michael bürkle

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Michael Bürkle

Corona, Verschwörung, Demonstrationsrecht

Wir leben in Corona-Zeiten, wir leben in Zeiten von Verschwörungstheorien.

Eine spezielle Krankheit

Die Verschwörungstheorien entstehen einerseits wegen Corona. Im Gegensatz zu bisher bekannten Krankheiten hat Corona besondere, beängstigende Elemente. Viele haben die Krankheit, ohne Symptome zu zeigen. Auch wenn man keine Symptome zeigt, kann man die Infektion verbreiten. Corona ist eine harmlose Krankheit: die meisten Betroffenen bemerken nicht einmal, dass sie erkrankt sind. Gleichzeitig ist Corona eine sehr gefährliche Krankheit: man kann daran sterben, und es gibt noch keine Medikamente. Und gar nicht wenige insgesamt sterben: in Österreich nur ca. 730 Personen bisher; in anderen Ländern Tausende.

Asoziale Medien

Außerdem leben wir in einer Zeit der Desinformation. Jeder Trottel kann heute über Kanäle wie Facebook und Twitter – ich nenne sie hier: die asozialen Medien – scheinbare „Nachrichten“ verbreiten. Und viele Deppen tun das auch; manche sogar in ihrer Funktion als Präsident. Aber nicht nur Trottel, Deppen und Idioten nützen die asozialen Medien: auch Leute, die politische Absichten und Interessen verfolgen: Ratten- und Kinderfänger.

Medienkompetenzen?

Desinformation entsteht aber nicht nur bei den Sendern, sondern auch bei den Empfängern. Viele Menschen haben noch nicht gelernt, „Nachrichten“ sinnvoll zu bewerten und Qualitätsmaßstäbe anzuwenden, also Nachrichten von blanken Meinungen zu unterscheiden. Die Macht des geschriebenen Wortes ist auch gegeben, wenn das geschriebene Wort blanker Unsinn ist. Man muss das in den Schulen lernen, aber diejenigen, die die Schule vor 10, 20 Jahren verlassen haben, haben das nicht gelernt. Die können das nicht, und viele Junge auch noch nicht.

Gemengelage

Und aus dieser Gemengelage – (a) eine neue, eine „unheimliche“, eine ungewohnte Krankheit, die harmlos und lebensgefährlich zugleich ist, (b) ein explodierendes Mediensystem an asozialen Medien, in denen Deppen und Verführer nach Belieben produzieren können, und (c) eine Bevölkerung, die noch keine stabilen Qualitätskriterien für die Einschätzung von „Nachrichten“ gelernt hat – entstehen Verschwörungstheorien.

Verbote?

Wie geht man mit dieser Gemengelage um?

Naja: naheliegend ist es, Desinformationsevents wie Corona-Demonstrationen zu verbieten – wie jetzt in Berlin. Damit wird man aber der Desinformation und der Verschwörungstheorien nicht Herr; im Gegenteil: man heizt das noch an.

Ich würde Corona-Demonstrationen selbstverständlich erlauben, halt unter den Bedingungen, die gesundheitspolitisch nötig sind. Demonstrieren ist ein Grundrecht. Wenn die gesundheitspolitisch nötigen Bedingungen nicht eingehalten werden, kann und muss man die Demonstration halt auflösen. Aber von vornherein verbieten: das ist Wasser auf die Mühlen der Ängstlichen, der Zweifelnden, der Deppen und der politischen Rattenfänger.

Verbieten: Gut so? Nein: ein Fehler. Die Kosten sind höher als der Nutzen.


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Kommentare

4 Antworten zu „Corona, Verschwörung, Demonstrationsrecht“

  1. Avatar von Jan Kees
    Jan Kees

    Schande, dass die Demonstration in Berlin am letzten augenblick verboten wird, typisch einen Trick um Chaos zu verursachen. Der Richter hat es zugestanden.
    Auch Immunologen behaupten dass die Masken [sklaven masken]wertlos sind.
    Auch das verpflichtet Abstand halten is einen Unsinn.
    Unser Konigshaus und die Politiker glauben selbst nicht in die corona Massnahmen und feiern ihre Festen und Hochzeiten ohne dem.

