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Michael Bürkle

Kraftwerk Kaunertal: TiWAG reicht ein

Kraftwerk Kaunertal

Die TiWAG – die „Tiroler Wasserkraft AG“ – möchte das bestehende Kraftwerk Kaunertal zu einem Pumpspeicherkraftwerk ausbauen. Dazu braucht es einen neuen Speicher. Der soll 42 Millionen Kubikmeter Wasser fassen. Die TiWAG hat die Ausbaupläne am Montag eingereicht; 2034 soll das ausgebaute Kraftwerk ans Netz gehen. Mit dem Einreichen der Pläne kann und muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) starten.

Bedenken und Widerstand

Der WWF hat seine Bedenken gegen den Kraftwerksausbau deutlich kundgetan. Am Mittwoch haben die Parents for Future Tirol (P4F) in einem Offenen Brief ebenfalls gegen die Pläne protestiert. Adressaten des Briefs sind der Landeshauptmann von Tirol, die Mitglieder der Tiroler Landesregierung, die Mitglieder des Tiroler Landtages, der Vorstand der TiWAG und der Aufsichtsrat der TiWAG.

Der Offene Brief von P4F ist meiner Ansicht nach nicht nur ein ernster Protest, sondern auch sehr gut und ausgewogen argumentiert. Ich möchte ihn hier als PDF zum Download zur Verfügung stellen.

Interessenskonflikt?

Gibt es hier einen Interessenskonflikt zwischen Klimaschutz und Naturschutz? Klimaschutz bedeutet, dass wir (weltweit) schnellstens aus den Treibhausgasemissionen raus müssen; das geht nur mit massiven Einsparungen bei den Emissionen und dafür brauchen wir sehr viel „grünen Strom“, also auch einen Ausbau an Kraftwerken: Photovoltaik, Windkraft, Biogas, Geothermie und auch Wasserkraft. Ich kenne Wissenschaftler, die für die Schaffung der Energiewende „die Notwendigkeit des Ausbaus aller erneuerbaren Energiequellen UND das Einsparen von Energieverbrauch“ für nötig erachten – und zwar jeweils „was geht“.

„Ausbauen was geht“ – das könnte auch das Kraftwerk Kaunertal betreffen. Es „geht“ aber eben nicht, alles zuzubauen; das werden wir als Gesellschaft nicht leisten können und auch nicht wollen. Wir müssen auswählen, „was geht“. Mir scheint, der Offene Brief der P4F geht darauf sehr gut ein.

Ich denke, eine „Umweltverträglichkeitsprüfung“ muss abwägen, was ein Ausbau bringen würde und was er kostet – wie „verträglich“ ein Projekt mit der Umwelt ist. Die Kosten sind beim Ausbau Kaunertal m.E. so hoch, dass es da eben „nicht geht“. Die Parents for Future vertrauen der UVP allerdings nicht völlig: „Ein UVP-Verfahren allein reicht als Evaluierung keinesfalls aus, weil eine gesamtheitlich gedachte Energiepolitik nicht Gegenstand der Überprüfung im Verfahren ist“.


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Klaus Jäger
Klaus Jäger
25 Tage alt

Wie viel Speicher wir in einem zukünftigen fossilfreien Europa brauchen, hängt auch vom Netzausbau ab: Je besser das Netz ausgebaut ist, desto weniger Speicher werden benötigt, da ein besserer Lastausgleich möglich ist.
Das bedeutet, dass auch der Netzausbau forciert werden muss und deutlich schnellere Genehmigungsverfahren für 380-kV- und 110-kV-Leitungen gefordert werden müssen.

trackback

[…] Ja, wir müssen schnellstens raus aus den fossilen Brennstoffen: es wird immer absurder, mit Kohle und Gas Strom zu produzieren. Wasserkraft wird uns nicht retten; Atomkraft schon gar nicht. Sonne und Wind heißen die Lösungen. (Das könnte man jetzt auch auf das Kaunertal und die TiWAG anwenden.) […]

trackback

[…] Bereich der Wasserkraft sind wir in vielen Fällen schon an der Grenze des Machbaren angelangt: die Auseinandersetzungen um das Kraftwerk Kaunertal illustrieren das […]

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