Veröffentlicht in Bildung, Politik

der gebetsraum incl. sanitäranlage

am 23.9. erreicht mich um 12:41 ein mail:

– – –

[Vorname Familienname]
Herr Bürkle !

Ich ersuche um Hilfe wegen folgendes : Ich brauche eine saubere , ruhige und einzig alleine für mich bestimmte Räumlichkeit , wo ich während meiner Anwesenheit in der Schule in Ruhe beten kann. Ich brauche auch ein Waschbecken , weil ich vorhin Hände , Füße , Arme , etc… waschen muss.

Wie können Sie sich mir dabei behilflich sein ? Ich werde Ihnen sehr dankbar dafür.

Mit freundlichen Grüßen
[Familienname]

– – –

einiges ist seltsam an der sache. herr F. nennt kein glaubensbekenntnis, in dessen rahmen die gebete stattfinden sollen; er selbst ist auch ohne bekenntnis eingetragen und hat auch keine religionsmodule belegt. es geht also um keine konkrete religion, im besonderen nicht um den islam. ich kann natürlich keine gebetsräume anbieten, insbesondere nicht in verbindung mit sanitären anlagen, insbesondere schon gar nicht einen raum für eine einzige person („einzig alleine für mich bestimmte“).

ich sehe eine überforderung der schule und antworte um 13:02:

– – –

Sehr geehrter Herr [F.],
ich kann Ihnen hier leider nicht helfen. Wir sind eine staatliche Schule und verfügen über keinerlei Gebetsräume, weder für Personen christlichen, moslemischen, buddhistischen oder irgendeines anderen staatlich anerkannten oder nicht anerkannten Bekenntnisses. Auch entsprechende sanitäre Anlagen stehen leider nicht zur Verfügung.
Religionsausübung ist aus der Sicht des österreichischen Staates in wesentlichen Zügen eine Angelegenheit des Privatbereichs. Dementsprechend stattet die Republik Österreich ihre öffentlichen Gebäude aus bzw. eben auch nicht aus.
Mit freundlichen Grüßen
michael bürkle

– – –

seither habe ich in dieser angelegenheit nichts mehr gehört.

ich weiß, dass der wunsch nach gebetsräumen ab und zu kommt, auch schon mit unterschriftenliste. man sieht aber am mail, dass die sache leicht über alle grenzen geht, die uns gesetzt sind. aus dem gebetsraum (für jede religion einen?, für jede staatlich anerkannte religion, die das fordert, einen?) entstehen leicht die notwendigkeit für sanitäre anlagen und letztlich unerfüllbare bedürfnisse.
ich denke, es bleibt uns als staatliche schule wirklich nur der verweis dieser forderungen auf den privatbereich.

wäre ein allgemein zugänglicher meditations- und ruheraum ein vernünftiger schritt, wenn klargestellt ist, dass er nicht einer bestimmten religionsgemeinschaft „gehört“? (sowieso könnten wir so etwas nur in verbindung mit der tagesschule konzipieren.)

grübelnd
m.


erschienen am 29.10.2015 in einem schulinternen diskussionsforum

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Whisker
Whisker
6 Jahre alt

> wäre ein allgemein zugänglicher meditations- und ruheraum ein vernünftiger schritt, > wenn klargestellt ist, dass er nicht einer bestimmten religionsgemeinschaft „gehört“? Also da würde ich ganz klar sagen: „Nein“. Religion ist ein reines „Privatvergnügen“, d.h. da hat sich jeder Mensch selbst darum zu kümmern, dass er sie so ausüben kann, wie er das gerne hätte. Ich denke, es ist definitiv nicht Aufgabe einer öffentlichen(!) Schule, Gebets-, Andachts- oder Meditationsräume zur Verfügung zu stellen. Denn nachdem ich Religion als Privatsache betrachte, ist es meiner Meinung nach auch nur das Problem eines gläubigen Mensch, sich darum zu kümmern, wie er seinen… Mehr »