michael bürkle

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Michael Bürkle

Kopftuchpflicht? Die IGGÖ schweigt

Kopftuchpflicht: eine „höchstpersönliche Entscheidung“?

Ich habe vor 12 Tagen, am 15.6., an das Sekretariat der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) geschrieben, ob es stimme, dass eine islamische Religionslehrerin keine Vertragsverlängerung bekommen hat, weil sie kein Kopftuch mehr trägt.

Leider habe ich keine Antwort bekommen. Es liegt nun ein entsprechendes erstinstanzliches Urteil des Arbeits- und Sozialgerichts vor; ich muss also annehmen, dass die Vorwürfe gegen die IGGÖ stimmen.

Die Sekretärin der IGGÖ, Frau Husovic, hatte mir zu einer früheren Anfrae betreffend die Kleidungsvorschriften im Iran mit Bezugnahme auf eine Presseaussendung der IGGÖ geschrieben:

Jede Frau hat das Recht über ihren Körper selbst zu verfügen. Die Entscheidung für oder gegen das Tragen eines Kopftuchs ist eine höchstpersönliche, jeder diesbezügliche Zwang ist entschieden abzulehnen.

Aber: leider nein!

Dem ist nun offenbar nicht (wirklich) so. Wenn es um den Islam im Iran geht, äußert sich die IGGÖ menschenrechtskonform. Wenn es um die Zustände vor Ort geht, die sie selbst verantworet, äußert sich die IGGÖ nicht. Islamische Religionslehrerinnen sind in Österreich also de facto zum Tragen eines Kopftuchs verpflichtet; andernfalls riskieren sie, dass ihr Dienstvertrag nicht verlängert wird.

Von der Bronzezeit ins Frühmittelalter …

Mich überrascht das nicht wirklich. Das Judentum ist eine Religion aus der Bronzezeit, das Christentum stammt aus der Spätantike und der Islam aus dem Frühmittelalter. Ich habe dazu schon einmal „Eine Diskussion zu Abrahamitischem“ hier geführt: wir haben es in Bezug auf die sog. abrahamitischen Religionen mit bronzezeitlich-frühmittelalterlichen Wertesystemen zu tun. Dazu gehören absurde Kleidungsvorschriften, dazu gehören abstruse Essensvorschriften, dazu gehören auch im wahrsten Sinn des Wortes furchtbare Regeln wie „Aug um Aug, Zahn um Zahn“, von der sich nur das Christentum distanziert hat.

… und in die Jetztzeit

Solche Wertesysteme kann man heute nicht mehr staatlich unterstützen. Ich denke, mosaische und muslimische Schülerinnen und Schüler brauchen deshalb einen staatlichen Ethikunterricht statt ihres Religionsunterrichts. (Dieser Ethikunterricht sollte auch christlichen Schülerinnen und Schülern und Schülerinnen und Schülern anderer Religionsbekenntnisse offen stehen.) Bronzezeitlich-frühmittelalterliche Religionen müssen einen Religionsunterricht, wenn sie einen wollen, außerhalb der Schule selbst organisieren.


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Kommentare

5 Antworten zu „Kopftuchpflicht? Die IGGÖ schweigt“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    > Bronzezeitlich-frühmittelalterliche Religionen müssen einen Religionsunterricht,
    > wenn sie einen wollen, außerhalb der Schule selbst organisieren.

    Da bin ich ebenfalls dafür, aber ich glaube, das wäre nicht ganz mit dem nach wie vor geltenden Konkordat vom 5. Juni 1933 vereinbar, oder?

    Das heißt jetzt nicht, dass das nicht ginge, sondern man müßte da halt wahrscheinlich einfach auch daran denken, mit dem Vatikan quasi eine „Novelle“ des Konkordats zu beschließen, in der das sauber geregelt wird – alleine schon, um z.B. unnötige juristische Differenzen zu vermeiden.

    Wobei, mir persönlich wäre noch lieber, Österreich würde alle Konkordate etc. mit sämtlichen Religionsgemeinschaften kündigen (natürlich nicht über Nacht, sondern nach einer fairen und gemeinsam ausgehandelten Frist), und Religionsgemeinschaften wären in Zukunft einfach ganz normale Vereine, die dem Vereinsgesetz etc. mit allen Rechten und Pflichten unterliegen.

    Und eine Frage wäre vielleicht auch interessant zu diskutieren: nämlich ob es eventuell sinnvoll und angebracht wäre, Religionsunterricht überhaupt erst ab einem bestimmten Mindestalter zuzulassen.
    Weil es meiner Meinung nach Menschen nachhaltig erschwert werden kann, sich frei und selbständig für oder gegen religiöse Vorschriften und Zugehörigkeiten entscheiden zu können, wenn sie schon von klein auf religiös indoktriniert worden sind.

    D.h. ich könnte mir z.B. vorstellen: Religionsunterricht wird in der Volksschule abgeschafft und durch einen – natürlich altersgemäßen – Ethikunterricht ersetzt, und konfessioneller Religionsunterricht ist frühestens in der Hauptschule/NMS/Unterstufe erlaubt.
    Und für religionsmündige Jugendliche (d.h. 12 bzw. 14) ist Religionsunterricht sowieso „nur“ noch ein unbenotetes Freifach – das wär dann auch wieder für Religionen nützlich, weil dadurch würdens ja genauer wissen, wer ihre wirklich treuen Schäfchen sind, odr? 🙂

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      danke; ich stimm dir völlig zu.
      so lange das konkordat mit der römischen kirche noch existiert, wär mein vorschlag eine zwischenlösung. für mich ist momentan der kritische punkt das „aug um aug, zahn um zahn“. eine religion, die das lehrt, ist bronzezeitlich-frühmittelalterlich und hat im staatlichen unterricht keinen platz. das christentum hat sich davon zumindest theoretisch distanziert: Mt 5,38.

      1. Avatar von Whisker
        Whisker

        BTW:
        Zu Mt 5,38 fällt mir übrigens auch z.B. Mt 10,34-36 ein: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/mt10.html#34

        Auch ziemlich klare Worte, oder? Scheint so, als wär der gute Old Twobeams auch nicht immer so ganz der liebe und nette „Proto-Hippie“ gewesen, als der er gern vermarktet wird… 🙂

        1. Avatar von michael bürkle
          michael bürkle

          Hast eh recht! Es gibt auch im „Neuen Testament“ genug Widersprüchliches und so-oder-so-Deutbares.
          Danke für die Erweiterung meines Wortschatzes. „Old Twobeams“ war mir noch nicht bekannt. (= Jesus, für andere, denen es so geht wie mir)

          1. Avatar von Whisker
            Whisker

            > Danke für die Erweiterung meines Wortschatzes. „Old Twobeams“ war mir noch nicht bekannt.

            Gern geschehen! 🙂
            Deinen Dank reiche ich allerdings an die Newsgroup de.talk.jokes weiter, weil genau dort bin ich vor Jahren darauf gestoßen, als ich mich dort noch regelmäßig herumgetrieben habe.

            Aus de.talk.jokes kenne ich übrigens auch die „niederländische“ Variante:
            „Jupp van den Balken“. 🙂

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