Kultusministerin?
Die „Kanzleramtsministerin für Europa, Integration und Familie“ Claudia Plakolm (ÖVP) scheint mir ein bisschen überfordert. Im ORF-Artikel „Plakolm sieht „falsch verstandene Toleranz““ sieht sie sich sogar als „Kultusministerin“. Das wäre mir aber neu.
Löst das Abhängen von Kreuzen Probleme?
Es gibt Menschen, die sehen nicht ein, dass in unseren Klassenzimmern Kreuze als Symbole des christlichen Glaubens hängen. Ich sehe da an sich auch keinen Grund dafür: Staat und Religion sind in Österreich getrennt. Das ist auch gut so – s. „Ostern“. Ich sehe gute Gründe, auf christliche Symbole zu verzichten.
Ich fände es also sinnvoll, Kreuze abzuhängen: nur mehr ca. 68% der Österreicher:innen sehen sich als Christ:innen. Immerhin ca. 22% der Bevölkerung fühlen sich keiner Religion zugehörig. Plakolm meint aber, „Zu glauben, wir hängen die Kreuze in den Klassenzimmern ab, und dann sind alle Probleme dieser Welt gelöst“, sei eine „falsch verstandene Toleranz“. Ich weiß nicht, wen die Frau „Kultusministerin“ da meint: ich kenne niemand, der das Abhängen von Kreuzen als Lösung aller Probleme auffasst. Mit wem hat sie da wohl gesprochen?
Es gäbe eine andere Lösung: Man könnte in Schulklassen gleich große Symbole (z.B. 10 x 10 cm) für alle in der Klasse vertretenen Religionen aufhängen: ein christliches Kreuz, eine muslimische Mondsichel, ein buddhistisches Rad, einen jüdischen Davidsstern usw. – und ein leeres Quadrat für die über 20%, die mit Religion nichts mehr am Hut haben. Dann wären alle repräsentiert. Man könnte am ersten Elternabend oder schon bei der Anmeldung nach dem gewünschten Symbol fragen.
(Das ginge übrigens auch auf Initiative von Schüler:innen in einer Klasse ganz formlos.)
Kopftuchverbot unter 14?
Plakolm kündigt auch wieder ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 an. Das steht schon im Regierungsprogramm, ist aber unter der ÖVP-FPÖ-Regierung schon 2020 vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben worden. Das ist verfassungsrechtlich nämlich nicht ganz einfach. Man kann eine zugelassene Religion nicht anders behandeln als die anderen.
Ich bin da sehr unsicher. Es wird zwölfjährige Musliminnen geben, die ein Kopftuch tragen wollen. Es wird zwölfjährige Musliminnen geben, von denen das ihre Eltern verlangen. Das zweite wäre für mich kein Grund – obwohl in Österreich bis 14 die Eltern bei der Religionszugehörigkeit ihrer Kinder das Sagen haben; beim ersten denke ich mir, warum man ein Madl, das das will, daran hindern soll. Es gibt muslimische Traditionen, die nach Einsetzen der Periode ein Kopftuch befürworten; dann ist das Kopftuch ein Zeichen der „Reife“. Wenn man das wegnimmt …
Also entscheidend wäre für mich die Meinung des Mädchens. Aber wie kriegt man die heraus?
Aber wie gesagt: ich bin da selbst unsicher.
(Ich könnte mir aber Solidaritätskopftücher vorstellen. Wenn meine muslimische Freundin ein Kopftuch tragen will, trage ich eines für sie mit.)
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