michael bürkle

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Michael Bürkle

Insider-Gangster als Präsident

Handel und Psychologie

Handel aller Art ist mit Einschätzungen verbunden. Wie hoch schätze ich den Nutzwert – oder auch bloß den Tauschwert – einer Ware, die ich kaufen könnte? Das bestimmt meine Kaufentscheidung. Eine besondere Rolle spielen Einschätzungen bei Finanzprodukten: Aktien und von diesen abgeleitete Produkte. Der Wert einer Aktie (oder eines anderen Finanzpapiers) gründet sich einerseits auf realen Sachverhalten, also z.B. den Wert der Firma, von der diese Aktie einen „Teil“ repräsentiert, andrerseits ist wesentlich die Erwartung, wie sich der Wert der Firma bzw. der Aktie entwickeln wird. Wenn ich schätze, dass der Wert steigen wird, werde ich die Aktie eher kaufen; wenn viele glauben, dass der Wert steigt und deshalb auch kaufen, wird der (scheinbare) Wert auch wirklich steigen. Das geht natürlich auch vice versa bei sinkenden Kursen. Aktienmarkt hat viel mit Einschätzungen und Erwartungen zu tun, also mit Psychologie.

Insiderwissen

Einschätzungen über Entwicklungen beziehen sich immer auf die Zukunft; aber je mehr ich von der Gegenwart weiß, desto zuverlässigere Annahmen kann ich über die Zukunft machen. Im Finanzwesen (und nicht nur dort) ist deswegen „Insiderhandel“ strafbar. Wenn ich – als „Insider“ einer Firma – weiß, dass sich der Wert von Aktien oder anderen Finanzprodukten sehr bald erhöhen oder vermindern wird, habe ich gegenüber Menschen, die das nicht wissen können, einen erheblichen Vorteil. Man kann mit Insiderhandel in kurzer Zeit riesige Gewinne erzielen. Gewinne des / der einen sind im Finanzwesen aber zwangsläufig die Verluste eines / einer anderen; es geht nicht anders. Deswegen ist Insiderhandel auch verboten und wird auch empfindlich bestraft – wenn man ihn denn nachweisen kann. (Der Nachweis ist nicht immer leicht: hat jemand durch insiderisches Wissen Geschäfte gemacht oder „bloß“ durch Instinkt oder Gefühl? „Wusste“ jemand oder „ahnte“ er / sie nur?)

Der Präsident als Insider

Wir haben derzeit in den USA einen ganz besonderen Aktienhändler mit einem großen Insiderwissen. Er erzielt an der Börse mit seinem Insiderwissen enorme Gewinne und wird dabei reich. Und andere werden deshalb arm. Es ist der Präsident. Der weiß viel, was sonst nur andere Insider wissen können.

Darüber hinaus …

Dieser Insiderhändler, den ich meine, hat über sein Insiderwissen hinaus noch einen weiteren einzigartigen Vorteil: er kann mit Ankündigungen über Gesetze und ähnliches die Erwartungen vieler anderer Menschen lenken. Er kann z.B. exorbitante Zölle verkünden und dann zusehen, wie die Börsenkurse crashen – und dabei viel Geld verdienen. Er kann sich dann auf Verhandlungen einlassen – und dabei zusehen, wie sich die Börsenkurse wieder etwas erholen – und auch dabei viel Geld verdienen. Er ist mit seinem Insiderwissen immer der Geschäftszeit etwas voraus und kann mit seinem Einfluss Situationen generieren, in denen dieses Insiderwissen vorteilhaft eingesetzt werden kann.

Trump 2.0

Es ist Trump 2.0. Vielleicht ist ihm das Regieren fast egal; das würde auch erklären, dass dieses „Regieren“ so erratisch, so wirr, so beliebig abläuft. Regieren ist eine Nebenbeschäftigung; das eigentliche Ziel ist vor allem, an der Börse Geld zu scheffeln. Er macht das mit einer Gang Gleichgesinnter: Minister:innen, Berater:innen. Wenn einer das mit einer Gang macht, dann nennt man den einen Gang-ster. Trump 2.0, eine Gang aus Insidern, ist Präsident.

Gute Nacht!

Ein Beispiel

Trump 2.0 kündigt etwas „Weltbewegendes“ an. Alle Welt fragt sich, was sie bewegen könnte. Trump 2.0 lässt durchblicken – „Der US-Präsident lüftet ein Geheimnis“ – dass es um die Medikamentenpreise und die Pharmaindustrie geht. Und die Börsen reagieren …

Aus der Perspektive einer seriösen Politik ist Trump 2.0 irre, verrückt, idiotisch – ein Narr eben. Aus der Perspektive des Aktienhandels hat das alles System.


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Kommentare

2 Antworten zu „Insider-Gangster als Präsident“

  1. […] so direkt hätte ich eine Bestätigung auf meinen Artikel vom Insidergangster gar nicht gebraucht: „Boeing sichert sich Milliardenauftrag aus Katar“ – und: Bei […]

  2. […] 14.5. habe ich in Trump 2.0 einen Gangster des Insider-Handels vermutet. Leider hat sich das nicht als besonders originelle Idee herausgestellt. Mittlerweile […]

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