Die andere Torte
Ich meine, ein Wahlergebnis ist erst wirklich vollständig, wenn auch die Nichtwähler*innen und die ungültigen Stimmen entsprechend berücksichtigt sind. Das wäre dann für die EU-Wahl 2024 in Österreich etwa Folgendes:
Über 6,372 Millionen waren wahlberechtigt. Etwa 54,1 % aller Wahlberechtigten gaben eine Stimme ab – also wählten ca. 45,9% aller Wahlberechtigten nicht. (Das ist der große hellgraue Sektor.)
Von den ca. 3,448 Millionen abgegebenen Stimmen waren fast 60.000 ungültig. (Das ist der sehr schmale etwas dunklere hellgraue Sektor.)
Die FPÖ erzielte einen Anteil von ca. 13,7% der Wahlberechtigten; die ÖVP kam auf 13,2%, die SPÖ auf 12,4%, die Grünen auf 5,7%, die NEOS auf 5,3%.
Das sind magere Ergebnisse. Sie werden dadurch „geschönt“, dass sie auf die gültigen Stimmen bezogen werden.
Der fundamentale Fehler
Unsere Gesellschaft bzw. unsere Demokratie ist dadurch geprägt, dass sie systematisch etwa die Hälfte der Bevölkerung bei Wahlen „draußen vor der Tür“ lässt. Gut: die da „draußen vor der Tür“ sind verschiedene Menschen. Da gibt es die, die so wohlhabend sind, dass sie „über den Dingen stehen“; denen ist völlig wurscht, wer unter ihnen regiert. Aber da gibt es noch viel mehr – meine ich, die sich keine Chance mehr ausrechnen, dass sich irgendjemand für sie einsetzt. Die keinen ordentlichen Wohnsitz haben, völlig verarmt sind und die sich keinerlei Einflussmöglichkeit mehr ausrechnen. Die – mehr oder minder – ums nackte Überleben kämpfen.
Bei jeder Wahl denke ich mir: was für ein Wählerpotenzial wäre das, wenn es gelänge, denen, die den Rand der Gesellschaft bevölkern, eine Aussicht zu geben, eine glaubwürdige (!) Perspektive zu ermöglichen. Die Populisten schaffen das nicht.
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