Veröffentlicht in Politik

Banane? Operette?

Heute erfahre ich auf dem Titelblatt des neu erschienenen profils, dass die Burgenländische „Commerzbank“ bereits im Jahr 2000 „konkursreif“ war. Schon gestern stand das in ORF online.

20 Jahre lang (!!!) haben der Aufsichtsrat der Bank, die Wirtschaftsprüfer, die Finanzmarktaufsicht, die Nationalbank offensichtlich gezielt darüber hinweg- oder daran vorbeigesehen. Das geht in einer Bananenrepublik, in einem Operettenstaat – und in Österreich, im Burgenland.

Meines Erachtens gehören die alle zusammen geklagt. Die Schäden eines seit 20 Jahren andauernden Pyramidenspiels, kombiniert mit ganz normalen Betrugselementen beliefen sich zunächst auf 200 Millionen Euro, dann auf 400, jetzt sind wir bei etwa 600 Millionen Euro. Die Commerzialbank hat mit relativ hohen Zinsen Kunden angelockt und mit dem Geld der Neukunden die Zinsen der alten bezahlt; außerdem wurden Guthaben offensichtlich einfach erfunden.

Aber wer soll klagen? Die einfachen Sparer? Die meisten der kleinen Sparer bekommen ihr Geld von der Einlagenaufsicht zurück – also vom Bankensystem insgesamt. Die werden nicht klagen. Wer mehr als 100.000 Euro bei der Commerzialbank hatte, der fällt um Geld um. Aber wer mehr als 100.000 anlegt, nur weil er bei einer Bank wider alle Vernunft bessere Zinsen bekommt – der ist auch selber schuld. „Die Gier ist ein Luder.“

Der Fall Commerzialbank – in Südamerika würd ich mich nicht wundern. In Österreich war es möglich, dass ein kleiner RaiKa-Chef, der vom Raiffeisen-Konzern vor die Tür gesetzt wurde, aus „seiner“ RaiKa-Filiale eine eigenständige Pleitenbank mit 600 Millionen Miesen machen konnte. Wie das geht: es ist mir schleierhaft.


Kleiner Scherz am Rande: der Fall Commerzialbank wird u.a. vom profil bearbeitet. Das profil, das vermutlich seriöseste Wochenmagazin des österreichischen Medienmarkts, schafft es, heute auf Seite 1 mit „Commerzbank bereits 2000 konkursreif“ zu titeln. Nicht einmal die seriösesten Journalisten des Landes schaffen es, auf Seite 1 eine korrekte Überschrift zum wichtigsten Kriminalfall zu setzen. Nein, die (deutsche) Commerzbank ist nicht konkursreif – jedenfalls nicht dass ich wüsste. Es ist die (burgenländische) Commerzialbank, die betroffen ist.

Aber das profil ist halt auch nur das seriöseste Wochenmagazin einer Bananenrepublik bzw. eines Operettenstaats.


Sind Bananenrepublik bzw. Operettenstaat überzogen? Es ist nicht nur die Commerzialbank. In Österreich ist es auch möglich, dass im Ibiza-Untersuchungsausschuss der Vorsitzende als Zeuge geladen wird – und trotzdem Vorsitzender bleibt. „Befangenheit“? Was ist das? Und überhaupt Ibiza … dass es diesen Ausschuss braucht, ist an sich schon Banane & Operette. Dass sich ein Finanzminister im Ausschuss nicht daran erinnert, ob er einen Laptop hatte … Das ist doch (fast) alles Gesindel. Windiges Gesindel.

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