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„Räuberische Zinssätze“

UN-Generalsekretär António Guterres, ein portugiesischer Sozialdemokrat, hat in Doha (Qatar) eine unangenehme Wahrheit ausgesprochen. Er hat den reichen Ländern der Welt vorgeworfen, arme Staaten mit „räuberischen“ Zinssätzen weiterhin auszubeuten. Es wird wohl das klügste sein, die Vorwürfe Guterres‘ einfach wiederzugeben:

– Die wirtschaftliche Entwicklung sei „schwierig, wenn Länder an Ressourcenmangel leiden, in Schulden ertrinken und immer noch mit der historischen Ungerechtigkeit einer ungleichen Reaktion auf Covid-19 kämpfen.“

– Eine nicht selbst verursachte Klimakatastrophe zu bekämpfen sei eine „Herausforderung, wenn die Kapitalkosten himmelhoch sind“

– Die erhaltenen finanziellen Hilfen seien „ein Tropfen auf den heißen Stein“ […] Die „Giganten fossiler Energien“ erzielen „riesige Gewinne, während Millionen Menschen in ihren Ländern kein Essen auf den Tisch bringen können“

– Viele der ärmeren Staaten würden ohne Liquidität „durch räuberische Zinssätze von den Kapitalmärkten ausgeschlossen“.

(Beim ersten Punkt möchte ich den Generalsekretär noch etwas korrigieren: „Historische Ungerechtigkeiten“ bestehen nicht erst seit Covid-19, sondern seit dem Kolonialismus.)

Aber sonst liegt der Generalsekretär, der seit dem 1.1. 2022 in seiner zweiten Amtsperiode fungiert, leider (!) völlig richtig. Der  einmal „Dritte Welt“ genannte Teil der Welt wird seit Jahrhunderten ausgebeutet. Das hat sich bei Corona nur fortgesetzt; das zieht sich selbstverständlich auch durch die Klimakrise, wo der globale Norden am meisten CO2 ausstößt (im „Westen“ v.a. als USA und EU – früher „Erste Welt“, im „Osten“ v.a. mit Russland und China – früher „Zweite Welt“) und der Süden die Folgen ausbaden muss.

Guterres könnte ab 1.1.2027 eine dritte Amtsperiode anhängen. Das ist zwar unüblich, aber nicht unmöglich. Ich fürchte nur, dass er das selbst nicht wollen wird – immerhin ist er dann bereits 78 – und auch der „globale Norden“ wird den klaren Generalsekretär nicht weiter dulden wollen.

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