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COP28 auf Atomkurs

Die Atomkraftlobby

Am 16. November habe ich darüber berichtet, dass 6 Staaten auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai eine Verdreifachung der Atomkraftkapazitäten durchsetzen wollen: USA, Frankreich, UK, Südkorea, Schweden, VAE: „Weltklimakonferenz unter Unstern“.

Heute, ca. 2 Wochen später, hat sich diese „Atomallianz“ bereits auf 20 Staaten vergrößert. U.a. sind Belgien, Finnland, Japan, Polen und die Ukraine dazu gekommen. Der US-„Klimabeauftragte“ John Kerry erklärt, dass „Atomkraft entscheidend für Klimaneutralität“ sei und dass „Klimaneutralität bis 2050 ohne Atomkraft nicht erreichbar“ sei.

Was Kerry da sagt, stimmt natürlich – unter der Voraussetzung, dass die größten CO2-Emittenten dieser Erde nicht bereit sind, an ihrer Treibhausgaspolitik irgendetwas Substanzielles zu ändern.

Ich sehe das Ergebnis der Klimakonferenz schon: eine Verdreifachung der Atomkraft mit entsprechenden Förderungen der Atomindustrie und ein paar kosmetische Änderungen bei den erneuerbaren Energien.

Pest und / oder Cholera?

Ich bin der Meinung, dass die Wahl zwischen Nichtstun und der Verdreifachung von Atomkraft auf eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera hinausläuft. Nichtstun – bzw. zu-wenig-Relevantes-tun – treibt die Erhitzung der Erde in lebenswidrige Höhen. Wir bleiben nicht unter 1,5 Grad Erhitzung; wir kommen auf über 2 Grad. Wir werden das in Dürren, Erdrutschen, Überflutungen sonder Zahl bemerken. Der Sommer 2023 war ein Vorbote. Atomkraft hingegen wird uns eine Unzahl gefährlicher Atomreaktoren bescheren und Atommüll für Generationen, dessen Entsorgung ungeklärt (und de facto unklärbar) ist.

Wenn „Klimaschutz“ heißt, Atomkraftwerke zu propagieren, tu ich mir schwer. Aber vermutlich ist das die Absicht der Konzerne und der hochindustrialisierten Staaten.

Natürlich …

Es steht im ORF-Artikel auch da: „Umweltschützer und -schützerinnen würden einen Übergang ohne Atomkraft bevorzugen und weisen auf das Problem der Abfälle und der Sicherheit hin.“

Natürlich gibt es auch die vielen Vernünftigen, für die Atomkraft nicht die Lösung des menschengemachten Klimawandels ist. Aber wir werden eine unbequeme Minderheit bleiben; die Mehrheit wird sich für eine „bequeme“ Atomgesellschaft entscheiden in der Hoffnung, dass sich Tschernobyl, Fukushima, Saporischschja nicht allzu schnell und allzu oft wiederholen und wir genügend leere Bergwerke finden, in denen wir den Atommüll scheinbar sicher für ein paar Jahrtausende einlagern können.

Der Klimawandel entzieht uns innerhalb der nächsten Jahrzehnte eine gesunde Basis für die Biosphäre, für das Leben. Die Atomtechnologie tut das irgendwann auch: da wissen wir bloß nicht genau, wann.

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[…] indem sie vermehrt auf Atomkraft setzen. Frankreich gehört dazu: es will 14 neue AKWs bauen. Die USA, das UK, Schweden und diverse andere wollen das gleiche. Vor der COP waren es 7; während der COP sind es schier 20 […]