Veröffentlicht in Bildung, Politik

Atomkraft im Kriegszentrum

Mitten im Ukraine-Krieg am Dnipro liegt das größte Atomkraftwerk Europas, das AKW Saporischschja. Es wurde nun schon seit der Eroberung durch russische Streitkräfte zum siebten Mal vom Stromnetz genommen. Das Weiterlaufen des AKW hängt an Dieselmotoren; der Diesel dafür reicht „etwa 10 Tage“.

Die russische Politik sieht die Schuld bei der Ukraine: „Statthalter Wladimir Rogow beschuldigt die Ukraine, eine unter ihrer Kontrolle stehende Stromleitung gekappt zu haben.“ Die ukrainische Seite sieht das genau gegenteilig: „Der ukrainische Energielieferant Energoatom erklärte, nächtliche russische Angriffe hätten die letzte Hochspannungsleitung gekappt …“

Jedes Niederfahren eines AKW ist ein kritischer Zustand; die Lage an der Front ist sowieso eine eminente Gefahr an sich: das Kraftwerk wurde schon mehrfach beschossen. Wir (in ganz Europa) leben mit einer potenziellen Atomkatastrophe mitten in der Ukraine. Was immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat, wird irgendwann passieren, wenn der Zustand nur lang genug andauert – lehrt die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Eine Wiederholung von Tschernobyl ist damit langfristig betrachtet sozusagen sicher.

Es wäre höchste Zeit, diesen unseligen, katastrophalen Krieg zu beenden. Er kann keinen Sieger haben, aber sehr viele Verlierer.

Friedensplan

1. Waffenstillstand
2. Rückzug aller Truppen
3. Verhandlungen über die Neutralität der Ukraine nach österreichischem Muster und über die Autonomie der Krim und der Oblaste Donezk und Luhansk nach Südtiroler Muster


Ein Exkurs in die Wahrscheinlichkeitsrechung

Nehmen wir an, die Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze in einem AKW sei an einem beliebigen Tag nur 1%. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, keine Kernschmelze zu haben, an einem Tag 99%.

Die Wahrscheinlichkeit, an 10 hintereinander folgenden Tagen keine Kernschmelze zu haben, ist dann nur mehr
0,99^10 = 90,44%

Die Wahrscheinlichkeit, an 69 hintereinander folgenden Tagen (also gut 2 Monate lang) keine Kernschmelze zu haben, ist dann nur mehr
0,99^69 = 49,98% – und sinkt mit jedem weiteren Tag.
In 69 Tagen ist ein Tag mit Kernschmelze dann schon wahrscheinlicher als alle Tage ohne – und steigt mit jedem weiteren Tag.

In Friedenszeiten ist die Wahrscheinlichkeit für eine Kernschmelze offenbar deutlich geringer als 1%. Dann dauert es bis zu einer Kernschmelze wesentlich länger – aber nicht unendlich lang, wie Tschernobyl und Fukushima beweisen.
Aber in Verhältnissen wie an der Front in der Ukraine?

Murphy’s Law – „Anything that can go wrong will go wrong“ – stimmt auf Dauer:
„Anything that can go wrong will go wrong – some time.“

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