michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Eine Wahlempfehlung

Es ist der 8. Oktober; in einer Woche wird gewählt. Ich bin mir noch nicht völlig klar. Aber es wird langsam.

Was nicht?

Ich kann Parteien, die über die Senkung der Steuer- und Abgabenquote aktiv an einem Abbau des Bildungs-, Sozial- und Gesundheitssystems arbeiten, nicht wählen. Damit fallen ÖVP, FLÖ und FPÖ weg – und eigentlich auch die Neos. Das sagt mir auch wahlkabine.at, die diese Parteien – und zwar genau in dieser Reihenfolge – als die mir am fernsten ausweist. Da spielen dann dumme Gegenüberstellungen wie Islam vs. Islamisierung gar keine Rolle mehr; da sind mir dann auch dumme Slogans wie „Es ist Zeit“ oder „Jetzt. Oder nie!“ egal. Nein, nicht nur jetzt nicht. Sondern eben nie.

(Ich persönlich bin gut verdienender österreichischer Beamter. Steuersenkungen würden mir kurzfristig nützen. Aber langfristig ist mir ein gutes Bildungs-, Sozial- und Gesundheitssystem mehr wert als einige zusätzliche Euro am Konto.)

Parteien ohne Programm – die „Weißen“ oder Düringers „Gilt“ – sind für mich auch nicht wählbar.

Die SPÖ hat sich in einem tiefen Korruptionsstrudel verfangen. Inwieweit sie selbst Täterin oder Opfer ist, wird sich vor dem 15.10. nicht mehr klären lassen. Die SPÖ braucht eine grundlegende Erneuerung, sie braucht eine Rückkehr zu echt sozialdemokratischen Werten und Positionen. Die SPÖ hat gute Leute, aber ihr System ist krank. In Niederösterreich würde ich die SPÖ vielleicht sogar wählen – wegen ihrer dortigen Spitzenkandidatin, Bildungsministerin Sonja Hammerschmid.

Was bleibt?

Dann bleiben noch KPÖ Plus, die Grünen und die Liste Pilz.

Eine Stimme für die KPÖ Plus wird de facto eine verlorene Stimme sein. Das K verhindert, auch nur annähernd an die 4% heranzukommen. Wir brauchen eine demokratische Linke. Das kann die KPÖ noch nicht einlösen, auch nicht mit den ehemaligen „Jungen Grünen“.

Die Grünen haben seit April eine Katastrophenserie hinter sich. Kein Fettnäpfchen war versteckt genug. Den Ausschluss der eigenen Jugendorganisation habe ich persönlich mit meinem Austritt beantwortet. Die Nicht-Wahl von Pilz – zugunsten von Julian Schmid (wer?) – am Bundeskongress war ein Schuss ins eigene Knie. Plakate wie „Sei ein Mann: wähl eine Frau“ sind an subtiler Dummheit kaum zu überbieten.

Ich hätte Peter Pilz gern im Parlament; er hätte dort noch Aufgaben zu erledigen. Aber mit seiner Kandidatur hat er sich gravierend verkalkuliert. Er hat sich offenbar tatsächlich eingebildet, Protest- und NichtwählerInnen über das Potenzial der Grünen hinaus ansprechen zu können, eine Naivität, die eines erfahrenen Politikers unwürdig ist: es funktioniert nicht, sagen uns die Umfragen – bei aller Vorsicht gegenüber Umfragen. Tatsächlich läuft die Kandidatur der Liste Pilz einfach auf eine Aufteilung des grünen Potenzials hinaus.

Pilz‘ KandidatInnen haben Stärken und zeigen auch extreme Schwächen. Ich hätte gern Renée Schroeder, die Salzburger Spitzenkandidatin von Pilz, im Parlament. Aber die Tiroler Spitzenkandidatin, die Tiroler Liste überhaupt macht einen extrem schwachen Eindruck. In Salzburg würde ich vermutlich Pilz wählen, aber in Tirol? Nein, eine Liste mit Chelucci und – ja, immer noch! – Schlögl (vgl. TT, Blog Gebi Mair) an den ersten beiden Plätzen, eine Liste, die im Tiroler Oberland, im Tiroler Unterland und in Osttirol de facto nicht existiert, kann ich nicht wählen.

