Bücherregal stehen „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1972), „Publikumsbeschimpfung“ (1966), „Der Rand der Wörter“ (1975) und „Wunschloses Unglück“ (1972). Mit späteren Werken konnte ich weniger anfangen; aber innovativ war Handke sicher.

Für seine literarischen Innovationen hat Handke vermutlich den Nobelpreis auch verdient. Obwohl – es gibt außerhalb Europas noch viele Autorinnen und Autoren, die da auch in Frage kämen.

Nicht bekommen hat Handke den Nobelpreis für seine pro-serbische Positionierung in den Jugoslawien-Kriegen. Ja, da sind von vielen Seiten grausame Verbrechen im Sinne „ethnischer Säuberung“ – einer der übelsten Begriffe überhaupt! – verübt worden. Von Serben, an Serben, an Bosnierinnen und Bosniern, von Kroaten und an Kroatinnen, an KosovarInnen. Man hat da in Österreich einiges mitbekommen; wir haben da heute noch Flüchtlinge von damals; und was man mitbekommen hat, ging eher in Richtung serbischer Täter als serbischer Opfer. Aber sicher gab es die Opfer auch, auf allen Seiten.

Es geht auch nicht darum, welches der jugoslawischen Teilvölker da verbrecherischer war als andere. Verbrecher waren Personen, die Handlanger fanden.

Dass der alte Mann – geb. 1942, heute 77 – auf seine pro-serbische Positionierung angesprochen wird: das müsste er auch als Literaturnobelpreisträger aushalten. Ausrasten und JournalistInnen beschimpfen: das kann man höchstens mit einer Form von Altersstarrsinn beschönigen. Er käme „von Tolstoi, von Homer, von Cervantes“, man solle ihn mit Fragen nach seiner politischen Positionierung nicht belästigen.

Hat er sie noch alle?

Handke ist Literaturnobelpreisträger. Das schützt offenbar nicht vor Altersstarrsinn. Mit Publikumsbeschimpfung kennt sich Handke aus, seit 1966. Tolstoi, Homer und Cervantes haben die von Handke zugeschriebene Ahnenrolle nicht verdient.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Handkes Wut“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    Zu Handke fällt mir nur noch ein: „Dumm ist, wer Dummes tut“.

    Ich hab ein paar seiner Werke (an-)gelesen, aber ich kann mit seinem Schreibstil einfach überhaupt nichts anfangen. Gut, das sagt nichts über die Qualität seiner Werke aus, sondern nur, dass er nicht meinen Geschmack trifft.
    Mir gefällt halt einfach z.B. ein Neal Stephenson weit besser, der auf herrlich kurzweilige und unterhaltsame Art und Weise langatmig sein kann und außerdem noch einen kochentrockenen Humor besitzt. Oder Ausnahmetalente wie Terry Pratchett, Douglas Adams, oder auch William Gibson, der das Genre des Cyberpunk praktisch im Alleingang erfunden hat.

    Joa, kann passieren.
    D.h. ich erlaube mir kein Urteil über Handkes literarische Qualitäten, das überlasse ich anderen, die sich damit weit eingehender beschäftigen und das deswegen wahrscheinlich besser können als ich. Und wenn sich solche Fachleute einig sind, dass er den Literaturnobelpreis verdient, dann werden die sich das wohl gut überlegt haben und dann hat das wohl seine Berechtigung.

    Was hingegen Handkes menschliche Qualitäten angeht, erlaube ich mir ein Urteil, denn ich denke, DAS kann ich mindestens genauso gut beurteilen wie ein Literaturkritiker.
    Und ich halte ihn für einen ausgemachten Trottel (excuse my French), der mit seiner Verbohrtheit nur unter Beweis stellt, dass er offenbar nicht willens ist, einen Fehler zuzugeben und damit wahrhaft menschliche Größe zu zeigen, sondern er will offenbar partout Recht behalten und reitet sich damit selbst nur immer tiefer hinein.

    Ja, soll er, meine Konsequenz daraus ist, dass mir seine Werke in Zukunft nur noch mehr egal sind. Das wird ihn ziemlich sicher nicht weiter stören, weil er das ziemlich sicher gar nicht mitbekommen wird.

    Aber damit kann ich leben.

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