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Michael Bürkle

Öffnen gegen die Welle?

Die Mutationen nehmen überhand; wir haben es wissen können

Am 25. Februar habe ich die „Dritte Welle“ der Corona-Infektionen vorausgesehen – es war keine Kristallkugel dafür notwendig, nur ein bisschen Hausverstand. Heute, eine Woche später, gibt es bereits Ausreisebeschränkungen aus Bezirken: die Inzidenzzahlen liegen z.T. über 500, über 600. Alle Sachverständigen sind nicht wirklich überrascht: es war absehbar. Wir hören aus Schwaz, Hermagor, Radstadt, Bad Hofgastein, Wiener Neustadt …

„aktuell“?

Ausreisen darf man aus (z.B.) Mayrhofen oder Hermagor nur, wenn man über einen aktuelles negatives Corona-Test-Ergebnis verfügt. Was heißt da „aktuell“? Derzeit 48 Stunden, überall, in ganz Österreich. Das ist in der jetzigen Situation viel zu lang; das ist ein schwerer Fehler. Die Frage ist, ob überhaupt 24 Stunden nicht schon zu lang sind.

Österreich ist derzeit „Testweltmeister“: wir haben ein extrem dichtes Netz an Teststationen in Österreich: in praktisch jeder Apotheke, bei den Hausärzten und -ärztinnen, in Teststraßen kann man sich testen lassen. Ich habe bereits einen Lösungsvorschlag eingebracht: man muss auf der Basis aktueller Testergebnisse Verhaltensregeln definieren. Wer einen aktuellen negativen Test hat, darf arbeiten, darf aber auch ins Kino, ins Theater, ins Restaurant. Ja: „Alles öffnen.“ Aber „aktuell“ kann nicht einfach heißen „48 Stunden“ – das ist Unsinn. Ich habe vorgeschlagen, die Gültigkeitsdauer von Corona-Tests an der Ampelfarbe zu orientieren. (Oder meinetwegen direkt an der Inzidenzzahl.) ROT soll 24 Stunden bedeuten, ORANGE 48 Stunden. Damit könnte man in Vorarlberg derzeit mit einem Planungszeitraum von 2 Tagen „alles“ tun – mit Menschen, die ebenfalls „negativ“ sind. Aber für Teile Tirols, für Teile Kärntens und anderer Bundesländer muss man mindestens ROT zu Grund legen. (Vorgestern, am 2.3., hat die Epidemiologin Eva Schernhammer in der ZiB2 des ORF sogar noch kürzere Gültigkeitsdauern für Corona-Tests ins Spiel gebracht: in Abhängigkeit der konkreten Situation z.B. nur 12 Stunden.)

Das Testergebnis incl. Gültigkeisdauer und Name der Testperson kommt aufs Handy.

Man kann sich nicht auf die Impfungen verlassen: im Prinzip nicht. Testergebnisse sind das relevante Datum, an dem sich gesellschaftliche Möglichkeiten messen lassen. Wenn ich alkoholisiert bin und einen aktuell positiven Alko-Test habe, darf ich nicht Autofahren. Wenn ich einen aktuell positiven Corona-Test habe, darf ich mich nicht mit anderen treffen. Wenn ich einen aktuell negativen Alko-Test habe, darf ich Autofahren. Wenn ich einen aktuell negativen Corona-Test habe, darf ich am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Simple as that.

Was dabei aktuell bedeutet, ist von der Umgebung abhängig. Wenn die hoch-infektiös ist, heißt das: 24 Stunden. Oder auch nur 12 Stunden. Bei minderer Infektiosiät entsprechend länger. ORANGE 48 Stunden, GELB 72 Stunden usw. – das hab ich vorgeschlagen. Alle Theater und Restaurants können öffnen; es dürfen sich halt nur aktuell negativ getestete Personen treffen.

Und die Impfung?