Es braucht eine grüne Partei. Es braucht eine stark verkleinerte grüne Partei im Parlament, die um eine massive Erneuerung nicht herumkommt. Um die Verkleinerung muss ich mich nicht kümmern: die besorgt schon Pilz.

Ich werde in Tirol wohl noch einmal die Grünen wählen. Die Tiroler Grünen haben nicht jeden Blödsinn der Bundespartei mitgemacht. Ich kann immer noch gut jene Partei wählen, die mit Bernhard Kirchebner und Helene Bürkle 2 Mandate im Rumer Gemeinderat sehr seriös ausübt.

Die Tiroler Grünen haben mit Aygül Berivan Aslan eine ernstzunehmende Spitzenkandidatin. Vielleicht macht es mir die Entscheidung noch leichter, wenn ich mir vorsage, dass sie Abendschülerin war.


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Kommentare

6 Antworten zu „Eine Wahlempfehlung“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    @Michael: Erst einmal danke für den Hinweis auf dein Blog. 🙂

    Zur ÖVP gibts eigentlich nicht viel zu sagen, denn ich denke, die Partei und ihre Machenschaften sind hinlänglich bekannt.

    Naja, zwei Dinge hätte ich schon, die ich für erwähnenswert halte:
    1) Die Umfärbung von schwarz auf türkis ist ein bloßer Etikettenschwindel und sonst gar nichts, no na.
    Obwohl man der Vollständigkeit halber auch feststellen muß, dass sich die ÖVP zumindest die richtige Farbe ausgesucht hat: denn die VP versucht ja schon seit Jahren, der FPÖ Stimmen abzunehmen, indem sie de facto weitgehend die politische Linie der Blauen fährt. Also ist es nur recht und billig, dass sie sich als neue Parteifarbe auch einen Blauton ausgesucht hat.
    Auch was die „Bewegung“ angeht, welche die ÖVP jetzt laut Kurz und den Seinigen jetzt gerne sein will:
    Das hatten wir ja auch schon einmal. Ich erinnere nur an die FPÖ unter Jörg Haider, die sich auch schon einmal als „Bewegung“ verkauft hat, wenn auch nur für kurze Zeit und ohne nachhaltige Effekte auf Wahlerfolge – war wohl doch keine so gute Idee.
    (Insofern stellt sich auch wieder einmal die Frage, wieso die VP so beharrlich und gerne schlechte Ideen kopiert, die bereits früher gescheitert sind…)

    2) Basti Fantasti als Retter in der Not (für eine Partei, die eigentlich schon lange abgewirtschaftet hat)?
    Ebenfalls nichts Neues – die Idee eines „hübschen potentiellen Schwiegersohnes“ als Zugpferd hatten wir ja auch schon, und zwar ebenfalls von der FPÖ: mit dem „schönsten Finanzminister aller Zeiten“ namens Karl-Heinz Grasser.
    Was dabei herauskommt, wenn man auf solche politischen Luftballons setzt (i.e. „bunt“, aufgeblasen und das einzige, was bei solchen Leuten rauskommt, ist heiße Luft), hat der Herr Grasser ja ausführlich gezeigt. Und ich denke, wir haben dank des einen „Lieblingsschwiegersohns“ schon so viel Lehrgeld bezahlt, dass es ziemlich dämlich wäre, das ein zweites Mal zu tun, nur weil der Schwiegersohn diesmal von einer anderen Partei kommt (aber wie schon gesagt: die VP klaut ja gerne schlechte Ideen und versucht dann, diese noch schlechter umzusetzen).
    Kurz hat in seinem Leben noch nichts geleistet, ja er hat nach 24(!) Semestern noch nicht einmal sein Studion abgeschlossen. Und ja, den Vorwurf, ein ewiger Student zu sein, gestatte ich mir in diesem Fall; denn nachdem Kurz zu der Partei gehört, die seit Jahrzehnten gern auf „ewige Studenten“ draufhaut und diesen freudig Knüppel zwischen die Beine wirft, ist es meiner Meinung nach in diesem Fall absolut legitim, Kurz an den Maßstäben seiner eigenen Partei zu messen. Denn wenn man sich mit Hunden schlafen legt, darf man sich nicht darüber wundern, wenn man mit Flöhen aufwacht.

