Veröffentlicht in Bildung, Politik

Ein neuer Imperialismus?

Wenn der Regenwald brennt – ist das ein brasilianisches Problem?

Vor etwa 2 Wochen, als in Mitteleuropa der Name Bolsonaro noch nicht so geläufig war, habe ich den brasilianischen Präsidenten als „reaktionären Falotten“ bezeichnet, der mit seiner Politik, die das Abbrennen des Regenwalds provoziert, duldet und umsetzt, zu einer eminenten globalen Gefahr geworden ist.

Eine Woche nach meinem Artikel wurde die Welt aufmerksam und seither ist der Name des brasilianischen F… – äh: – Präsidenten vielen ein Begriff.

Bolsonaro hat sich gegen politische Einflussnahme auf innerbrasilianische Probleme (wie Waldbrände) geschickt gewehrt: er hat der EU „neuen Imperialismus“ vorgeworfen. Eine typisch imperialistische Einmischung in innerbrasilianische Angelegenheiten.

Neuer Imperialismus?

Ist es eine Art Imperialismus, wenn europäische Staaten die Politik der brasilianischen Regierung kritisieren und angreifen, wenn z.B. Irland damit droht, das am 28. Juni 2019 formulierte Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Mercosur nicht zu ratifizieren?

Ich denke nicht. Der brasilianische Regenwald ist eine der grünen Lungen der Erde. Er ist global wichtig. Er ist keine Angelegenheit Brasiliens (allein). Er ist „unser aller Wald“. Die Waldbrände dort, die Brandrodungen sind kein brasilianisches Problem, sondern ein globales.

Und das Öl?

Die USA – unter Trump, aber auch schon vorher – betrachten die Erdöl-Vorkommen im Nahen Osten oder in Venezuela als „ihr Öl“. Sie führen für dieses Öl auch Kriege.

Ist das nicht das gleiche? Wenn der brasilianische Regenwald allen, der gesamten Menschheit gehört: gehört das iranisch-arabische Öl nicht auch allen, im Besonderen den USA?

Nicht das gleiche Problem, aber …

Ich glaube, das Öl und der Regenwald sind anders gelagerte Probleme. Der Regenwald ist für die globale Menschheit vital wichtig. Er ist unersetzbar.

Das Öl ist ein Naturschatz, der halt nicht überall vorkommt. Und man müsste sich – statt Kriege zu führen – um gute Handelsbeziehungen (und um Ersatztechnologien!) kümmern. Es ist ersetzbar: man müsste sich nur drum kümmern.

Öl, Regenwald, Globalisierung

Das Öl markiert den Beginn der Globalisierung. Ein regional vorkommendes Produkt wird global gebraucht. Man kann und muss das mit Handel lösen. Aber natürlich hat es genug Wahnsinnige & Falotten gegeben, die dafür Kriege geführt und Menschen umgebracht haben.

Der Regenwald und seine Zerstörung markiert das Ende der Globalisierung: die Globalität. Die Welt wird nicht mehr global: sie ist es.

Das Problem ist, dass die Organisation der menschlichen Gesellschaften mit den globalisierten Problemen nicht Schritt hält. Wir tun immer noch so, als ob man globale Probleme auf staatlicher Basis lösen könnte. Das ist Unsinn. Wir brauchen keinen neuen Imperialismus: wir brauchen weltweite Organisationsformen. Die EU ist nur ein kleiner Schritt dazu, das Abkommen mit Mercosur ein weiterer kleiner.

(Ja, wenn man so will: wir leben in einem globalen Imperium.)

In Österreich gibt es Parteien, die eine CO2-Steuer fordern – aber „nur im europäischen Gleichklang“. Denn sonst befürchte man Nachteile für die österreichische Wirtschaft. Das ist falsch. Nachteile für die österreichische Wirtschaft gibt es auch, wenn die Klimaerhitzung explodiert. (Noch viel größere, z.B.: wie versorgen wir die Bevölkerung mit Trinkwasser? In Gebirgstälern ist das heute schon schwierig.)

Wir können nicht auf die anderen warten. Wir müssen anfangen. Wie hieß es – aktuell wie nie zuvor?: „global denken, lokal handeln“. Heute von mir aus auch: „lokal denken, global handeln“.

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