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Michael Bürkle

„Wir brauchen einen Plan B …“

Ein Interview

Auf n-tv findet sich ein m.E. sehr interessantes Interview mit dem Grünen EU-Abgeordneten Sergey Lagodinsky. Lagodnisky ist Mitglied im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und rechtspolitischer Sprecher seiner Fraktion sowie Sprecher für Russland und transatlantische Beziehungen.

In Vielem spricht der Abgeordnete Dinge aus, die ich auch denke und hier im Blog schon wiederholt zur Diskussion gestellt habe, z.B. über eine europäische Verteidigung jenseits der NATO bzw. den USA, über eine Zusammenarbeit EU / Kanada, über die Einbeziehung neutraler Staaten usw.

Einige Ausschnitte

Einerseits müssen wir die Amerikaner motivieren, weiterhin in der Nato aktiv zu bleiben. Andererseits müssen wir so planen, dass wir mittelfristig zumindest die wichtigsten Funktionen selbst übernehmen können, wenn die amerikanische Seite ausfällt. Das heißt, wir dürfen der Nato nicht den Rücken kehren oder sie unterminieren, aber wir müssen daran arbeiten, dass es Ersatzkapazitäten gibt, einen Plan B sozusagen.

[…]

Es ist an der Zeit, über neue Allianzen nachzudenken. Ich finde es gar nicht so abwegig, darüber zu reden, ob Kanada tatsächlich der EU „beitritt“, auch wenn es sich vielleicht seltsam anhört. Ob wir mit Australien, das eigentlich im Süden liegt, den neuen Westen zusammenbasteln. Oder mit Südkorea und Japan als westliches Bündnis agieren, obwohl sie im Fernen Osten liegen. Der Westen ist in diesem Sinne ja nicht mehr geografisch definiert, sondern durch Werte.

[…]

Wir müssen uns darauf einstellen, dass die nächsten Kriege nicht wie die in Afghanistan oder im Irak aussehen werden. Vielleicht auch nicht wie die Anfangsphase des Ukrainekriegs. Irgendwann werden es nicht mehr „grüne Männchen“ sein, sondern „grüne Drohnen“, die wir nicht identifizieren können und die einfach bei uns auftauchen werden. Es ist also wichtig, dass wir uns nicht nach alten Regeln und Vorstellungen vorbereiten. Wir müssen daran arbeiten, unser Prognosevermögen um zwei, drei Schritte zu erweitern. Nur so werden wir im Zeitalter der Digitalisierung verteidigungsfähig bleiben.

Wo wir unterschiedlicher Meinung sind

Meines Erachtens ist die amerikanische Seite bereits ausgefallen; ich würde keinen Cent auf einen US-„Beistand“ wetten. Die USA sind nicht mehr zuverlässig; sie sind auch keine wirkliche Demokratie mehr, sondern auf dem Weg in einen Autoritarismus.

Oder zugespitzt:

Nicht:
„Wir brauchen einen Plan B, wenn die amerikanische Seite der Nato ausfällt“
Sondern:
„Wir brauchen einen Plan B, weil die amerikanische Seite der Nato ausfällt“

Also: Herr Lagodinsky sieht das noch etwas optimistischer.


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