Die Situation
Die Frau F und der Mann M beim Regalkauf. Beteiligt noch V(erkäuferIn).
Siuation 1:
M zu V: Stellen Sie das Regal auch auf? Ich möchte das nämlich nicht selbst machen.
F zu M: Liebling, das könntest du gar nicht.
Situation 2:
F zu V: Stellen Sie das Regal auch auf? Ich möchte das nämlich nicht selbst machen.
M zu F: Liebling, das könntest du gar nicht.
[Es gäbe noch eine dritte Variante:
F zu V: Stellen Sie das Regal auch auf? Mein Mann kann das nämlich nicht selbst machen.
Und noch ein paar andere. Aber die lassen wir hier weg.]
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Die Fragen
Sind die Situationen symmetrisch? Oder handelt es sich um Formen des Sexismus? Ist die Kommunikation harmlos? Oder stellt sie wichtige Rollen in Frage? Geschlechterrollen?
In Situation 1 bezweifelt F in Anwesenheit von V eine Kompetenz von M.
In Situation 2 bezweifelt M in Anwesenheit von V eine Kompetenz von F.
Mein guter Kommentator „peppone“ hat auf einen Beitrag über Feminismus von mir gepostet:
„Ich kenn nämlich keine Frau, welche sich im Grunde nicht auf Alphamännchen stehen würde, und ich kenn auch keinen Mann, welcher im Grunde nicht das Alphamännchen geben wollte.“
Ich schätze die Kommentare von peppone sehr, möchte ihm da aber widersprechen. Ich kenne Frauen, die sich nicht nur auf „Alphamännchen“ stehen und ich kenne Männer, die im Grunde nicht nur das Alphamännchen „geben“ wollen, sondern die bereit und fähig sind, aus der Alphaposition zurückzutreten und anderen dort den Zugang zu ermöglichen, Männern wie Frauen.
Bewertungen
In der Situation 1 holt F M aus der Position des Alphamännchens heraus. Sie schreibt ihm eine Kompetenz ab. Viele Männer würden das als Angriff empfinden. Ja, sie wollen als Alpha wahrgenommen werden. Vor V. Und von F.
[Wenn peppone recht hätte, wäre Situation 1 auch ein Beweis dafür, dass F auf M nicht „steht“, denn sie sieht ihn hier ja nicht als Alphamännchen. Aber ich glaube eben, dass peppone hier irrt.]
M in der Situation 2 tut Analoges. Aber F würde in einem klassischen Rollenbild keine Alphafunktion verlieren: sie muss ein Regal nicht zusammenbauen können. Im Gegenteil: als Alphaweibchen müsste sie hauptsächlich andere Qualifikationen haben. (Fragt sich allerdings: Welche?)
Also ist die Situation aus klassischer Sicht nicht symmetrisch. Also potenziell sexistisch. In Situation 2 haben wir einen paternalistischen Mann, der seiner Frau wenig zutraut, jedenfalls nicht den Bau eines Regals. Das ist im klassischen Rahmen. Der Mann in Situation 1 steigt schlecht aus, die Frau in Situation 2 nicht, der Mann in Situation 2 steigt aus moderner Sicht auch schlecht aus.
Aus moderner, gleichberechtigter, „emanzipierter“ Sicht ist die Situation zunächst symmetrisch. Beide sprechen einander gegenüber Dritten eine Kompetenz ab; das ist nicht gerade freundlich, aber in beiden Fällen gleich geartet. Allerdings, im Licht von früher bekannten „klassischen“ Verhältnissen: Der Mann in Situation 2 ist paternalistisch, unmodern, altmodisch. Die Frau in Situation 1 ist hingegen emanzipiert, modern, mutig.
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Ich bin auf Beiträge gespannt.
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