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Michael Bürkle

Einen Popanz aufblasen

Wer ist Zohran Mamdani?

Der neue Bürgermeister von New York heißt Zohran Mamdani. Das ist ein interessanter Mann: geboren 1991 in Uganda, Vater ismaelitisch-muslimisch, Mutter hinduistisch; er studierte Afrikawissenschaften und arbeitete als Sozialarbeiter im Bereich der Zwangsvollstreckungsprävention. Er ist Mitglied der Demokratischen Sozialisten Amerikas und damit einer Partei am Rande der Demokratischen Partei mit verschwimmenden Grenzen zu ihr.

Er ist Moslem; er beteiligte sich an der Gründung einer Studierendeninitiative für palästinensische Rechte. Er „kritisiert die Kriegsführung der israelischen Regierung im Krieg in Israel und Gaza seit 2023 und spricht von einem Genozid, der an der palästinensischen Bevölkerung verübt werde“. Andrerseits stellt er das Existenzrecht Israels außer Frage.

Einen Popanz herstellen

Diesen Zohran Mamdani haben sich israelische Scharfmacher zum Feind auserkoren; sie wollen ihn zum antisemitischen Schreckgespenst aufblasen. „Der für Diasporafragen und gegen Antisemitismus zuständige israelische Minister Amichai Chikli rief die jüdische Bevölkerung in New York zur Auswanderung nach Israel auf“. Die Juden und Jüdinnen New Yorks, der größten jüdischen Community außerhalb Israels, seien nicht mehr sicher, denn Mamdani sei ein „Hamas-Anhänger“.

Ich nehme nicht an, dass viele Jüdinnen und Juden in New York der Aufforderung Chiklis nachkommen werden. Die meisten werden begreifen, dass sie in einem New York mit Mamdani als Bürgermeister sehr viel sicherer sein können als in Israel.

Die politischen Positionen Mamdanis sind die einer eher linken europäischen Sozialdemokratie. In einer Studenteninitiative für Rechte von Palästinenser:innen einzutreten, ist ehrenhaft; die Kriegsführung der israelischen Regierung in Gaza zu kritisieren, ist nicht nur legitim, sondern absolut notwendig. Den Krieg in Gaza als Genozid („Völkermord“) begreifen auch viele Menschen so, die sicher keine Antisemiten sind. Mamdani konzentriert seine Kritik an Israel auf die Kritik an der israelischen Regierung – das mache ich auch, das bleibt einem nicht erspart, hat aber nichts mit Antisemitismus zu tun. Mamdani hat das Existenzrecht Israel mehrfach eindeutig verteidigt und sieht für Antisemitismus keinen Platz.

Aber er ist Moslem.

Mamdani ist als antisemitischer Popanz denkbar ungeeignet. Wer den zum Anlass für eine Massenauswanderung erklärt, will Unfrieden und Hass säen – als ob es davon nicht schon genug gäbe.


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