    Fazit: Ich habe keine Kinder, also interessieren mich Schwiegersöhne politisch uninteressant, vor allem, wenn sie kompetenzfreie Pappfiguren sind wie Sebastian Kurz. Und eine Partei, die auf solche Personen als Zugpferde setzt, aber inhaltlich exakt dieselbe Schiene fährt wie immer, auch nicht.

    Nebenbei erwähnt: Ich bin allgemein immer wieder verblüfft über den Erfolg, den die ÖVP seit Jahrzehnten mit ihren Wahlplakaten und -slogans hat: Denn da diesen propagiert sie ständig das exakte Gegenteil ihrer eigenen Politik, aber sie wird trotzdem gewählt. Das verstehe, wer will, ich kann’s nicht.

    Die FLÖ hat sich bereits mit einem einzigen Thema endgültig für mich erledigt: dem EU-Austritt.
    Wer so einen Bockmist fordert, hat zumindest für mich schon verloren, denn meiner Meinung nach haben wir nämlich nicht „zu viel EU“ – sondern bei weitem noch nicht genug.
    Für mich persönlich ist das Endziel eines vereinten Europa, dass sich möglichst viele Menschen, die in Europa leben, in erster Linie als Europäer betrachten und europäisch denken. Und dass es irgendwann normal ist, sich als „Europäer aus Österreich/Deutschland/Frankreich etc.“ zu bezeichnen und zu betrachten.
    Allen Befürwortern eines EU-Austrittes stelle ich übrigens gerne die Frage: „Ach, du möchtest also gerne, dass in Österreich wieder alles teurer wird, weil wir nach einem Austritt möglicherweise wieder alles verzollen müssen, was wir importieren?“ Damit kann man solche Leute ganz gut trollen. 🙂

    Abgesehen davon ist die FLÖ für mich nur eine Ansammlung von abgehalfterten ehemaligen FPÖlern, die schlichtweg zu faul sind, um sich einen „richtigen“ Job zu suchen. Und deswegen versuchen die eben lieber, doch irgendwie ihre bequemen Pöstchen behalten zu können, denn als NR-Abgeordneter verdient man ja recht gut und hat bis zur jeweils nächsten Wahl eine sehr komfortable soziale Hängematte, wenn man es drauf anlegt…

    Und last, but least (ja, das „not“ lass ich jetzt absichtlich weg): Die FPÖ.
    Gleich vorweg: Eine Partei mit eindeutig rechtsxtremer Ausrichtung, die ein Sammelbecken für Menschen mit einer entsprechenden Gesinnung darstellt, ist nicht wählbar. Punkt.

    Das ist aber nicht der einzige Grund. Denn wie „sozial“ die FPÖ zum Beispiel tatsächlich ist, wenn sie an die Macht kommt, sieht man z.B. in Oberösterreich und im Burgenland recht gut, wo die FPÖ in einer Koalition sitzt. In genau diesen Bundesländern ist diese Partei direkt für Kürzungen bei Sozialleistungen verantwortlich, die genau diejenigen am schwersten treffen, die diese Leistungen am meisten benötigen – und noch dazu sind das zum größten Teil Inländer. Soviel zum Thema „sozial“ und „Heimatpartei“…
    Dazu kommt noch die Personaldecke, die bei dieser Partei so dermaßen dünn und fadenscheinig ist, dass sie sich perfekt als Fensterscheibe eignen würde. D.h. eine schwarz-blaue (oder blau-schwarze) Koalition wäre meiner Meinung nach nichts anderes als die Neuauflage von schwarz-blau, wie wir es schon 2000-2007 hatten.
    Ich setze jetzt einfach mal ganz verwegen voraus, dass die grandiosen Leistungen der FPÖ in der Regierung noch hinlänglich im Gedächtnis sind, deswegen spar ich mir da jetzt Details…

  2. Avatar von Whisker
    Whisker

    Beitrag Nummer zwo (mir wurde das erste Posting schon etwas zu lang, deswegen teil ich meinen Beitrag ein wenig auf). Also weiter:

