Veröffentlicht in allgemein, Bildung, Politik

Der Standard und die Ungewissheit

Um für eine Spezialausgabe am 24.9. zu werben, fragt Standard-Chefredakteur Martin Kotynek per Rundmail Leserinnen und Leser:

Betreff: Wie leben Sie mit der Ungewissheit?

Liebe Userin, Lieber User,

unsere Zeiten sind unsicher – psychisch, finanziell, politisch, wirtschaftlich.

Geschichtsprägende Ereignisse wie Corona, der Ukrainekrieg und die Teuerung werfen alle Vorstellungen von Zukunft über den Haufen: Wie heizt man seine Wohnung, wenn das Gas immer teurer wird? Welche Initiativen bieten Hilfe? Was müssen Politikerinnen und Politiker tun, damit das Land solidarisch den Winter übersteht?

Eines aber ist gewiss: Unserer aller Flexibilität, Resilienz und Denken in Szenarien werden bis auf Weiteres stark gefordert. Am 24. September widmet sich DER STANDARD in einer Schwerpunktausgabe zum Thema „Ungewissheit“ genau diesen und vielen weiteren aktuellen Fragen.

Ich hab mich provozieren lassen und geantwortet:

Sehr geehrter Herr Chefredakteur Kotynek!

Ich verfüge seit Jahrzehnten über ein Standard-Abo, habe auch schon Leserbriefe geschrieben; jetzt provozieren Sie mich mit der Frage, wie ich mit der Ungewissheit lebe. Das ist schon recht naiv, finde ich. Ich lebe in großer Gewissheit.

Sie meinen „Ereignisse wie Corona, der Ukrainekrieg und die Teuerung werfen alle Vorstellungen von Zukunft über den Haufen“. Ach wo! Sie vergessen die fundamentale Krise unserer Zeit, von der wir – Club of Rome! – seit 50 Jahren wissen und an die wir vom Weltklimarat jährlich erinnert werden: die Klimakatastrophe. An der hängen übrigens auch Zoonosen wie Corona; an der hängt auch die Teuerung; an der hängt mittelbar sogar der Ukrainekrieg. Kokettieren Sie doch nicht mit einer scheinbaren „Ungewissheit“, wo es doch gewiss ist, dass wir als gesamte Menschheit – aber besonders wir in West- und Mitteleuropa, wir in Nordamerika, wir in Japan und in zweiter Linie auch wir in Russland und China – die Biosphäre des Planeten nachhaltig zerstören und für die nachfolgenden Generationen unbrauchbar machen.

Wie lebe ich mit dieser Gewissheit? Naja: ich bin 65; mit einigem Glück überstehe ich die nächsten 15 Jahre halbwegs unbeschadet und kann noch einigermaßen friedlich sterben. Wie alt sind Sie? Haben Sie noch echte Chancen, die gewaltigen Weltkriege um Wasser, um Land, um Nahrung, also um das nackte Überleben aktiv mitzuerleben? Wenn ja, wünsche ich Ihnen viel Glück. „I know not, with what weapons World War III will be fought. But World War IV will be fought with sticks and stones“ – soll Albert Einstein noch gesagt haben. Das werden wir beide nicht mehr erleben, denke ich.

Sie können Texte von mir zur Lage Österreichs und zur Lage des Globus auf meinem Blog www.buerkle.work lesen: ich lade Sie ein. Sie können dort auch posten, wie Sie mit den Ungewissheiten und den Gewissheiten, mit denen wir konfrontiert sind, umgehen.

Ich kämpfe noch als politisch aktiver Mensch für meine Kinder und Kindeskinder um den Erhalt der Biosphäre, obwohl ich mich auf aussichtslosem Posten befinde. Es gibt genügend Politiker und Politikerinnen, die zu dumm sind, den Zustand der Welt zu erkennen. Es gibt Politiker und Politikerinnen, die gescheit genug wären, aber nicht den Mut zu den notwendigen unpopulären Maßnahmen aufbringen, weil sie verhindern müssen, dass sie bei der jeweils nächsten Wahl zu viele Stimmen verlieren. Nicht einmal die Umwelt-NGOs trauen sich, reinen Wein einzuschenken und die entsprechenden Konsequenzen vorzuschlagen.

Mit freundlichen Grüßen
michael bürkle

Bin gespannt, ob da noch was kommt.

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m.b.
m.b.
1 Jahr alt

ich hab nachgesehen: herr kotynek ist noch keine 40. er hat wirklich gute chancen, die auswirkungen der klimakatastrophe länge mal breite mitzuerleben.
mb