michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Psychogramm eines Fans

Ich habe ein eMail bekommen, zu meinen Artikeln über die Festspiele Erl. Es ist kein posting im Diskussionsforum, ich will ihm aber trotzdem Raum geben, weil ich es für interessant halte. Ich habe an ihm nichts geändert, nur den Namen weggelassen, es anonymisiert.

Betreff: Ihr hass neid und missgunst kundgebung überdie erler festspiele

Wenn einer sich schon erla… laubt zu sagen, wir brauchen keinen wagner in tirol dann muss ich sagen was muss das für ein mieser kulturignorant sein!.!!,
Die erler festspiele haben nicht nur in der umgebung sondern europaweit einen grossen zulauf.  Wird doch in erl, dank gustav kuhn und seinen musikern eine aussergewöhnliche darbietung an musikalischer höchstkultur geboten. Und das schon 20jahre!!!
Erl leuchtet wie ein stern im europäischen festspieleland.
Was dr.hans peter haselsteiner
Geleistet hat mit diesem wunderschönen festspielhaus
So gediegen und harmonisch der gegend und dem alten passionsspielhaus angepasst
Einfach GENIAL.
Sie wollen junge leute ausbilden?  Wie soll das gehen wenn ein mensch so von hass neid und missgunst behaftet ist und sich so outen muss wie sie es getan haben. Ich glaube, es gibt kurse, wo man lernt niedriginstinkte besser in zaum zu halten.
[Vorname familienname]

Ich will das hier nicht analysieren oder kommentieren. Es spricht für sich selbst.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Psychogramm eines Fans“

  1. Avatar von michael bürkle
    michael bürkle

    Ich habe Frau M. folgendes geantwortet:

    Sehr geehrte Frau M.,

    vielen Dank für Ihr Mail; es freut mich immer, wenn ich feststelle, dass mein Blog gelesen wird; es freut mich auch, wenn meine Texte Reaktionen hervorrufen; dazu sind sie ja da. Ich habe Ihr Schreiben deshalb auch anonymisiert in meinen Blog aufgenommen, i.W. unkommentiert.

    Selbstverständlich sind wir in verschiedenen Dingen völlig verschiedener Meinung. Im einzelnen:

    1. Wagner in Tirol

    Über die Musik Richard Wagners kann man verschiedener Meinung sein; ich find das alles extrem schwülstig und langweilig, aber das können Sie ganz anders sehen. Über die Stoffe Wagners kann man auf jeden Fall sagen, dass sie hochgradig missverstehbar sind. Sie waren auch ein wesentlicher Teil der Nazi-Kulturideologie, die mit diesen Stoffen einen germanischen Rassismus unterfüttert hat. Was gehen uns heute noch die Geschichten aus der germanischen Mythologie an? Riesen, Drachen, Zwerge, ritterliche Helden, zauberische Frauen – diese Märchen hab ich als Sagen schon als Jugendlicher konsumiert. Das ist für „Junggebliebene“ und kommt heute wieder in vielfach transformierter Form in Videospielen vor; ich kenn das Zeug. Für unsere heutige Gesellschaft seh ich sehr wenig Relevanz, und die wäre durch Bayreuth hinreichend abgedeckt.

    Aber ich habe nirgends gefordert, dass das nicht mehr gespielt wird. Wenn Sie meine Blog-Artikel genau lesen, habe ich gefordert, dass man die Festspiele Erl einer wirtschaftlichen Gesamt-Kosten-Nutzen-Rechnung unterzieht. Schließlich geht es da um Steuergelder in relevanter Höhe – also um Ihr Geld und um mein Geld. Da kann und sollte man sich fragen, ob das in Erl gut investiert ist. Das habe ich gefordert, dazu stehe ich.

    2. Europaweite Wirkung der Erler Festspiele

    Im Rahmen so einer Gesamt-Kosten-Nutzen-Rechnung käme man vielleicht auch drauf, inwiefern die Festspiele Erl wirklich eine europaweite Wirkung haben. Ich bezweifle das. Es wäre interessant, das zu belegen.

