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Michael Bürkle

Fußballkrise

Die harten Fakten

2:5 in Israel gegen Israel. 0:1 gegen Schottland in Österreich. Fußball-Österreich ist irritiert, verzweifelt, angefressen, enttäuscht – je nachdem.

Was ist die Ursache? Die Mannschaft hat doch bei der Europameisterschaft soo gut gespielt und nur gegen Italien, den späteren Europameister, in der Verlängerung verloren. Das sind doch ausgezeichnete Fußballspieler. Woher kommt die plötzliche Krise?

Naja: Österreich hat bei der Europameisterschaft auch gegen die Niederlande verloren und dabei gar keine gute Figur gemacht. Gewonnen hat die Mannschaft gegen (Nord-)Mazedonien und gegen die Ukraine. Gegen Italien hat die Mannschaft verbissen gekämpft, aber es war von vornherein klar, dass da letztlich nichts zu holen sein wird.

Wer ist schuld an der Krise?

Ich glaube, ich weiß es. Schuld sind (auch) die sogenannten „Experten“, die permanent volltönend behaupten, wie gut die Mannschaft „eigentlich“ sei, welche „Qualität“ sie habe, dass die israelische Verteidigung viel schlechter sei als die österreichische, dass der österreichische Sturm viel besser sei als der schottische. Diese sogenannten Experten – Pariasek, Prohaska, Mählich usw. – pushen die Erwartungen ins Astronomische; dabei könnten sie genau wissen, dass die Mannschaft gelegentlich große Schwächen zeigt – und zwar in der Verteidigung, wo grobe Fehler passieren, im Aufbau, wo oft nichts Produktives geschieht, und im Sturm, wo bis auf wenige lichte Momente wenig Gefahr erzeugt wird.

Dazu kommt eine geradezu bodenlose Arroganz dieser sogenannten „Experten“ gegenüber den jeweiligen Gegnern. Man schraubt die Erwartungen so hoch, dass die armen Spieler nur dann „gewinnen“ können, wenn sie gegen einen übermächtigen Gegner wie Italien tapfer verlieren.

*

Warum erinnert mich das an die österreichische Politik? Gibt es dort auch großsprecherische Dampfplauderer, die das „Licht am Ende des Tunnels“ erkennen, obwohl der Tunnel sicher noch einige Kurven dreht?

Ihnen sei gesagt: „Then it comes to be that the soothing light at the end of your tunnel was just a freight train coming your way.“ (Metallica, „No Leaf Clover“)


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Kommentare

2 Antworten zu „Fußballkrise“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    Eine Prämisse:
    Sowohl Prohaska und Mählich haben einige Jahre Berufserfahrung sowohl als Fußballspieler und auch -trainer, Pariasek hingegen war sportlich nur einige Zeit Handballer (und laut eigener Aussage mit „nicht allzugroßem Talent“, aber das sei mal dahingestellt). D.h. da würde ich grundsätzlich differenzieren und ersteren beiden jedenfalls wohlwollend zugestehen, dass sie über einschlägiges fußballerisches Fachwissen verfügen.
    (was jetzt nicht heißt, dass Pariasek sich als Sportreporter nicht auch ausreichend Fachwissen angeeignet haben kann – schließlich muss man ja z.B. auch nicht zwingend selbst verstorben sein, um kompetent übers Sterben reden zu können, siehe z.B. Elisabeth Kübler-Ross. D.h. ich gestehe Pariasek durchaus zu, dass er sich als erfahrener Sportreporter auch fußballmäßig einigermaßen auskennt).

    D.h. (hat ein bisserl gedauert – sorry, my bad): die Analysen solcher Experten ist nicht zwingend falsch – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass Franco Foda als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft bereits seit längerem dafür kritisiert wird (und zwar auch von Spielern der Nationalmannschaft selbst), dass er taktisch zu „mutlos“ wäre und deswegen die Mannschaft viel zu defensiv spielen lassen würde.

    Denn eine defensive Spielweise können sich Kapazundermannschaften von ausgewiesenen Fußballnationen wie z.B. England, Spanien, Portugal oder auch Italien (Stichwort: catenaccio) leisten, die daneben trotzdem die Tore machen, die sie brauchen.

    Aber in Österreich spielts das halt einfach nicht, solange wir nicht wieder ein „Wunderteam“ haben, sondern „nur“ gute Spieler, die vielleicht einen guten Trainer bräuchten, der nicht nur Optimum aus der Mannschaft rausholt, sondern sie auch quasi von der Leine läßt, wenn die Spieler das wollen.

    D.h. Franco Foda steht recht viel in der Kritik, seiner Mannschaft eine eher mutlose und zu defensive Spielweise aufzuzwingen, und vielleicht ist da auch was dran.

    Und notabene: das ist jetzt nur eine recht oberflächliche Analyse von mir.
    Denn ich bin alles andere als ein Fußballexperte und maße mir schon gar nicht an, einer der sprichwörtlichen „acht Millionen Trainer und/oder Teamchefs“ sein zu wollen, an denen in Österreich bekanntlich nie ein Mangel herrscht.
    Sondern ich bin ein eher nur bescheidener Fußballauskenner, der manchmal ein bisserl was aufschnappt, was der österreichische Fußball so veranstaltet, dazu noch ein paar Artikel von Leuten liest, die sich (hoffentlich etwas besser auskennen, und sich daraus dann was zusammenreimt – und dann mehr oder weniger verzweifelt hofft, sich mit seinen Ideen nicht allzusehr als unwissender Dolm bis auf die Knochen zu blanchieren (aye, pun intended).

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      danke.
      mir geht es ja da nicht so sehr um „kritik des fußballs“, sondern um das maßlos aufbauschende mediengetue drumherum
      lg
      m

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