Veröffentlicht in allgemein, Bildung, Politik

Das Schöne am Fußball …

Fußball ist international. Sogar, wenn National-Mannschaften gegen einander spielen, können sich die Nationalpopulisten von FPÖ und AfD und SVP (und wie sie alle heißen) nicht wirklich freuen.

Gerade läuft Deutschland – Ukraine im Fernsehen. Shkodran Mustafi hat die Deutschen 1:0 in Führung gebracht. Jerome Boateng hat dieses 1:0 auf der Linie akrobatisch gerettet.

Mustafi ist der Sohn albanischer Eltern; Boatengs Vater ist aus Ghana. Beide sind in Deutschland geboren. Trotzdem hat vor kurzem ein Rechtspopulist der AfD gemeint, man wolle Leute wie Boateng nicht zum Nachbarn haben. Sehr viele Deutsche waren da anderer Meinung. Ja, Fußball ist und macht international.

* * *

Und da fällt mir ein Text ein, den ich vor ziemlich genau 10 Jahren in einem öffentlichen Forum („wer-weiss-was.de“) geschrieben habe und der bei den LeserInnen viel Beifall fand. Auslöser für meinen Text war ein Statement vom 12.6.2006, 17:43:

Hab aber gestern (ohne fremdenfeindlich sein zu wollen) festgestellt das es ja in fast keiner Nationalmannschaft NUR wirkliche Spieler des Landes gibt. Das fängt bei Schweden mit nem marokanischen Torwart an und hört bei uns mit Asamoah auf. Kann ja sein das die alle da geboren sind usw….aber komisch find ich’s schon…

Ich hab mich da provozieren lassen zu folgendem:

hi!

du irrst. die schweden haben keinen marokkanischen torwart. wenn der nicht schwede wäre, dürfte er nicht spielen. auch asamoah ist DEUTSCHER! ob du’s glaubst oder nicht …

recht hättest du, wenn du feststellst, dass viele spieler einen migrationshintergrund haben. recht hättest du vielleicht auch, wenn du feststellst, dass überdurchschnittlich viele leute mit migrationshintergrund gute fußballspieler sind. (denn es ist eine echte chance für sie, ärmlichen verhältnissen zu entkommen!; etwas, das menschen ohne migrationshintergrund nicht im selben ausmaß brauchen!) recht hättest du auch, wenn du feststellst, dass es ohne „menschen mit migrationshintergrund“ gar nicht mehr geht. und zwar nicht nur auf dem fußball-, sondern auch am arbeitsplatz. unsere „westlichen zivilisationen“ – das gilt für „mein“ österreich wie für „dein“ deutschland gleichermaßen – sind (sehen wir der realität ins auge!) einwanderungsländer. und man sieht das unter anderem auch am fußballplatz. was wäre unser sozialsystem ohne die einzahlungen tausender „menschen mit migrationshintergrund“.

vielleicht können wir ENDLICH dazu übergehen, uns von der vorstellung zu befreien, dass deutscher / österreicher / schweizer / tiroler / westfale … nur sein kann, wer seit mindestens 3 generationen entsprechende vorfahren nachweisen kann. das ist nicht mehr so. (frage ist, ob’s jemals so war. zumindest für westösterreich – tirol, vorarlberg – sind bauwerke wie arlbergstraße, arlbergbahn ohne „menschen mit migrationshintergrund“ – damals waren’s italiener – undenkbar. und was wäre ostösterreich ohne die tschechischen und ungarischen hrdlickas und nowotnys und kozofans … und ich glaube, das ist in deutschland nicht anders. die nowotnys, tureks, tilkowskis, szymaniaks, posipals, grabowskis, borowskis, littbarskis, neuvilles, kuranyis … habt ihr auch. du kannst auch die lafontaines, die nowickis usw. dazunehmen. die sind alle bloß ein bisschen früher migriert als die asamoahs.)

ich lade dich ein, im 21. jahrhundert anzukommen. es ist das zeitalter der globalisierung. gute fußballspieler „anderer“ hauttönung sind ein positiver effekt der globalisierung. nimm ihn an; negative effekte gibt es genug.

michael

Kurze Zeit später hatte mein Artikel 9 „Sternchen“. (Das war damals was Ähnliches wie heute „Likes“ in mancher sog. „social media“, nur ungleich schwerer zu ergattern.) Unter anderem stand da:

UIIIIH !
Da muß ich doch gleich mal ’nen Punkt nach Tirol vergeben. Es war eine Wohltat, Dein Posting zu lesen.
&Tschüß
Wolfgang

und ein paar Tage später dann auch noch:

auch wenn ich Deinen Artikel erst jetzt gelesen habe. DANKE!!!
mein Vater ist Russe, meine Mutter Halbfranzösin und ich Deutsche.
ist das nicht toll???
Sarah
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