Und welche Rolle spielt die Impfung? Keine direkte, nur eine indirekte. Wer geimpft ist, hat bessere Chancen auf einen negativen Test. Ist der Test trotz Impfung positiv, gehts halt noch nicht. Auch Geimpfte können infektiös sein.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Öffnen gegen die Welle?“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    > Österreich ist derzeit „Testweltmeister“
    Ja, schön – und für manche eventuell sogar ein Grund zur Freude, weil die Möglichkeiten, in diversen anderen austriakischen heiligen Kühen wie z.B. Fußball- oder Wintersportweltmeisterschaften was zu reißen in den letzten Jahren sich ja doch eher eines überschaubaren Charakters befleißigten. Nur:

    Die ganze Testerei ist halt nichts anderes als ein (Zitat Gunkl) „Darmwind im Gehölz“, wenn daraus keine sinnvollen Konsequenzen gezogen werden.
    Denn, aus tiefstem Herzen: Ja, verdammt nochmal – ich finde es gut und befürworte es, wenn getestet wird, was das Zeug hält. Denn je mehr getestet wird, desto umfangreicher und genauer ist das Datenmaterial, das wir zur Verfügung hätten, um möglichst präzise Maßnahmen zu setzen, damit wir dieses gschi[ZENSIERT]e Virus eindämmen und hoffentlich möglichst bald auch loswerden können.

    Nur: genau das passiert ja eben leider nicht, sondern:

    Man tüftelt im Gesundheitsministerium eine durchaus sinnvolle Ampelregelung aus, mit der man auf lokaler/regionaler Ebene recht flexibel auf steigende Infektionen reagieren könnte – aber weil der Bub im BKA halt meint, sich wieder einmal als „geliebter Fü…“, äh, „großer Staatsmann“ zelebrieren zu müssen, wird die Regelung mit der Coronaampel nach nicht einmal einer Woche (sic!) einfach mal so gekübelt und ganz Österreich par ordre de mufti aus dem BKA auf Rot gestellt – damit ER sich wählerwirksam weiterhin als der Krisenmanager inszenieren kann, der er in WIrklichkeit gar nicht ist und nicht imstande wäre, wenn man ihn darum bäte.

    Ansonsten hätten wir seit Monaten eine Regelung, bei der die Ampel zwar bisweilen vielleicht öfter und recht schnell umgesprungen wäre und man natürlich darauf reagieren hätte müssen – aber auch eine Regelung, die es zusammen mit engmaschigen Kontrollen durch z.B. Polizei, MÜG (in Innsbruck) etc. schon seit Wochen möglich gemacht hätte, dass Nachtgastronomie wie z.B. das Innsbrucker Zappa (dessen Besitzer übrigens als Grüner der Fachgruppenobmann für Gastronomie in der Tiroler WK ist und der vom Start in bekannt vorarlbergerischer Tradition darauf geachtet hat, Regelungen einzuhalten und durchzusetzen) sein Lokal offen halten hätte können, während man dem einen oder anderen ignoranten Trottel, der auf Corona scheißt, um Umsatz zu machen, die Bude zudrehen hätte.können.

    D.h. hätte der Bub aus dem BKA sich nicht partout drauf kapriziert, wieder mal par ordre de mufti und alamistisch Chef spielen zu müssen, wären jene in der Gastronomie, die sinnvolle Einschränkungen akzeptieren und durchsetzen, seit Monaten nicht mehr auf Förderungen, Beihilfen oder Hilfspakete angewiesen, sondern könnten sich zu einem wesentlichen Teil selbst erhalten.

    Aber die ÖVP zieht es halt weiterhin vor, sich seit Jahrzehnten als Partei mit „Wirtschaftskompetenz“ zu inszenieren, die sie nicht nur schon seit Jahrzehnten nicht mehr ist, sondern noch nie war.

    Denn speziell die Tiroler ÖVP ist eben keine „Wirtschaftspartei“.

    Sondern nur ein Zusammenschluß von im Fall des Falles (also wenn sichs für alle Beteiigten auszahlt) äußerst lockeren, geldgierigen, und moralisch bis zum äußersten bereiten flexiblen (da jetzt ein adäquates Substantiv einzufügen verbietet mir meine gute Erziehung, also verwende ich ein analoges und ausgesprochen hübschess Zitat von Gunkl: „Aussparungen in der menschlichen Epidermis, die zur Exkorpierung fester und pastöser Stoffwechselprodukte dienen“), die es noch nie iteressiert hat, ob die Tiroler Gastronomie überlebt, sondern ausschließlich, dass sie selbst profitieren – und der Rest der Welt kann sgheißen gehen.

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