heute 16.6.
Mit einem angemeldeten Demonstrationszug durch das Innsbrucker Stadtzentrum fand die Protestwelle der Letzten Generation ihren vorläufigen Schlusspunkt. Auch eine Abordnung der Scientists for Future war dabei; das Innsbrucker Street Noise Orchestra sorgte für den nötigen Flair.
Die Route führte von der Kranebitter Allee (Bachlechnerstr.) über die Ottoburg zum Landhaus 1 und zum Bozner Platz. Es kam zu keinen größeren Verkehrstaus.
morgen 17.6.
Für morgen lädt die LG zu einem Picknick auf die Liegewiese des Hofgartens:
Resümee
(aus meiner individuellen Sicht)
Die LG hat in dieser Woche für Tirol ein großes Aktionspotenzial bewiesen. Wer Einblick hat – ich habe den nur halbwegs, kann in den Mitgliedszahlen der verschiedenen Chat-Groups, über die Aktionen organisiert werden, ablesen, dass (und wie!) viele Menschen bereit sind, sich im Rahmen der Letzten Generation aus Solidarität zu engagieren.
In einer von ORF online veröffentlichten Umfrage – die Umfragedaten sind nicht so, dass man das Ding für repräsentativ halten könnte – teilt sich die Bevölkerung in ca. 25%, die die Proteste der LG für „voll gerechtfertigt“ oder sogar für „noch nicht weit genug“ gehend halten, und ca. 75%, die die Proteste für „zu radikal“ halten oder sie „absolut“ ablehnen. Ich denke, dieser Zwiespalt zeigt überraschend gute Werte für die LG und er wird sich mit der absehbaren Verschärfung der Klimakrise noch weiter vertiefen.
Mit der kurzen, etwa halbstündigen Autobahnblockade am Donnerstag hat die LG zweifelsohne einen zentralen Nerv unserer Gesellschaft und Wirtschaft getroffen – man kann das aus den irrational um sich schlagenden Kommentaren mancher Politiker schließen. (Zumal die offizielle Politik gerade in den letzten Tagen im Dreierlandtag zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino wieder einmal keinerlei sinnvolle Lösungen in der Transitfrage zustandegebracht hat. Da macht der Erfolg der Aktion der LG umso mehr Ärger.) Man „fahndet“ nach den 3 Autofahrer*innen, die den Verkehr kontrolliert zum Stillstand gebracht haben (damit eine Blockade überhaupt erst möglich wurde) – und macht sich damit lächerlich, weil sich die 3 selbst – ganz nach den Grundsätzen der LG, mit Gesicht und Name für Aktivitäten einzustehen – bei der Polizei melden und das per Twitter ankündigen.
Die LG hat in Tirol bewiesen, dass sie die nicht ganz einfachen technischen Aspekte des „Niederfahrens“ einer mehrstrahligen Kolonne beherrscht.
Ich war in den Diskussionen innerhalb der LG natürlich nicht beteiligt und ich bin kein Verkehrssicherheitsexperte: ich kann aus diesen Gründen nicht beurteilen, inwieweit es der LG gelungen ist, alle relevanten Gefahren einer unangekündigten Autobahnblockade zu antizipieren. Man kann die Aktion der LG nicht wirklich mit den schon beinahe „historischen“ Autobahnblockaden des Tiroler Transitforums am Anfang dieses Jahrhunderts vergleichen, die Tage vorher vorangekündigt waren und als „Bürgerversammlung“ und als eine Art „Volksfest“ aufgezogen waren und auch so begangen wurden.
Dass ich das nicht beurteilen kann, stört mich. Ich sehe hier Informationsdefizite und Diskussionsbedarf.
Klar feststellen kann man, dass sich nicht einfach Menschen mehr oder minder unüberlegt auf die Autobahn gesetzt haben, sondern dass der Autobahnverkehr durch exakte Planung und eine präzise Handlungsweise zum Stillstand gebracht worden ist. Inwieweit als Folge dieser Aktion erhebliche Gefahren entstanden sind oder entstehen hätten können, muss erhoben werden. Ja, auch ich finde die Autobahnblockade der LG sehr „mutig, entschlossen, zielbewusst“ (zitiert aus einem internen posting); ob sie auch hinreichend reflektiert war, weiß ich noch nicht.
Der Geifer, der aus manchen Aussagen der Politiker tropft, zeigt, dass die sich noch nicht ausreichend mit den Argumenten der LG auseinandergesetzt haben. Das aber zeigt, dass sie vom Klimawandel noch nicht ausreichend viel verstehen. Ich zweifle sehr daran, dass die Herren Gerber, Wolf und Dornauer (und wie sie sonst noch heißen mögen) auch nur halbwegs klar erklären könnten, was man unter einem „Kipp-Punkt“ im Klimawandel verstehen muss und wie so ein „Kipp-Punkt“ Tirol betreffen könnte.
Das „System“ – ich meine damit den politisch-wirtschaftlichen Kapitalismus in Österreich heute – hat mittlerweile gelernt, mit urbanen Straßenblockaden einigermaßen umzugehen. Aber auch zwischen Wien, Graz und Tirol gibt es da durchaus Unterschiede – die Tiroler machen das sehr gut, finde ich – und mit Deutschland kann man das gar nicht vergleichen: dort sind die Gesetze anders. Urbane Straßenblockaden erzeugen im System ein kleines nervöses Fieber; Autobahnblockaden machen dem System und seinen (zweitklassigen) Managern echte Ängste: vor Einfluss- und Machtverlust.
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