    3. „Musikalische Höchstkultur“

    Ob Herrn Kuhns Wirken als Regisseur, Dramaturg, Dirigent als musikalische Höchstkultur aufzufassen ist, darüber maße ich mir keine Meinung an. Ich habe ihn – außer einmal im Fernsehen als Dirigent – nie gesehen. Es gibt dazu aber sehr verschiedene Meinungen von mindestens formell durchaus sehr kompetenten Personen. Nicht alle schätzen die Inszenierungsfähigkeiten Kuhns so ein wie Sie, zu einem guten Teil ganz im Gegenteil.

    4. Festspielhaus

    Ob das Festspielhaus „gediegen“ in die Gegend passt, ist eine Meinungsäußerung; die ist Ihnen unbenommen. Wie sehr es „genial“ ist, weiß ich nicht. Ich habe aber auch nichts darüber geschrieben.

    5. „hass neid missgunst“

    Ich kenne Herrn Kuhn nicht; ich hasse ihn nicht, bin ihm auch nichts neidig und „missgönne“ ihm nur das, was er sich in der Überschreitung der Freiheit anderer Menschen genommen hat. Ich greife keinen Frauen unter den Pullover, weil sich das nicht gehört. Herr Kuhn kann von mir aus gerne jeder Frau unter den Pullover greifen, sofern sie zu verstehen gegeben hat, dass sie das will, aber er soll seine Finger von Menschen lassen, die seine Finger nicht an sich haben wollen. So wie jeder andere auch. Da geht es um allgemeinen menschlichen Anstand einerseits und um strafrechtlich relevante Dinge andererseits. Da geht es letztlich auch um den Ruf des Landes Tirol, wenn Zustände, wie für Erl beschrieben, öffentlich gedeckt und mit Steuergeldern finanziert werden. Es geht um sexuelle Übergriffe, es geht um Beschimpfung, es geht um Ausbeutung, es geht um finanziell unkorrekte Abwicklung. Es sind Vorwürfe am Tisch und die gehören geklärt. Herr Kuhn hat bisher sehr wenig zur Klärung dieser Vorwürfe beigetragen: er hat im Interview in der ZiB2 einiges halbherzig zugegeben, was er zuvor noch rundweg abgestritten hatte. Einige Klagen hat er zurückgezogen, einige verloren, einige sind noch anhängig.

    Sehr geehrte Frau M.: Sie haben im „Erlkönig“ Kuhn offenbar eine Art künstlerischer Lichtgestalt entdeckt, der Sie Länge mal Breite vertrauen und der Sie Verhalten erlauben, das man m.E. niemandem durchgehen lassen kann. Ich bezweifle, dass es sich bei der von Ihnen wahrgenommenen Lichtgestalt um ein reales Phänomen handelt.

    Es wird Bernd Loebe nach Erl kommen. Sie werden erkennen, dass es Festspiele in Erl auch ohne Kuhn geben kann, ohne Skandale, aber mit hervorragenden Leistungen. Das verspricht jedenfalls Loebe. (Z.B. https://www.deutschlandfunk.de/neuer-leiter-der-festspiele-erl-loebe-qualitaet-statt.1993.de.html?dram:article_id=431820)

    6. Meine Qualität als Lehrer

    Darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen. Ich lehre nur mehr sehr wenig, leider, denn ich muss als Direktor eine große und immer noch wachsende Schule leiten. Ich habe aber als Lehrer nachweislich viele junge und auch nicht mehr so junge Menschen zu einer erfolgreichen Reifeprüfung gebracht, sowohl in Mathematik als auch in Deutsch als auch in Informatik. Gar so ein schlechter Lehrer kann ich nicht gewesen sein.

    7. „niedriginstinkte“

    Meine Sache sind „niedrige Instinkte“ nicht; mir geht es um rationale, nachvollziehbare Argumente. Aber Sie wissen offenbar, wo es „kurse, wo man lernt niedriginstinkte besser in zaum zu halten“ gibt. Das finde ich gut.

    Mit freundlichen Grüßen
    michael bürkle

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