    Zu Düringers G!LT und den Weißen fällt mir so ziemlich dasselbe ein wie dir: Parteien ohne Programm sind für mich nicht wählbar, ja noch nicht einmal Parteien.
    Ehrlich gesagt warte ich bei Düringer ja nur darauf, dass er irgendwann nach der Wahl ein neues Programm ankündigt, in dem er den aktuellen Zustand des politischen Systems in Österreich durch den Kakao zieht – und in dem er dann eventuell erklärt, dass G!LT für ihn nur eine Methode war, Material dafür zu sammeln. 🙂

    Die Weißen sind für mich nichts anderes als zum Beispiel auch die Christliche Partei Österreichs, die Sozialistische Linkspartei oder auch die Liste EUAUS, die von der EU-Austrittspartei unterstützt wird:
    Obskure Kleinparteien, die man gefahrlos ignorieren kann und bei denen ich mich immer frage, ob da nicht einfach nur ein paar Wirrköpfe ein neues Hobby gefunden haben.

    Nebenbei ist der Vize-Obmann der Weißen ein gewisser Dr. Karl-Heinz Plankel, seines Zeichens u.a. Präsident des „Nationalen Feuerwaffenvereins Österreich“ (siehe https://www.nfvoe.at/über-uns/), also Waffennarren, die das Waffenrecht liberalisieren wollen und damit wohl besser in den USA aufgehoben wären.
    Solche Waffennarren sind mir als ehemaligem Berufssoldaten schon grundsätzlich zuwider, weil ich ein Problem damit habe, wenn solche Amateure legal mit geladenen Waffen herumlaufen wollen, um sich damit vor „Bedrohungen“ zu schützen, die bestenfalls in deren Phantasie existieren.

    Was die KPÖ bzw. KPÖ Plus angeht:
    Die KPÖ ist für mich eine Ansammlung weltfremder romatischer Träumer und sonst nichts.

    Was die Jungen Grünen angeht, die jetzt bei KPÖ Plus mitspielen: Ich habe denen schon früher keine Träne nachgeweint, und jetzt tu ichs noch weniger. Für die Grünen sind die jedenfalls kein Verlust.
    Aber: CAVE!
    Das bezieht sich jetzt ausschließlich auf die Riege um Flora Petrik und nicht auf die Jungen Grünen insgesamt. Petrik & Co. sind für mich naive und weltfremde Ideologen, die sich gerne als „links“ sehen, ohne es auch tatsächlich zu sein und deren Weltbild besser zu Pippi Langstrumpf passen würde – „ich mach mir die Welt, widde-widde-wie sie mir gefällt“ und so (solche Leute gibts bei den Grünen schon genug, und die gehen mir dort schon genug auf den Sack).

    Und die anderen Kleinparteien gehen mir schlicht und einfach kilometerweit am A…llerwertesten vorbei, weil ich wirklich wichtigeres zu tun habe, als mich mit irgendwelchen Wirrköpfen zu beschäftigen, die eh nie etwas reißen.

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      lieber whisker,
      ich hab deine beiträge freigeschaltet, aber ich distanzier mich etwas von deiner wortwahl. mir ist die insgesamt zu plakativ und zu vereinfachend und … ja, auch zu populistisch. ich möcht auf der „schwiegersohn“-ebene nicht diskutieren; das tun schon zu viele andere derzeit.
      m.b.

      1. Avatar von Whisker
        Whisker

        @michael bürkle:
        > aber ich distanzier mich etwas von deiner wortwahl
        Das ist okay.
        Ich bin zu sehr Grüner, um allgemeine Zustimmung zu meinen Aussagen einzufordern, das hab ich u.a. auch von dir gelernt. 😉

        Was den „Schwiegersohn“ angeht, damit wollte ich eigentlich nur darauf hinweisen, dass ich bei Kurz und Grasser einiges an Parallelen zu erkennen glaube. Denn zumindest aus meiner Sicht wird Kurz sehr ähnlich „vermarktet“ wie seinerzeit Grasser: beide sind bzw. waren jung, hübsch und damit attraktiv für entsprechende Zielgruppen, aber hinter der Fassade sieht es bei beiden eher dürftig aus.
        Ich denke, das sollte man durchaus auch öfter ansprechen und auch darauf hinweisen, damit vielleicht manche nicht zweimal auf denselben Schmäh reinfallen. Aber ich geb dir auch Recht, dass deswegen schon genügend Fässer aufgemacht wurden; deswegen hab ich auch nicht vor, dieses Thema hier weiter groß breitzutreten.

