michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

„oecolution“ gegen Klima-Klage von Kindern

Am 22.2. erschien in der „Presse“ ein Gastbeitrag von Elisabeth Zehetner unter dem Titel „Wir klagen die Welt, bis sie uns gefällt“. In der Fachgruppe Politik und Recht der Scientists for Future haben wir dazu einen Leserbrief verfasst. Ich habe zu diesem Leserbrief die Grundstruktur vorgeschlagen; erschienen ist er noch nicht. Deswegen stelle ich ihn hier vor.

Wer ist Elisabeth Zehetner? Sie ist die Geschäftsführerin von „Oecolution Austria“. Was ist „Oecolution Austria“? Das ist eine Plattform von Industriellenvereinigung (IV) und Wirtschaftskammer (WKO) zur Förderung von „Zusammenarbeit von Wirtschaft, Forschung, Zivilgesellschaft und Verwaltung, für eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial erfolgreiche Entwicklung“ [sic!]. Also so etwas wie ein nachhaltig-grünes Mäntelchen für IV und WKO.

Der IV und der WKO muss die umfangreiche Klima-Klage von 12 Kindern und Jugendlichen im Sinne der Generationengerechtigkeit, die RAin Michaela Krömer mit Unterstützung von Fridays for Future eingebracht hat, etwas aufgestoßen haben. Anlass genug, Frau Zehetner in der Presse intervenieren zu lassen. Das war uns Anlass für unseren Leserbrief.

Den folgenden Text habe ich vorgelegt; wir haben ihn dann leserbriefgerecht noch etwas gekürzt:

Elisabeth Zehetner von „oecolution austria“, einer Plattform von Industriellenvereinigung und Wirtschaftsbund, macht sich in der Presse über die Klima-Klage von 12 Kindern lustig: „Wir klagen die Welt, bis sie uns gefällt“. Dabei versteht Frau Zehetner einiges nicht ganz richtig; man könnte meinen, es stehe Absicht dahinter.
„Jedes Kind hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen auch unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit.“
Das verlangt Art. 1 des Bundesverfassungsgesetzes über die Rechte von Kindern.
Frau Zehetner fragt „provokant“, warum da nicht gleich eine Klage auf künftigen Wohlstand, auf ein zukunftsfähiges Bildungssystem usw. erfolgen solle.

Ja, auf diese Idee könnte man schon kommen. Aber so weit gehen die Klagenden gar nicht. Die Klima-Klage der 12 Kinder und Jugendlichen unter Federführung von RAin Michaela Krömer klagt lediglich ein gerechtes Klima-Fundament ein. Wir werden in 10, 20 Jahren keinen Wohlstand, kein zukunftsfähiges Bildungssystem mehr konzipieren können, wenn uns die Klimakatastrophe um die Ohren fliegt.

Im Sinne der Generationengerechtigkeit ist damit heute schon eine Politik zu fordern, die auch den nächsten Generationen eine Basis für eine Gesellschaft in künftigem Wohlstand mit einem zukunftsfähigen Bildungssystem etc. legt.

Doch: die Klimaaktivistinnen und -aktivisten sind sehr wohl eine Bewegung für mehr Generationengerechtigkeit. Sie ignorieren die Fragen nach „breitem Wohlstand und sozialer Sicherheit“ nicht. Wie ein zukünftiger Wohlstand und ein zukunftsfähiges Bildungssystem in 10 oder 20 Jahren aussehen, ist politisch auszuformen. Jetzt aber geht es um die Grundlagen. Nein, eine „verarmte Subsistenzwirtschaft“ ist da nicht gemeint, das könnte Frau Zehetner auch wissen; und ja: wir brauchen massive Investitionen in Energiewende und Klimaschutz und Offenheit für Forschung und Technologien.

Mir scheint, heutzutage kommen auch an sich gar nicht so ökologisch denkende Organisationen nicht mehr drum herum, ab und zu „öko“ aufzutreten. Man bildet sich dafür eigene kleine Agenturen und bedient sich freundlich gesinnter Medien. Man kann dann dort Stimmung gegen „allzu radikale“ Auftritte machen – und so ein bissi bremsen, obwohl eigentlich höchste Eile im Klimaschutz dringend wäre.

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