michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Mattle, Tirol und Österreich

In der Pressestunde des ORF war heute der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle zu Gast. Und er versuchte, seine „Grundkompetenz“ als Tiroler einzubringen.

Die Krankenkassen

Zunächst war er dafür, die österreichische Gesundheitskasse ÖGK wieder in 9 Gebietskrankenkassen aufzuspalten. Denn die 2018 von der damaligen ÖVP-FPÖ-Regierung betriebene Zusammenlegung habe sich nicht bewährt; die versprochenen Einsparungen von 1 Milliarde Euro – die „Patientenmilliarde“ – seien nur ein „Marketing-Gag“ gewesen.

Ich bin mir sicher, dass bei der Zusammenlegung von 9 Gebietskrankenkassen viel Unsinn passiert ist, wo nicht nur keine Einsparungen erzielt worden sind, sondern auch Mehrkosten entstanden sind. Aber im Prinzip braucht Österreich keine 9 Gebietskrankenkassen; es braucht m.E. auch keine Spezialkrankenkassen für Beamte oder für Unternehmer. Man könnte das ganze System vereinfachen.

Mattle malt meine Horrorvorstellung aus: wir lösen die ÖGK mit wiederum vielen Kosten wieder auf, haben dann wieder 9 kleinräumig zuständige Krankenkassen, die alle das Gleiche tun. Das sei „föderal“, meint Mattle; damit sei man „näher am Bürger“. Das ist natürlich Unsinn. „Am Bürger“ ist die Außenstelle vor Ort – hoffentlich. Ob das eine ÖGK-Außenstelle oder eine TGKK-Außenstelle ist, spielt dabei keine Rolle.

Also ich finde die Krankenkassenfusion grottenschlecht gemacht, aber ich bitte dringend darum, sich jede weitere „Reform“ da vorher gut durchzurechnen. Ich bin mir nicht sicher, ob die eine ÖGK nicht letztlich klüger ist.

Das Kraftwerk Kaunertal

Das höchst umstrittene Kraftwerksprojekt Kaunertal bzw. Platzertal sei notwendig, meint Mattle. Es sei ein wichtiger „Meilenstein“ auf dem Weg zu einer Energieunabhängigkeit des Landes (Tirol!) Hä? Da hat sich der LH offensichtlich von der TiWAG „briefen“ lassen.

Da sind dem Landeshauptmann auch lokale Gegner nicht Tiroler genug. „NGOs aus Wien“ wollten die Energieunabhängigkeit des Landes Tirol verhindern, meint Mattle. Da versucht er, eine ur-alte Gegnerschaft gegen alles Fremde in den Tiroler Köpfen zu instrumentalisieren. Aber er irrt. Es sind Tiroler Naturschützer:innen und Energieplaner:innen, die da lokale Volksbefragungen klar gewinnen.


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Kommentare

3 Antworten zu „Mattle, Tirol und Österreich“

  1. Avatar von Merry Hill
    Merry Hill

    Politiker wie Mattle gehören endlich (bei ruhenden Bezügen) so lange auf die Öko-Schulbank, bis sie die bedrohlichen Auswirkungen permanenter Eingriffe in komplexe natürliche Systeme begriffen haben. Welche Katastrophen müssen noch geschehen, bis geldverblendete, naturwissenschaftlich unbedarfte oder ignorante Politiker die Gefahr irreversibler Schadfolgen durch Zerstörung letzter natürlicher Lebensräume begreifen??

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      Vielen Dank! Ich kann kaum widersprechen.
      „die bedrohlichen Auswirkungen permanenter Eingriffe in komplexe natürliche Systeme“ – das ist halt schon schwierig. Das können die nicht lernen, auf keiner Schulbank. Lernen müssten sie, Wissenschaftler:innen zu vertrauen, wenn mans nicht selber wissen kann. Die eigenen Grenzen zu erkennen. Das – meine ich – könnte und sollte man verlangen.

  2. Avatar von michael bürkle
    michael bürkle

    Zu einer Reform (der Reform) der ÖGK, wie sie LH Mattle gefordert hat, gibt es offensichtlich recht verschiedene Meinungen. Die SPÖ ist im Großen und Ganzen auf Mattles Position; ÖVP, Grüne und NEOS sind es nicht. Eine recht solide Stellungnahme kommt vom Grünen Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner (https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250714_OTS0052/schallmeinergruene-mehr-foederalismus-in-der-gesundheitsversorgung-ist-schlechte-nachricht-fuer-die-versicherten); recht gut aufgedröselt hat das der Standard (https://www.derstandard.at/story/3000000279393/kassenreform-mattle-kritik-an-fusion-entz252ndet-debatte-neu)
    Der Chef der ÖGK teilt auch Mattles Position.
    Ich fühle mich mit meiner Meinung, man möge sich eine allfällige Reform der Reform aber schon sehr gut vorher durchrechnen durchaus bestätigt.

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