michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Tiroler Jugend(-karte)

„cool“

Die neueste Ausgabe der Tiroler Landeszeitung, einem offiziellen Mitteilungs­blatt des Landes, widmet sich offenbar der Tiroler Jugend, vor allem mit Infor­mationen über die „Tiroler Jugendkarte“. Sie zeigt auf dem Titelbild einen „coolen“ Repräsentanten dieser Jugend:

Ist das ein typischer Tiroler Jugendlicher? Soll der alle repräsentieren? Mit einer Goldkappe und einer entspiegelten Sonnenbrille in einem dunklen Kino, mit einem großen Kübel offenbar Popcorn, einer Goldkette um den Hals, einem leicht ange­deuteten Grinsen unter einem dünnen Schnauzer und über einem ebenso leicht ange­deuteten Doppelkinn? Er soll sich Tirol „gönnen“ …

Mir kommt er wie ein arroganter verwöhnter Pinkel vor. Ein Depp, der sich im ver­dunkelten Raum hinter seine Sonnen­brille verzieht.

Ich weiß nicht, ob der abgebildete Depp eine wirklich gute Werbung für die Tiroler Jugendkarte macht. Auf Seite 4 bis 5 der Landeszeitung kommt noch mehr Info zur Jugendkarte mit einem zweiten Bild des Repräsentanten:

Jetzt wirds vollends „cool“. Das „Jugendwort des Jahres“ Das crazy! darf jetzt nicht mehr fehlen; Goldhaube und Sonnenbrille sind geblieben, auch das Thema „Gönnen“ bleibt, aber der Knabe zeigt jetzt mit einem Handy, wie die Tiroler Jugendkarte aussieht. (Ja, man könnte hier noch einmal zu einer Diskussion des Begriffs coolness ausholen: „Die Gen Z als Kund:innen“ oder allgemeiner „Diese verd… «Coolness»“.)

Wenn ich ein Tiroler Jugendlicher wäre, käme ich mir verarscht vor. „So sind wir nicht“, würde ich denken.

Was ist die Tiroler Jugendkarte?

Es ist eine Karte, die Jugendlichen zwischen 14 und 20 Ermäßigungen von „bis zu 50%“ bei ca. 190  Tiroler Firmen verspricht, also ein Rabattinstrument. Es soll den Konsum ankurbeln. Vorsicht! „bis zu 50%“ kann auch weit weniger Rabatt bedeuten. Und wenn man 2 mal 10% Rabatt bekommt, sind das nicht 20% und man hat womöglich mehr Geld ausgegeben als man zur Verfügung hatte.

Auf Seite 6 und 7 der Landeszeitung findet sich eine Liste der Firmen, die auf die Tiroler Jugendkarte Rabatte gewähren; leider steht nirgends, wie viel man jeweils erlassen bekommt. Eine Liste aller „Vorteilsgeber“ soll man unter tirol.gv.at/jugendkarte bekommen; ich finde dort aber keine.

Wie kommt man zur Karte?

Man muss die Jugendkarte zuerst auf der Seite des Landes unter der Adresse tirol.gv.at/jugendkarte beantragen. Darauf bekommt man per Mail einen QR-Code zugeschickt. Dann muss man sich die „Land Tirol App“ aus dem Internet downloaden und sich dort mit dem QR-Code registrieren.

Was ist der Deal?

Rabatte gegen Daten, wie das halt so ist im Internet. Ich wundere mich, dass das Land Tirol EMail-gestützte Rabattaktionen mit 14-jährigen plant. Ich halte das für problematisch.


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