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Nachrichten von / an LG

Nachrichten von …

Ich bekomme immer wieder Nachrichten von der „Letzten Generation“, in den letzten Wochen von der Adresse „no-reply@opencollective.com“. Diese Adresse akzeptiert allerdings keine Rückantworten. Auch sonst bietet die web site der Letzten Generation keine Kontaktmöglichkeit – außer einem Menü „Mitmachen“, in das man Kontaktdaten einfüllen könnte.

Die LG schottet sich ziemlich ab. Man will nicht „gestört“ werden, interpretiere ich. Aber ich habe ja meinen Blog; da kann ich antworten und meine Antworten gleichzeitig einer breiteren Diskussion öffnen. Hiermit lade ich zu so einer Diskussion ein – man kann hier durch postings unter Pseudonym oder Klarnamen diskutieren: am Fuß der Seite. (Die Mail-Adresse wird nicht veröfentlicht.)

Erfolgsmeldungen

Auch gestern habe ich wieder so ein nicht-beantwortbares Mail bekommen: mit Erfolgsmeldungen:

WIR HABEN ES GESCHAFFT 🧡

An 4 Tagen haben Bürgerinnen der Letzten Generation diese Woche protestiert. Nach einer anstrengenden und intensiven Woche wollen wir die Tage des Protests reflektieren und Erfolge feiern. Denn: gemeinsam haben wir viel erreicht: […]

Dann folgen Meldungen über Presseberichte und dergleichen. Man habe „es“ geschafft. Aber was? Pressemeldungen; Aufsehen erregen. Aufsehenerregung ist aber nicht das Ziel; es ist nur ein Mittel zum Ziel, das Ziel ist wohl, eine Politik des Klimaschutzes zu erreichen. Und es ist ungeheuer naiv, das „Aufsehen erregen“ allein als „Erfolg“ verkaufen zu wollen.

Da würde ich gerne antworten.

Antworten an …

Natürlich hat es die LG wieder einmal geschafft, Pressemeldungen zu generieren und öffentliches Aufsehen zu schaffen.

Das war Anfang des Jahres auch ein vernünftiges Ziel: das Thema Klimawandel / Klimaschutz ins öffentliche Bewusstsein rufen. Ich habe da Straßenblockaden auch als vernünftiges Mittel gesehen und habe mich im Rahmen der Scientists for Future auch dafür eingesetzt, das zu unterstützen und war bei einigen Aktionen dabei.

Der Sommer war weltweit von einer Vielzahl an Katastrophen gekennzeichnet – ich hab das hier im Blog auch dokumentiert; diese Katastrophen waren leicht als Auswirkungen des Klimawandels zu verstehen. Das Thema Klimawandel / Klimaschutz ist präsent. Es geht nun nicht mehr darum, es ins öffentliche Bewusstsein zu rufen; es geht darum, über die Maßnahmen für einen effektiven Klimaschutz breit zu informieren und so einen Klimaschutz durchzusetzen. Es geht darum, dass nach diesem Wahljahr keine Regierung gebildet werden kann, die den Klimawandel nicht wahrhaben und keinen Klimaschutz betreiben will.

Ich halte es deshalb nun für kontraproduktiv, weiterhin Straßenblockaden zu veranstalten; ich werde das auch nicht mehr unterstützen. Straßenblockaden ärgern viele Menschen: sie polarisieren. Sie machen Menschen aggressiv, und sie treiben parteipolitisch nicht festgelegte Wählerinnen und Wähler in die Hände der Rechtspopulisten, die „Law & Order“, also „einfache“ Maßnahmen wie hohe Geldstrafen und Wegsperren versprechen. Das kann eine für einen effizienten Klimaschutz engagierte Gesellschaft überhaupt nicht brauchen. Wir brauchen nicht höhere Strafen; wir brauchen eine breite Sachdiskussion und zielgerichtete Maßnahmen, die z.B. der Klimarat schon vorgeschlagen hat.

Daei bin ich gar nicht gegen Aktionen: sie sollen aber nicht primär polarisieren, sondern aufklären. Jetzt ist das wichtig. Ich will keine Wähler*innen vertreiben. Dabei ist mir relativ egal, wen die Menschen wählen – solange es nicht die Parteien sind, die den Klimawandel gar nicht wahrnehmen wollen oder können.

Ich fühle mich in diesem Befund keineswegs allein. Zahlreiche mehr oder minder prominente Klimaaktivist*innen – z.B. Luisa Neubauer, Lena Schilling – sehen das ganz ähnlich. Ich sehe außerdem das Ausbrennen von Klimaaktivist*innen, die mittlerweile hohe Verwaltungsstrafen angesammelt haben. Ich habe das allerdings schon im Jänner kommen gesehen.

Was statt dessen?

Ich halte medienwirksame Kurzeinsätze in den Bereichen Kultur, Bildung und Sport für durchaus sinnvoll. Die LG versucht das auch schon; das ist noch ausbaubar. Und man kann da auch wunderbar mit anderen Organisationen zusammenarbeiten.

Krisen über Krisen

Wir haben in den Zeiten von „Krisen über Krisen“ – Klimawandel, Inflation, Wirtschaft an sich, Kriege, Krankheiten, Gesundheitssystem, Migration / Flucht / Asyl – sowieso eine Krise der Politik, die den Populismus mit seinen „billigen“ populistischen „Lösungen“ begünstigt. (Man hat das gerade wieder in den Niederlanden erlebt.) Leider ist die politische Bildung nicht so erfolgreich, wie sie sein sollte.

Wir sind gerade dabei, das 1,5-Grad-Ziel  klar zu verfehlen und statt effektiver politisch-ökonomischer Maßnahmen denken einige Staaten lediglich an einen enormen Ausbau der Atomenergie. Ja: Atomenergie könnte sehr viel „nicht-fossile“ Energie für Maßnahmen des Klimaschutzes zur Verfügung stellen und man müsste dann Solar- und Windenergie und „grüne“ Wasserkraft nicht mehr so schnell ausbauen, wie es an sich nötig ist – aber wir wissen alle, wie gefährlich dieser Weg ist und wie wenig die damit verbundenen Probleme – vor allem die Lagerung des atomaren Mülls – gelöst sind. Für mich ist das kein tauglicher Weg; das ist die Austreibung des Teufels mit Beelzebub.

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[…] Straßenblockaden betreffen in hohem Ausmaß Unschuldige und zum Teil treffen sie diese sehr empfindlich. Straßenblockaden polarisieren und machen auch an sich parteipolitisch neutrale Menschen zornig. Mit Straßenblockaden treibt die LG in einem Wahljahr diese Menschen in die Hände der FPÖ (und der ÖVP). Das will ich nun gar nicht. Als Strategie ist das strohdumm. […]