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      Lieber Jan Kees,
      ich muss Dir da leider in einigen Dingen widersprechen.
      Die Demonstration in Berlin ist nicht im letzten Augenblick verboten, sondern im letzten Augenblick erlaubt worden. Leider haben sich die Demonstranten nicht an die mit den Veranstaltern vereinbarten Regeln gehalten, sodass die Polizei die Demo auflösen musste. Dass ich es für falsch gehalten habe, die Demo im ersten Schritt zu verbieten, habe ich ja schon geschrieben. Aber bei jeder Demo muss man die entsprechenden Bedingungen auch einhalten; das weiß ich auch als Veranstalter von Demos.
      Ich kenne keine Immunologen, die behaupten, dass Masken wertlos sind. Ich glaube das auch nicht; ich bin mir sogar sehr sicher, dass das nicht stimmt. Allerdings muss man differenzieren; das gehört zu den Dingen, die unsere Gesellschaft lernen musste. Masken im Freien zu tragen ist höchstwahrscheinlich wirklich nicht sinnvoll. In Innenräumen Masken zu tragen, ist im näheren, längeren Kontakt mit Menschen, deren Gesundheitszustand man nicht genau kennt, sehr sinnvoll – außer man hat Asthma o.dgl. (Dann kann man sich von der Maskenpflicht aber auch befreien lassen.)
      So trage ich z.B. bei Beratungsgesprächen in meiner Schule den Nasen-Mund-Schutz. Ich schütze damit mich vor möglichen Infektionen, aber auch meine Gesprächspartner, da ich ja selbst auch nicht völlig sicher sein kann, ob ich gerade infektiös bin oder nicht.
      Im näheren Kontakt mit Menschen, mit denen man sowieso das Alltagsleben teilt, ist eine Maske natürlich auch nicht sinnvoll, aber auch nicht vorgeschrieben.
      Dein Hinweis auf „Sklavenmasken“ ist für mich völlig unverständlich. Die Maskenpflicht hat ungefähr so viel mit Sklaverei zu tun wie die Straßenverkehrsordnung. Diese zwingt uns rechts zu fahren; wir haben nicht die Freiheit, die Straßenseite FREI zu wählen. Das ist aber auch gut so: das schützt uns und die anderen Menschen, die sich am Straßenverkehr beteiligen.
      Abstand halten ist kein Unsinn. (Übrigens auch nicht im Straßenverkehr.) Natürlich verlangt niemand einen Abstand gegenüber Menschen, mit denen wir direkt zusammenleben, das ist ja klar. Aber Abstandsregeln dienen dazu, die Menschendichte bei Veranstaltungen zu definieren. Viruscluster bilden sich immer wieder dann, wenn viele Menschen über längere Zeit kaum Abstände halten: beim Après-Ski, in Kirchen, beim Karneval, bei Tagungen und Konferenzen usw. usf. Über Abstandsregeln kann man höchst sinnvoll regeln, wie viele Menschen bei solchen Anlässen für die jeweiligen Räume zugelassen werden können. Das hilft sehr bei der Vermeidung von Virenclustern. In Salzburg hat ein Treffen von 26 Rotariern 15 Infektionen erzeugt – das ist völlig unnötig und wäre leicht vermeidbar. Ja, die hätten einen deutlich größeren Raum verwenden sollen, damit sie Abstände halten können.
      Wenn sich das holländische Königshaus nicht an die Regeln hält, zeugt das von der Dummheit und der Arroganz des Königshauses. Schickt es in die Wüste: dort gehören Königshäuser im 21. Jahrhundert auch hin.

      1. Avatar von Jan Kees
        Jan Kees

        Ha,ha die Wüste ist eine gute idee, dann kann man sein neues speedboat von 2 milionen euro, das er sich jetzt in der mitte der krise gekauft hat, versteigern.
        Was Berlin betrifft ging es auf und ab, zulassen, verbieten, wieder zulassen.
        Ubrigens hat die Polizei sich sehr gut benommen, den Demonstranten gegenuber
        Bei einer Demonstration in Dortmund hat der Hauptkriminalkommissar von Dortmund Michael Fritz eine Ansprache gehalten und sich distanziert von der durch die Regierung veränderten Gesetzgebung.
        Er hat sie als Diktatur bezeichnet.
        Was Desinformation betrifft haben die Medien [wie üblich], die Anzahl Demonstranten auf ein Zehntel von der wahren Anzahl angegeben.
        Die Medien papagaien bei uns nur der Regierung nach, niemals ein kritisches Wort.
        Gott sei dank haben wir unabhängige Kanale wo man interviews macht mit Wissenschaftlern und Medizinern, die sich äußern trauen mit Gefahr von Jobverlust.
        Jetzt wird der Staat angeklagt wegen Datenschwindel.
        Michael, Abstand halten ok, aber keine Verpflichtung und Buße von 390 euro.
        Wir demonstrieren nur für Freiheit, gegen Diktatur.
        Kommende Freitag wieder gegen neues Gesetz mit wahnsinnig viel Macht an Regierung. Parlament darf erst nachher reagieren auf genommene Massnahmen.

        Einen schonen Tag !!!!

        1. Avatar von michael bürkle
          michael bürkle

          hi,
          also bei uns in österreich gibt es in den medien viel fundierte kritik an der corona-politik der bundesregierung; aber es gibt eigentlich keine fundamentale ablehnung dieser politik. der gesundheitsminister – herr anschober – hat enorme beliebtheitswerte in der bevölkerung, vermutlich, weil er die notwendigen schritte besonnen und sachlich erklärt, in überaus hohem ausmaß auch zur selbstkritik fähig ist und zweifelsohne österreich viel leid erspart hat.
          ich kann mir nicht vorstellen, dass das in den niederlanden völlig anders ist.
          ich glaube aber bemerkt zu haben, dass die niederlande in der corona-politik erst sehr spät – eigentlich zu spät – politisch eingegriffen haben und nun ein hohes maß an krankheiten, schäden durch die krankheiten und an todesopfern zu tragen haben.
          m.b.

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