Veröffentlicht in Politik

Diplomatie, Hausverstand, Voraussicht – Fremdwörter

… jedenfalls für die österreichische Außenministerin

Die österreichische Außenministerin Kneissl ist heute im Ö1-Morgenjournal interviewt worden – zu den diplomatischen Folgen ihrer Einladung des russischen Diktators Putin zu ihrer Hochzeit. Hier der Audio-File (mp3) dazu …

… und ein Transkript zum Nachlesen:

Ö1 Außenministerin Karin Kneissl verteidigt die Einladung des russischen Präsidenten Vladimir Putin zu ihrer Hochzeit. Mit der politischen Aufregung weltweit habe sie nicht rechnen müssen, hat Kneissl im Morgenjournal um 7 erklärt.
Kneissl Nein, musst ich überhaupt nicht rechnen. Weil ich hatte die Hochzeit geplant als ein absolut privates Ereignis und habe Anfang Juni, als ich die Einladungen bekam, Kollegen in der Regierung, auch natürlich den Bundespräsidenten eingeladen, weil sich das gehört, und hatte an dem Abend, als der russische Staatspräsident bei uns zu Gast war, auch im Sinne eines „ich stelle darf ich meinen Verlobten vorstellen“ die Einladung gegeben und hatte damit wirklich nicht gerechnet, und am 19. Juli erfuhr ich dann von der Teilnahme des russischen Staatspräsidenten und wir haben diese Reis…, diesen Besuch weiterhin als private Feier konzipiert.
Ö1 Also Sie haben spontan entschieden, diese Einladung auszusprechen in einem persönlichen Gespräch?
Kneissl Absolut
Ö1 Sie haben Putin vorher zwei-, dreimal getroffen im Rahmen von politischen Terminen: Würden Sie sagen, Sie sind persönlich mit ihm befreundet?
Kneissl Nein, Freundschaft – so etwas entsteht nicht so schnell. Wir hatten einige interessante Gespräche und letztendlich ist der persönliche Kontakt immer etwas, das hilft um gerade in verfahrenen Situationen eine Vertrauensbasis herzustellen.
Ö1 Aber Sie beobachten das politische Geschehen seit Jahren, sind seit fast einem Jahr in der Regierung: Sie müssen gewusst haben, dass das politisch Wellen schlagen wird, wenn Vladimir Putin zu Ihrer Hochzeit kommt.
Kneissl Dass da natürlich ein Interesse bestehen würde: Jaaa! Für die österreichische Fremdenverkehrswirtschaft das war zweifellos nicht meine Absicht, aber es hat einen positiven Nebeneffekt gehabt. Und die Berichterstattung war ja nicht nur jetzt negativ.
Ö1 Dieses Foto mit dem Knicks am Ende des Tanzes: wenn Sie könnten, würden Sie es ungeschehen machen?
Kneissl Der Knicks hat sich ergeben aus dem Walzer heraus. Der russische Staatspräsident hat sich zuvor verbeugt und ich habe diese Verbeugung beantwortet mit einem Knicks. Der wurde dann in den Kommentaren als Unterwerfungsakt, als Kniefall dargetan, und wer mich kennt, weiß, dass ich mich niemandem unterwerfe.
Ö1 sagt Außenministerin Karin Kneissl im Morgenjournal

Es ist an sich unglaublich:

  • Die Außenministerin plant ihre Hochzeit als „absolut privates Ereignis“ und lädt dazu Minister, den Präsidenten und den russischen Staatspräsidenten ein. Was ist für diese Dame „absolut privat“?
  • Die Außenministerin lädt den russischen Staatspräsidenten „spontan“ zu einem Besuch in Österreich ein. Konzipiert die Ministerin ihre Politik „spontan“?
  • Die Außenministerin meint, sie müsse nicht mit Aufsehen rechnen, weil sie den Besuch Putins privat geplant habe.
  • Die Außenministerin erfährt von der Annahme der Einladung durch Putin und „konzipiert“ weiterhin „privat“. Ja hat sie denn noch alle?
  • Die „absolut private Feier“ legt – weil Putin kommt – für einen Tag die gesamte Südsteiermark lahm. Was hat die „absolut private Feier“ die Republik gekostet und was hat Kneissl davon bezahlt?
  • Die halbe Welt findet die Aktion der Außenministerin bedenklich, diplomatisch höchst problematisch, riskant – und die andere Hälfte macht sich über Kneissl lustig. Ja, stimmt: die Berichterstattung war „ja nicht nur jetzt negativ“.
  • Wer Kneissl kenne, wisse, dass sie sich niemandem unterwerfe: mag sein, aber wer kennt schon Kneissl?

Wie nennt man einen Menschen, der ohne jede Sensibilität mit ausschließlichem Ich-Bezug durch höchst empfindliches Terrain trampelt? Ich bitte um Vorschläge; mir fehlen die Worte. (In den USA haben sie für solche Dinge den Präsidenten direkt: Trump!)

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