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Michael Bürkle

Österreich und seine Stabilität

Ein neuer Stabilitätspakt

Monatelang haben wir in Österreich nun mit einem „Budgetloch“ gelebt, von dem offen­bar kaum jemand wusste, wie breit und wie tief es war. Beträgt das Budget­defizit 4,2% oder 4,5% des BIP? Oder doch 4,9%? Die Defizite der Länder waren offenbar höher als gemeldet bzw. erwartet.

Nun haben sich Finanz­minister Marterbauer (SPÖ) und Kanzler Stocker (ÖVP; der nur online) mit den Landeshauptleuten getroffen und einen neuen „Stabilitäts­pakt“ vereinbart. Man hat vereinbart, dass sich die Bundes­länder in Zukunft etwas höher verschulden dürfen und der Bund etwas weniger. Dafür sind die Bundes­länder in Zukunft monatlich berichts­pflichtig und weisen ihre Verschuldung nicht mehr nur als Gesamt­summe gegenüber der Statistik Austria aus. Die Bundes­länder bekommen „mehr Zeit […] ihren Haushalt in Ordnung zu bringen“.

Eine Grafik der APA zeigt die wesentlichen Zahlen; beim Standard sieht sie so aus:

Ich habe Fragen

Was ich so lese, haben beim Verhandeln des Pakts die Kosten des Gesundheits­systems eine große Rolle gespielt. Von den Bildungs­kosten lese ich kaum etwas, dabei hat die neue Landes­haupt­frau Salzburgs Edtstadler (ÖVP) da entsprechende Vorschläge gemacht: Gesundheit zum Bund, Bildung an die Länder. Hat das eine Rolle gespielt? Inwiefern sind Zuständigkeits­verlagerungen mitgedacht worden? Inwiefern ist die erwartbare Zunahme von Klima­wandel­folge­kosten mitgedacht worden? Die sind ja im städtischen Wien nicht unbedingt gleich wie in den alpinen Bundesländern.

Und: wer hat da mit wem verhandelt? Ich höre: der Finanzminister mit den Landeshaupt­leuten, die sich in der Landes­hauptleute­konferenz dazu getroffen haben. Wie fix sind diese Vereinbarungen – wo es eine Landes­hauptleute­konferenz in der Verfassung doch gar nicht gibt? Die „LH-Konferenz“ ist ein informelles Treffen; niemand weiß, wie verbindlich ihre Beschlüsse sind bzw. gehandhabt werden. (Noch gar nicht: das muss alles noch im Parlament beschlossen werden.) Kann sich ein:e LH aus diesem Pakt vertschüssen, wenn er / sie in der Landes­regierung oder im Landtag auf Widerstand stößt?

Wer sprach da für den Bereich der Sozial­versicherungen, die ja auch zum Defizit beitragen und bisher nicht beim Bund subsumiert wurden? Hätte man die nicht an den Verhandlungs­tisch bringen sollen?

Fragen über Fragen …


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