michael bürkle

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Michael Bürkle

Der normale kommerzielle Schwachsinn

Heute habe ich einen Newsletter meiner Bank bekommen

O-Ton:

„Sehr geehrter Herr Bürkle,
die August Ausgabe Ihres Service-Inside-Newsletters widmet sich dem ultimativen Accessoire für zeitgemäße Finanzhelden — …“

Meine Bank will mich zum „zeitgemäßen Finanzhelden“ machen. Wie? Mit welchem „Accessoire“?

„… _ Ihre Kreditkarte GOLD.“

Mit einer Kreditkarte. (Ich hatte mal eine und bin draufgekommen, dass ich keine brauche. Seitdem hab ich keine mehr. Nicht in Bronze, nicht in Silber und nicht in Gold.)

Quasi eine Begründung:

Durch Vorlage Ihrer [Bankname] Gold Visa Kreditkarte freuen Sie sich über zwei kostenlose Zutritte pro Kalenderjahr in die SKY Lounge oder VIENNA Lounge* — gültig exklusiv für den Karteninhaber. Einfach Ihre Karte am Empfangsdesk vorweisen.

Ich dürfte also zweimal kostenlos in eine „Lounge“ am Flughafen Wien; sogar (was immer das hier heißt) „exklusiv“. Das würde mich also zum „zeitgemäßen Finanzhelden“ machen.

[Haben sie die noch alle?]

Ich fliege praktisch nie

Wann bin ich das letzte Mal geflogen? Das muss Jahrzehnte her sein: für meine Schule nach Mittelschweden. Das war noch im 20. Jahrhundert. Oder sind die beiden Flüge nach Paris und nach Amsterdam mit meiner Frau noch jünger? Mehr als die drei warens nicht. Die Lounges brauch ich nicht. Die weiteren Aufenthalte in Amsterdam haben wir mit dem Nachtzug absolviert. Sehr viel angenehmer!

„Veredeln“?

Das Leben veredeln. Ihre Kreditkarte GOLD.

Naja: vielleicht kann man in jedem Leben noch irgendwas „veredeln“. Auch in meinem. Aber mit einer Kreditkarte? Was meinen die da? Die meinen:

Einkaufsschutz, Auslandsreisekrankenversicherung, Reisegepäckversicherung oder Reisestornoversicherung

Ein „umfassendes Versicherungspaket“ soll eine „Veredelung“ sein; das ist da inkludiert. Na toll: ich komme sehr gut ohne dieses aus. Ohne diese „Veredelung“. (Von dieser Veredelung wäre es kein weiter Schritt zur Verelendung.)

Und dann kommt in der Newsletter-Mail noch ein button zum Draufklicken: „Jetzt entdecken“. Ich weiß aber: auf buttons in Mails soll man nicht klicken. Generell nicht; niemals. Da kann jeder Blödsinn passieren.

Welcher „kreative“ Schwachkopf / Werbefritze hat diesen Schwachsinn verbrochen? Und …

für wie blöd …?

Für wie blöd hält eine stinknormale mitteleuropäische Bank ihre Kunden?

Was ich sehe

Den Eisberg; wir tanzen an Deck; der Kurs ist klar. Man könnte ihn noch ändern, aber fast alle – jedenfalls viel zu viele – haben ganz anderes im Sinn.


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Kommentare

2 Antworten zu „Der normale kommerzielle Schwachsinn“

  1. Avatar von ha_23
    ha_23

    Sehr lustiger Beitrag – hat mich sehr amüsiert, vor allem der „zeitgemäße Finanzheld“ – der bist du zweifelsohne (denke da an zahlreiche Punktlandungen beim Budget), auch ohne Kreditkarte :-)).

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      Vielen Dank!
      Mit dem „zeitgemäßen Finanzheld“ hab ich mich zunächst gar nicht angesprochen gefühlt. Aber Du erinnerst mich an budgetäre Punktlandungen in der Schule und das erinnert mich an budgetäre Punktlandungen in der Politik. Vielleicht hätt ich dss Zeug dazu … aber Kreditkarte brauch ich da keine.
      Lieben Gruß, m.

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