        > mir ist die insgesamt zu plakativ und zu vereinfachend und … ja, auch zu populistisch.
        Okay, ich geb zu, ich muss meine Art zu diskutieren wieder ein wenig aufpolieren. Die ist vielleicht auch durch eine Überdosis Facebook & Co. in den letzten Jahren etwas verschludert und ich bin eventuell ein wenig aus der Übung. Dazu kommt, dass ich auch nicht geplant habe, so nen langen rant abzulassen, der ist mir jetzt ein bißchen „passiert“ (das ist jetzt nicht als Entschuldigung zu verstehen, sondern höchstens ne Erklärung).
        Also: Ich werd mich in Zukunft ein wenig mehr am Riemen reißen, versprochen.

        Andererseits glaube ich, es würde uns Grünen nicht schaden, wieder ein wenig mehr „plakativer“ und „populistischer“ (gut, „volksnäher“ statt „populistischer triffts wohl besser) zu werden, d.h. mit unseren Grundsätzen wieder mehr „hausieren“ zu gehen.

        Ich habe nämlich in den letzten Jahren immer mehr den Eindruck gewonnen, wir Grünen sind in der Hinsicht ein wenig zu brav und zu glatt geworden. Okay, das hat uns durchaus auch Erfolge beschert, weil wir damit vielleicht auch unser falsches Image als „linkslinke Chaoten“ etc. losgeworden sind, das uns andere oft und gerne andichten.

        Aber ich denke, wir sind bereits etwas zu weit in diese Richtung gegangen, und ein wenig mehr „klassische“ grüner Aufmüpfigkeit würde uns ganz gut tun.
        Ich denke nämlich, der Vorwurf von Peter Pilz, dass wir eine „Altpartei“ geworden sind, ist nicht vollkommen von der Hand zu weisen – wir sind es zwar noch lange nicht, aber ich denke, wir müssen langsam aufpassen, dass wir nicht dazu werden wie z.B. die deutschen Grünen.

        1. Avatar von Whisker
          Whisker

          Kurze Anmerkung: In meinen Postings sind anscheinend ein paar Emoticons verlorengegangen (zumindest seh ich sie nicht), das könnte evtl. auch die eine oder andere Aussage von mir etwas mißverständlich klingen lassen.

  3. Avatar von Whisker
    Whisker

    So, dritter Teil, aber jetzt kommts:
    Ich schwanke selbst noch zwischen den Grünen, die ich bisher immer gewählt habe (bis auf eine Ausnahme 1999, weil ich damals hoffte, dass das Liberale Forum ausreichend Stimmen bekommt, um ins Parlament zu kommen) und der Liste Pilz.

    Mit „meinen“ Grünen hab ich seit einigen Monaten nämlich ein bißchen ein Problem, weil sie seit Monaten schlicht und einfach nur chaotisch und unprofessionell agieren. Gut, ein bißchen chaotisch waren die Grünen schon immer, aber eben im positiven Sinne à la „viele Köche verderben nicht immer den Brei, unter den richtigen Voraussetzungen wird aus den vielen Ideen auch ein so köstliches mehrgängiges Menü, dass sich alle um einen Nachschlag anstellen“.
    Also Basisdemokratie, grüne Grundsätze und so Zeug halt. 🙂
    Aber speziell in den letzten Monaten habe ich immer mehr den Eindruck gewonnen, die Grünen haben dieses kreative Chaos gegen Kopf- und Planlosigkeit eingetauscht. Ich arbeite derzeit wieder bei den Grünen im Wahlkampf mit und hab da zusätzlich einiges erlebt, das zum Kopfschütteln ist.
    (Und nein, ich plaudere da jetzt sicher nicht aus dem Nähkästchen, weil es ziemlich unprofessionell wäre, Interna nicht nach außen zu tragen.)

    Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass sich Parteien vor Wahlen ihre Stimmen jedes Mal aufs Neue zu verdienen haben, und gerade da schwächeln die Grünen für mich diesmal etwas zu sehr.
    Unter anderem, weil sie erfahrene alte Hasen wie z.B. Peter Pilz abservieren, die sich über Jahrzehnte für die Grünen den Arsch aufgerissen haben. Oder wegen einer Gabi Moser, die nicht nur zuletzt in den Untersuchungsausschüssen gute Arbeit geleistet hat und jetzt in OÖ darum zittern muss, dass sich dort das dritte Grundmandat hoffentlich ausgeht und sie nicht etwa aus dem Parlament fliegt.

    Solche Kaliber wurden z.B. gegen Hänflinge wie Julian Schmidt ausgetauscht. Also jemanden, der es in vier Jahren im Parlament kein einziges Mal geschafft hat, politisch auch nur irgendwie aufzufallen.
    Oder der ausgerechnet als Grüner(!) blöd genug war, um sich für eine scheiß-sexistische Werbung herzugeben (ja, ich meine „Öffi für alles“ und ja, ich finde Sexismus auch dann Scheiße, wenn er sich gegen Männer richtet. Sexismus ist Sexismus ist Sexismus, und gerade als Grüne haben wir die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, konsequent gegen ALLE Formen davon anzukämpfen – alles andere ist ein Verrat an unseren Grundwerten.
    Oder auch Schmidts bisher einziger „Slogan“: „I bin fia die Jugend“.
    Erstens erwarte ich mir schon lange, dass er endlich das tut, was Grüne ausmacht – nämlich gefälligst zu konkretisieren, was er damit eigentlich genau meint und sich für dessen Umsetzung auch merkbar(!) einzusetzen.
    Und zweitens: so wie die Grünen zur Zeit mit älteren und verdienten Mitgliedern umgehen – ich bin jetzt 45 und seit 15 Jahren Mitglied der Grünen.
    Wenn „für die Jugend“ sein so aussieht, dass man planlos und überhastet einfach verdiente Leute, die nach wie vor ihre Arbeit gut machen, gegen Greenhorns wie Schmidt austauscht, deren Arbeitseifer im Vergleich zu besagten verdienten Leuten sehr zu wünschen übrig läßt, dann frag ich mich langsam, wann ich vielleicht als Aktivist „zu alt“ für die Grünen werde. Oder wie lange ich mit meinem Hang zum Individualismus noch bei den Grünen willkommen bin, wenn das einzige Argument für den Abgang von Peter Pilz, das ich bisher bei den Grünen gehört habe ist, dass er ein „Egoist“ wäre (das war 31 Jahre kein Argument, um ihn loszuwerden, aber auf einmal ist so eine miserable Ausrede stichhaltiger als all die gute Arbeit, die er geleistet hat und immer noch leistet? Sorry, aber das ist einfach Schwachsinn.).

    Deswegen tendiere ich zur Zeit sehr stark dazu, Pilz zu wählen. Weil ich den weiterhin im Parlament haben möchte, und weil die Grünen im Moment eine schallende Ohrfeige verdienen, durch die sie hoffentlich wieder zur Vernunft kommen (und dann hoffentlich jemandem wie Ingrid Felipe, die ich sehr schätze, endlich die Chance geben, ihre Arbeit gut zu machen).
    Außerdem gehts beim Peter darum, die 4%-Hürde zu knacken – ich denk, er hat gute Chancen, aber ich wär mir lieber sicher. Bei den Grünen hingegen gehts meiner Meinung nach hauptsächlich nur darum, wieder ein zweistelliges Ergebnis zu kriegen, denn der zumindest der Verbleib im Parlament ist meiner Meinung nach ziemlich sicher.

    Ja, ich bin Mitglied der Grünen und renn derzeit auch wieder einmal im Wahlkampf für sie.
    Aber ich werde (gerade weil ich ein Grüner bin) auch diesmal wieder mein Recht ausüben, in der Wahlkabine frei zu entscheiden, wen ich wähle.

    So, ich denke, das war rant genug (okay, die SPÖ hab ich jetzt vorerst ausgelassen, aber ich wollte nicht, dass das noch länger wird. Und aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben *g*).

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