Veröffentlicht in Bildung, Politik

Corona-Update 6.12.

1. Österreich

Die Lage

Die Zweite Corona-Welle rollt über Österreich hinweg. Der zweite Lockdown hat die Infektionszahlen etwas eingebremst, aber Österreich macht – meines Erachtens – viel zu früh wieder auf. Wir sind in den Infektionszahlen weit über den Spitzenzahlen der Ersten Welle. Wir gehen nach den Weihnachtseinkäufen, den Weihnachtsfeiern und den Weihnachtsferien geradewegs in eine Dritte Welle. Die Zahl der Verstorbenen wächst deutlich; Cluster in Seniorenheimen reihen sich an einander. Aber das Geschäft muss rennen…

Pandemie und Kapitalismus

Kapitalistisches Wirtschaften und die Beherrschung einer Pandemie (ohne Medikamente und Impfung) erweisen sich als grundlegender Widerspruch. Die Regierung fährt seit Monaten einen schlingernden Kurs zwischen dem, was ein an sich vernünftiger Gesundheitsminister will und propagiert, und dem, was die „Wirtschaftspartei“ (nein: die Interessensvertretung der Unternehmer) will und propagiert. Der Kanzler flüchtet sich in sog. „Massentests“, die nicht funktionieren, weil sie von der Bevölkerung nicht mehr angenommen werden. Eine größere Stichprobe lässt sich testen – und da werden nur wenige versteckte Infektionen festgestellt. (Na klar: testen lassen sich eher die „Vorsichtigen“, die „Disziplinierten“. In Vorarlberg waren das etwa ein Drittel.) Und wir wissen absolut nichts über das Infektionsgeschehen bei den vielen, die die Massentests verweigern.

Der Kanzler

Der Ruf, die „Ausstrahlung“ des Kanzlers ist eingebrochen: man folgt ihm nicht mehr. Die Regierung und im Besonderen der Kanzler haben im monatelangen Schlingern ihres Kurses zwischen Schutz und business Vertrauen verspielt.

Zu den Zahlen …

a) Neue Infektionen pro Tag in absoluten Zahlen

b) Neue Infektionen pro Tag in relativen Zahlen (Prozentzahlen)

c) Verstorbene …

… als tägliche Zunahme

… als Gesamtzahl

2. Und weltweit?

Die globale Dramatik zeigt die CSH-Weltkarte:

Wir halten laut Johns Hopkins University bei ca. 52 Millionen identifizierten Fällen und bei ca. 1,25 Millionen Corona-Verstorbenen weltweit. Die Fälle konzentrieren sich in den USA (14,5 Mio), in Indien (9,6 Mio), Brasilien (6,6 Mio), Russland und Frankreich (jeweils über 2 Mio). Dann folgen das UK, Italien, Spanien, Argentinien, Kolumbien, Deutschland, Mexico, Polen und der Iran mit jeweils über 1 Mio Fällen. Der Prozentsatz der Verstorbenen an den identifizierten Fällen pendelt sich weltweit bei etwa 2,4% der Fälle ein: eineR von ca. 40 stirbt also an festgestelltem Corona, weltweit, im Schnitt.

Österreich hat es auf etwa 300.000 Fälle gebracht – gut 3% der Bevölkerung hatten das Virus schon. (Bei den momentan stattfindenden „Massentests“ stellt man nur sehr wenige bisher verstecke Infektionen fest: unter 1%.) Wir haben mittlerweile mehr Fälle als Schweden und nur mehr unwesentlich weniger als z.B. die Schweiz und Israel. Deutschland hat etwa 4 mal so viele Infektionen wie Österreich – bei der etwa 10-fachen Bevölkerungszahl.

Ja, wir haben „gewaltig nachgeholt“; nein, danke: das wär nicht nötig gewesen.

Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl liegt Österreich bereits in den „worst ten“. Nur Belgien (5.113 Fälle auf 100.000 Einwohner), Tschechien (5.091), die USA (4.432), Israel (4.039), die Schweiz (4.010), Russland (3.701) und Spanien (3.683) liegen da noch schlechter als wir (3.358). Über 3.000 Fälle pro Mittelstadt (wie z.B. Innsbruck; ca. 100.000 Ew.) liegen noch Argentinien, die Niederlande, Brasilien, Portugal und Peru. Deutschland (1.401), Frankreich (1.600), sogar das UK (2.533) liegen da z.B. schon viel besser.

Aber das österreichische Gesundheitssystem liefert noch ganz gute Werte. Die Mortalität (Verstorbene pro 100.000 Ew.) ist in Belgien (149,5), Peru (114,9), Spanien (101,1), Italien (99,0) und dem UK (90,5) sehr hoch. Argentinien (88,5), Mexico (85,8), die USA (85,5), Brasilien (83,7), Tschechien (82,5), Chile (82,3), Kolumbien (74,8) und Schweden (70,4) liegen da bei über 70 Todesfällen pro 100.000 Ew. Österreich hat da „nur“ 42; Deutschland aber liegt bei 22,7, Frankreich bei 37,8, die Niederlande bei 54,4.

Und bei der Letalität (Verstorbene pro Infizierten) erweist sich die Qualität des österreichischen Gesundheitssystems noch einmal. Der Globus liegt bei 2,4%; Mexico als Extrem bei fast 10%. Italien bei 3,5%, Spanien bei 2,7%. Frankreich beim Durchschnittswert 2,4%; Deutschland, Tschechien und die Schweiz bei etwa 1,5%, Österreich aber bei 1,2%. Wer in Österreich Covid-19 bekommt, hat gute Chancen zu überleben.

Wir haben offenbar hervorragende Krankenschwestern und Krankenpfleger, Ärztinnen und Ärzte. Bei den Politikern sieht das etwas anders aus. Immerhin waren sie noch clever genug, ein Kippen des Gesundheitssystems gerade noch abzuwenden.

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