Veröffentlicht in Privates, Bildung, Politik

„Versöhnung“ mit dem VCÖ

Eine Mahnung

Am 27.12. schickte mir der Verkehrsclub Österreich (VCÖ), dessen Mitglied ich seit über 30 Jahren bin, eine Art Mahnung. Ich hatte meinen Mitgliedsbeitrag für 2023 und die Verlängerung meines Schutzpasses – der VCÖ bietet auch eine gar nicht schlecht funktionierende Pannenhilfe fürs Auto – noch nicht bezahlt.

Ich schrieb zurück. Zunächst stellte ich klar, dass ich keine Pannenhilfe mehr brauche.

… ich besitze kein Auto mehr und brauche deshalb keinen VCÖ-Schutzpass mehr. Das hat sich erledigt. (Ich fahre Rad und benütze die Öffis.)

Dann beklagte ich mich über die zu laue, zu weiche politische Position des VCÖ und wärmte dabei die Diskussion auf, die sich schon im Laufe des Jahres ergeben hatte (und die hier und hier auch nachlesbar ist).

Das ist mir zu wenig, zu zögerlich, zu „soft“, zu unehrlich. NGOs wie der VCÖ müssten m.E. vorpreschen und radikale Vorschläge in die Diskussion bringen. Sie müssten die Diskussion zuspitzen.
Ich überlege mir deshalb, den Mitgliedsbeitrag für den VCÖ auf einen Prozessfonds der „Letzten Generation“ umzuleiten. Die tun wirklich was; die haben den Ernst der Lage erkannt.

Gestern bekam ich dann eine ausgesprochen differenzierte und verständige Antwort. In der hieß es zunächst:

Zunächst einmal danke ich Ihnen ganz herzlich für Ihre so langjährige, treue Unterstützung unserer Arbeit!
Natürlich wäre es sehr schade für uns, wenn Sie sich entschließen, den VCÖ in Zukunft nicht mehr zu unterstützen. Die Kündigung Ihres Schutzpasses habe ich selbstverständlich vermerkt!

dann u.a.:

Ich denke, dass es beide Seiten braucht: Jene, die die Diskussion zuspitzt, wie Sie es formuliert haben, und einen aktivistischen Ansatz wählt.
Es braucht aber auch die konstruktive, lösungsorientierte Diskussion, bei der man alle Seiten an einen Tisch bringt und sich um einen Konsens bemüht. Und in dieser Rolle sieht sich der VCÖ

und gegen Schluss:

Ich gebe Ihnen völlig recht, dass vieles zu langsam geht – hier braucht es eben auch diejenigen, die aufrütteln, provokant formulieren und gewaltfrei, aber lautstark protestieren. Diese beiden Ansätze schließen sich meiner Meinung nach nicht aus, sondern ergänzen sich in ihrer Arbeit.

Das hat mich dann doch – naja – überzeugt.

Heute habe ich dem VCÖ geschrieben:

Liebe Frau …,
okay, Sie haben mich überzeugt. Ich habe den Mitgliedsbeitrag für den VCÖ für 2023 gerade überwiesen. Das Geld, das ich bisher für den Schutzpass verwendet habe, geht an die Letzte Generation.
In Ihrem Schreiben hat mich die ernsthafte Auseinandersetzung überzeugt, die darauf verzichtet, andere Organisationen herunterzumachen.
Nichtsdestoweniger wünsche ich mir vom VCÖ eine klarere, kantigere Profilierung „nach außen“. Ich würde frei nach Goethe meinen:

Der Daten sind genug erhoben,
lasst uns nun endlich Taten sehen.

(Ich glaube, jede*r, der / die wissen will, kann. „Konsens“ mit Dummen und Möchte-gern-dumm-Bleibenden ist fruchtlos und kostet wertvolle Zeit.)

Schönen Gruß

Erklärung

Was verstehe ich unter den „Möchte-gerne-dumm-Bleibenden“? Das sind jene Menschen, die wahrhaben könnten, aber nicht wahrhaben wollen, dass es eine menschengemachte Klimakatastrophe gibt; die nicht kapieren wollen, dass es massive Änderungen in unseren täglichen Lebensabläufen braucht, wenn man die Biosphäre des Planeten in einem lebenswerten Zustand an die nächste Generation übergeben will; dass wir nur mehr wenig Zeit haben, um den Klimawandel in halbwegs erträglichem Rahmen zu halten.

Man findet solche bis in die Spitzen unserer Politik. „Ich bin gewählt; jetzt bediene ich mich; nach mir die Sintflut!“

Und 2023?

2023 wird kein „besseres“ Jahr; wir können es uns noch so wünschen. Die Klimakrise wird sich verschärfen, zwangsläufig; es wird noch mehr Katastrophen geben: Überschwemmungen, Erdrutsche, Feuersbrünste, großflächige Dürren. Wenn wir einigermaßen Glück haben, geht wenigstens der Ukraine-Krieg zu Ende, weil Putins Russland das Geld ausgeht. (Wenn wir ausgesprochenes Pech haben, zündet Putin kurz davor noch ein paar Atombomben.) Die nächste Pandemie kommt bestimmt – auch als Folge des Klimawandels – ob wir sie schon 2023 erwarten müssen, kann ich nicht beurteilen.

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