Veröffentlicht in Bildung, Politik

Studiengebühren: Studium für Wohlhabende

Die VF-Koalition rückt gegen Schluss ihrer Verhandlungen mit etwas heraus, das ich eigentlich schon im Bildungspaket erwartet hatte und das dort noch nicht gekommen ist: Studiengebühren. Man hört noch nichts Genaues, aber laut Standard und ORF denkt man an ca. 500 € pro Semester, ab dem dritten Semester, mit einem „Steuerbonus“ als eine Art staatlicher Rückzahlung, wenn die StudentInnen dann fertig sind und im Berufsleben stehen.

Reichlich absurde Begründung: um deutsche MedizinstudentInnen als ÄrztInnen in Österreich behalten zu können. Deswegen müsste ich als Germanist und Mathematiker Studiengebühren bezahlen. Ja ham’se denn die noch alle?

Wem schaden Studiengebühren?

Studiengebühren schaden allen Studierenden aus nicht gerade wohlhabenden Verhältnissen. Allen, die sich ihr Studium durch einen Job finanzieren müssen. Allen, die jetzt schon am Rande prekärer Verhältnisse leben.

Was werden die tun müssen? Sie müssen noch mehr arbeiten, „nebenher“. Das Studium dauert dann noch länger. Die Wahrscheinlichkeit für einen qualifizierten Abschluss wird noch geringer. „Reiche“ werden dann Master und Doctor, „Arme“ müssen sich mit einem Bachelor begnügen, wenn sie es überhaupt durchziehen können.

Wem nützt ein Steuerbonus?

Ein Steuerbonus nützt allen, die in einer höheren Steuerklasse sind. Also allen Wohlhabenden. Wenn es jemand nicht geschafft hat, das Studium durchzuhalten, waren zwar Studiengebühren fällig, aber der Steuerbonus wird nichts reparieren können. Der Steuerbonus nützt allen, die gut situiert finanziell „einen langen Atem“ haben und bei denen keine existenziellen Probleme mit einem Studium verbunden sind.

Die Uni der Privilegierten

Die Koalition aus ÖFP und VPÖ entwirft hier eine Universität der Privilegierten, eine Universität, die einen gewissen finanziellen „Polster von daheim“ voraussetzt. Kurz und sicher überspitzt auf den Punkt gebracht: die Porsche-Fahrer finden vor der Uni leichter einen Parkplatz als vorher.

Ja, das war zu erwarten. (Ich hatte mich schon gewundert.) Jetzt ist es da.

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