michael bürkle

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Michael Bürkle

Kaum ein Fortschritt in Belém

Die Klimakonferenz ist im Großen und Ganzen gescheitert

Die Weltklimakonferenz COP30 in Belém ist zu Ende, s. Artikel im Standard und im ORF. Es wurden kaum Erfolge erzielt: vermutlich der einzige ist eine Verdreifachung der Anpassungsfinanzierung bis 2035 für die ärmsten Länder der Erde. Ja, damit wird es für die Ärmsten vielleicht etwas leichter, sich an die katastrophalen Folgen des globalen Klima­wandels „anzupassen“. Aber wie passt man sich an unmögliche Lebens­umstände überhaupt an?

Einstimmigkeit als Prinzip

Im Abschlussdokument kommt der Ausstieg aus den fossilen Energie­trägern nicht vor. Wenn man weiß, das Beschlüsse bei Weltklima­konferenzen prinzipiell einstimmig zu erfolgen haben, ist das auch klar: es wird bis auf Weiteres noch Staaten geben, die ganz gut von der Kohle-, Öl- und Gasförderung und dem Verkauf dieser Energie­träger leben können und daraus einen – in den meisten Fällen – überaus protzigen Vorzeige­wohlstand „for a happy few“ generieren. Denen ist auch relativ egal, dass alle anderen an ihren Produkten hauptsächlich leiden.

Mit anderen Worten: es gibt keinen verbindlichen „Pfad“ aus den fossilen Treib­stoffen. Alle Politiker:innen können weiterhin für den Einsatz von Verbrennungs­motoren werben und ihn – möglichst ohne Schranken – tolerieren. Wir (als Menschheit) werden also den Planeten noch mehr zerstören: bis die Schäden wirklich alle betreffen und es für wesentliche Reparaturen definitiv zu spät ist, weil schon x Klima-Kipppunkte hoffnungslos überschritten sind. Das ist überaus kurzsichtig und dumm – aber einträglich für manche, denen die Zukunft aller relativ egal ist.

Wir brauchen demokratische Prinzipien in der Klimapolitik

Ein Staat kann nicht über das Prinzip der Einstimmigkeit geleitet werden. Das würde zu dauerndem Stillstand führen. Schon kleine Staaten oder Bundesländer und Gemeinden brauchen das demokratische Prinzip.

Der Klimawandel ist ein Problem, das den gesamten Planeten betrifft. Das betroffene „Volk“ ist die gesamte Menschheit. Wir müssen für eine Lösung des Klimaproblems demokratische Mittel entwickeln. Einstimmigkeit kann da nicht funktionieren.

Ist die Menschheit zu dumm?

Offensichtlich. Die Menschheit ist in Summe zu dumm. Dumm sind die Politi­ker:innen, die den Weg in eine gemeinsame faire Zukunft verhindern und im Weg stehen oder sitzen; dumm sind aber auch die Wähler:innen, die solche Leute wählen.


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Kommentare

2 Antworten zu „Kaum ein Fortschritt in Belém“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    Ehrlich gesagt (und höflich formuliert) tu ich mich schon lange sehr schwer, diese Weltklimakonferenzen überhaupt noch ernst zu nehmen. Und zwar, weil sie nach wie vor als physische [sic!] Konferenzen abgehalten werden.
    Weil die Techologien, um solche Veranstaltungen komplett oder zumindest teilweise als Online-Konferenzen abhalten zu können – die sind halt mittlerweile schon seit längerer Zeit verfügbar, und ausgereift genug dafür sinds auch bereits.

    D.h. es wäre EBEN NICHT MEHR notwendig, dass dafür Hunderte bis Tausende Teilnehmer um die halbe Welt jetten müssen, nur damit am Ende ein paar nett formulierte, aber harmlose Abschlußdokumente rauskommen, die meistens dann nicht viel mehr beinhalten als eher unverbindliche Absichtserklärungen und plakativ gewedelte moralische Zeigefinger.

    Und solange nicht einmal bei den Weltklimakonferenzen selbst ein echtes Bemühen erkennbar ist, dass man WENIGSTENS DIE klimaneutral durchführt (oder zumindest so wenig klimaschädlich wie möglich), sind diese Konferenzen zumindest für mich hauptsächlich reine PR-Shows, die nur als Bühne dienen, damit manche Leute und Gruppen dort Selbstinszenierung und -beweihräucherung als angebliche „Klimaschützer“ betreiben können.

    Weil alleine der CO2-Fußabdruck, den nur der Hin- und Rückflug von nur einer einzigen Person zu so einer Konferenz verursachen – damit könnte ich sogar mit meinem 13 Jahre alten Ford Ka (Benziner, 70 PS) jeden Monat ziemlich viele Kilometer fahren.

    (Und der Ka steht übrigens die meiste Zeit in der Garage und kommt eigentlich fast nur z.B. 1-2x pro Monat für „All-in-One“-Einkäufe im DEZ oder in der Cyta zum Einsatz.)

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      gutes Argument; den Sitzungs- und Beschlussteil könnte man auch online gut durchführen. Ich kann aber nur sehr ungenau beurteilen, wie wichtig die anderen Teile so einer Klimakonferenz sind. Man ist dort ja ca. 10-14 Tage und trifft alle möglichen Leute.
      Wenn ich mir vorstelle, dass ich an einer Weltklimakonferenz teilnehme, muss es schon sehr frustig sein, 10 bis 14 Tage alle möglichen mehr oder weniger netten Leute zu treffen und dann nur einen matten Abklatsch als Ergebnis zu kriegen.

      (Zum Ka und 1-2 mal pro Woche: das schreit für mich nach car sharing. Du könntest dir erhebliche Kosten für dein Garagenauto sparen.)

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